Kirmes in Spechtsbrunn Ein halber Elefant am Haken

Doris Hein

Wenn die Feuerwehr und ihr Verein in Spechtsbrunn (Landkreis Sonneberg) zur Kirmes einladen, dann gehört das Ziehen eines Feuerwehrautos zu den Höhepunkten des Festes. Ein Gerätewagen bring rund 3,5 Tonnen auf die Waage – halb so viel wie ein ausgewachsener Elefant.

 
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Nur gut, dass Feuerwehrleute sowieso einen guten Draht zu Wasser haben. Denn als die Spechtsbrunner Kameraden am Wochenende zur Kirmes einluden, schickte Petrus ihnen eine Menge kühles Nass von oben als Gratiszugabe. Doch weder die Organisatoren noch die Gäste des Festes in Sonnebergs höchstgelegenem Stadtteil ließen sich davon die gute Laune verderben. Schon am Freitagabend wurden die Besucher kulinarisch verwöhnt – mit Eisbein und Kaiserfleisch. Am Ende war nur ein wenig Sauerkraut übrig, weiß Kirmes-Organisatorin Corina Roßbach vom Feuerwehrverein, die sich über die vielen Besucher an allen drei Tagen ebenso freut wie ihre Mitstreiter. Am Samstag stand dann der Kirchweihgottesdienst in der Matthäuskirche im Mittelpunkt der Feierlichkeiten.

Die Schumlacher warteten am Sonntagvormittag mit Ständerlen auf, während beim Familiennachmittag die Rennsteigkapelle Kleintettau im Festzelt neben dem Feuerwehrgerätehaus das musikalische Zepter übernahm. Da hatte dann mittlerweile (erneut) starker Regen eingesetzt und Organisatoren und Festgäste harrten zunächst im Zelt aus und hofften auf eine Lücke in der Wolkendecke.

Währenddessen genossen sie Bratwürste, Rostbrätel und Fischbrötchen, Kaffee und Kuchen im Zelt. Auch einen Stollen hatten die fleißigen Kuchenbäckerinnen vom Feuerwehrverein beigesteuert. Angesichts der herbstlichen Temperaturen entschloss man sich im Laufe des Nachmittag sogar, den Besuchern, die mit Winterjacken dicht an dicht im Festzelt die Kälte bekämpften, zusätzlich mit Glühwein unter die Arme zu greifen.

Ein halber Elefant am Haken

Vereinschef Udo Höllein rief schließlich, dem Regen zum Trotz, alle Teams zum Start des traditionellen Höhepunktes der Spechtsbrunner Kirmes – des Feuerwehrauto-Ziehens. Auf der Straße zwischen Kirche und Gerätehaus stand das corpus delicti schon bereit – ein Gerätewagen Logistik, kurz GW-L, dem die Organisatoren kurzfristig einen Teil seines Innenlebens entfernt hatten, sodass sich das Gesamtgewicht nur noch auf rund 3,5 Tonnen belief. Was quasi der reichlichen Hälfte dessen entspricht, was ein ausgewachsener Elefant auf die Waage bringt. Dieses galt es nun, an einem Seil über eine Strecke von rund 100 Metern zu ziehen, selbstverständlich so schnell, wie möglich. Udo Höllein gab den Start-“Schuss“, während Peter Roßbach und Maik Wagner die Zeit der Teams stoppten. Trotz Regen standen natürlich die Fans der Akteure – teils gut beschirmt – vor dem Zelt und an der Strecke und feuerten ihre Favoriten kräftig an, machten Schnappschüsse und Videos und hatten viel Spaß, während sich die Männer, Frauen und Kinder am Seil abrackerten.

Weniger Regen wäre verständlicherweise für alle angenehmer gewesen, denn die Wettkämpfer hatten letztendlich nicht nur mit dem Gewicht des Fahrzeuges zu kämpfen, sondern ebenso mit den Pfützen auf der Straße und dem total durchnässten Seil.

Vielleicht dachte sich ja dabei aber auch der eine oder andere: Wenn’s nicht so heiß ist, kommt man bei der Anstrengung nicht so ins Schwitzen.

Augen und Ohren spitzen hieß es im Anschluss im Festzelt, wo Wehrführer Jörg Kästner die Siegerehrung vornahm. Die Frauenmannschaft aus Spechtsbrunn kam problem- und konkurrenzlos auf Platz Eins und durfte sich deshalb über einen Siegerhelm samt märchenhaftem Rotkäppchen-Preis freuen.

Auch von den anderen drei Mannschaften landete logischerweise jede auf dem Siegertreppchen und wurde mit Gerstensaft fässchenweise belohnt. Platz Drei belegten die Spechtsbrunner, Platz Zwei die Mixed Oberland-Staffel Rach. Je ein Fässchen Bier durften die Sieger von Traktor Haselbach entgegennehmen. Und weil sich früh übt, was ein echter Feuerwehrler werden will, zog auch ein gemischtes Team mit zahlreichen Kindern das Auto noch einmal mit viel Elan über die Wettkampfstrecke.

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