Kirmes in Piesau Glasbläserort feiert Schutzheiligen

Elke Schönfelder

Vom Feiern hat man in Piesau (Landkreis Sonneberg) noch lange nicht genug. Nun war die „Piesner Kirmes“ Anlass für das nächste Vergnügen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Nach dem verlängertem Himmelfahrts-Wochenende zum 400-jährigem Jubiläum der Glasherstellung in Piesau, gab es nun die nächste Gelegenheit, um sich wieder im großen Kreis zu treffen- die Piesner Kirmes. Nach zwei Jahren der durch Corona bedingten Kompromisse ging es dieses Jahr wieder so richtig los. 2020 versuchte der Kirmesverein, mit einer abgespeckten Version den Gedanken zu retten. 2021 blieb den Mitgliedern nur der Besuch des Festgottesdienstes in der Laurentius Kirche zu Piesau und heuer konnte dieser Festgottesdienst wieder im großen Rahmen auf dem Dorfplatz stattfinden.

Die Laurentius Kirche wurde am Sonntag, 9. August 1959 geweiht und kann mit ihren gerade mal 63 Jahren auf eine bewegte Geschichte zurück blicken. Laurentius gilt als Schutzpatron der Glasmacher. Der Bezug zur Namensgebung, der lang ersehnten Kirche im Glasmacherort, bekommt nun auch für Menschen einen Sinn, die darüber noch nicht nachgedacht haben. Am 10. August im Jahre 258 wurde Laurentius auf barbarische Weise nach der Folter hingerichtet. Seither trägt dieser Tag den Namen Laurentiustag. Die ungewöhnlich häufigen Sternschnuppen- Sichtungen in den Nächten um den 10. August, werden den Perseiden zugeordnet, die im Volksmund Laurentiustränen genannt werden. Die Kirmes sollte an dem Wochenende im August gefeiert werden, dass dem 10. August am nächsten ist.

Eine reife Leistung legte der Kirmesverein in diesem Jahr hin. Sie fanden den Goldenen Weg zwischen alten Traditionen und neuen Ideen. Für den jungen Vereinsvorsitzenden Moritz Pollum war es die erste ausgewachsene Kirmes im Amt. Während der Vorsitzende noch am Detscher- Stand im Einsatz war und Neulingen Tips gab, füllte sich der Festplatz. Dann zur Eröffnung folgte der erste Aha- Moment. Dass immer ein Fass als Freibier angezapft wurde war ja bekannt, diesmal stand es schon zum Ausschank bereit im „Bierwagen- Zelt“, so unter dem Motto:“ Lasst das mal die Profis machen“.

Der Einmarsch der Kirmesgesellschaft weckte Erinnerungen an ein Fußballspiel- lauter Teamplayer im orangen Trikot, nur ganz rechts zwei Herren im weißen Hemd. Nein – das waren keine Schiedsrichter, Ortsteilbürgermeister Siegfried Lippmann und Thomas Schröder- als Vertreter von Bürgermeister Uwe Scheler, standen bereit. Verblüffend neu war die Eröffnung der Kirmes. Siegfried Lippmann forderte alle Gäste auf von 10 rückwärts zu zählen, wie bei einem Countdown, bei Silvesterpartys erprobt klappe alles auf Anhieb und bei 0 schrien alle den Kirmesschlachtruf über den Platz. Die Worte des Bürgermeisters: „Die Kirmes ist eröffnet und nun gibt es Freibier bis das Fass leer ist“, wurden mit Applaus aufgenommen. Anschließend startete DJ Sven die Mottoparty „ Apres Ski“. Mitten im Hochsommer hingen sogar am Bierstand Schneelocken herunter . Die Mädels mit wollenen Mützen und Skibrillen dürften das wohl nicht lang ausgehalten haben. Der Samstag als Familientag, kam wie schon früher immer,einfach gut an. Am Abend rockten Bross4you das volle Festzelt.

Der Sonntag war wieder ein Tag der jahrelang gepflegten Traditionen. Festgottesdienst, Frühschoppen und Mittagessen mit „Detscher un Ripplen“ sind sonntags Pflicht. Natürlich gehören auch die Ständerle, sogar schon seit über 60 Jahren, dazu. Beim Anschauen der Bilder wird der Zeitsprung richtig deutlich. Mit viel Elan und guter Laune zogen die jungen Leute durch die Straßen des Ortes. Andere Verkehrsteilnehmer brauchten schon etwas Geduld, denn. die nach der Musik der Rehbachtaler, tanzende Paare auf der Straße waren nicht zu stoppen. Aber alle Beteiligten, ob bewusst oder unfreiwillig dabei, quittierten die Darbietungen zumindest mit freundlichen Gesten.

Am Abend warteten schon etliche Gäste auf die Schoweinlage zum Ausklang. Mit ihren selbst gebauten Requisiten und Kostümen begeisterten die Akteure immer ihr Publikum. Die Kirmesgesellschaft mit Frontfrau „Geli Habermann“ hatte in diesem Jahr das Motto „Sonne, Wind und Meer“ aufbereitet. In ihrer Playback- Show griffen auf sie alte Songs von Loita, Lale, Andersen, Klaus und Klaus und vielen mehr zurück.

Wo liegt die Messlatte für eine erfolgreiche Veranstaltung? Zählen da die Einnahmen, die Anzahl der Gäste oder ist es am Wichtigsten, dass sich alle wohl fühlen und Spaß haben? Piesau hat auch 2022 alles richtig gemacht.

Bilder