Kirchlauter Zweckverband erhöht Wasserpreis

Günther Geiling

Der Preis für den Kubikmeter steigt von 1,07 auf 1,49 Euro. Mit einem Teil der Erhöhung soll aber auch eine Sonderrücklage gebildet werden.

 
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Kirchlauter - Ausschließich um die Anpassung der Verbrauchsgebühren ging es in der Verbandsversammlung des "Zweckverbandes zur Wasserversorgung der Veitensteingruppe", der mit seinem günstigen Wasserpreis bisher immer am unteren Level lag. Eine neue Kostenkalkulation führte aber nun dazu, dass die Verbandsversammlung unter Leitung von Vorsitzender Ruth Frank die Wassergebühren um rund 40 Prozent anhob und sich damit der Wasserpreis von 1,07 Euro auf 1,49 Euro pro Kubikmeter erhöht.

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Wie wirkt sich die Erhöhung für den Bürger aus?

Bei einer verkauften Menge von insgesamt 268 000 Kubikmetern und der Anhebung des Wasserpreises von 1,07 Euro auf 1,49 Euro/cbm, bedeutet das für den Zweckverband der "Veitensteingruppe" jährliche Mehreinnahmen von 112 560 Euro, wovon 34 840 Euro als Sonderrücklagen geltend gemacht werden. Im Kalkulationszeitraum von 2021 bis 2024 kann der Verband bei gleichbleibender Wasserabnahme auf Mehreinnahmen von 450 240 Euro hoffen und gibt 139 360 Euro in die Sonderrücklage.

Bei einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Verbrauch im Jahr von 42 Kubikmetern bedeutet das eine Steigerung bei einem Ein-Personen-Haushalt von 17,64 Euro und bei einer vierköpfigen Familie von 70,56 Euro.

Der Trinkwasserzweckverband "Veitensteingruppe" in den Haßbergen beliefert 32 Ortschaften und Weiler mit ca. 5500 Einwohnern in Unter- und Oberfranken mit rund 235 000 Kubikmetern. Wasserabnehmer sind zudem die Stadt Königsberg und die Marktgemeinde Rentweinsdorf mit zirka 33 000 cbm. gg


Der Wasserpreis war letztmalig 2013/14 von 0,90 Euro/cbm auf 1,07 Euro erhöht worden und nun wurde noch vom letzten Gremium das Fachbüro für Kommunalberatung Dr. Schulte/Röder mit einer neuen Gebührenkalkulation beauftragt. Inzwischen, so Ruth Frank, sei ein Anlagennachweis erstellt worden, um eine gute Basis für die Rechtsgültigkeit zu besitzen. "Sobald jemand einen Widerspruch einreicht, müssen wir Rechtssicherheit nachweisen und auf dieser Basis können wir agieren."

Simon Kohl von der beauftragten Kommunalberatung erklärte, dass zu den Kosten inzwischen auch eine angemessene Abschreibung und Verzinsung des Anlagekapitals in einem Kalkulationszeitraum von höchstens vier Jahren zählen. Als Schwachstelle bezeichnete es Kohl, dass man sich im Planungsjahr 2020 befinde und bei einem Wasserpreis von 1,07 Euro/cbm einen "Puffer" von 100 000 Euro habe. "Wir starten also mit einer Überdeckung, müssen aber trotzdem mit den Gebühren hoch, weil die Gesamtkosten steigen."

Als Vorschlag warf er in die Runde, den Wasserpreis auf 1,49 Euro/cbm zu erhöhen. Für eine reine Kostendeckung würden zwar 1,36 Euro/cbm ausreichen, aber man sollte zusätzlich eine Sonderrücklage von 0,13 Euro/cbm vorsehen, die der Gesetzgeber als ein neues Instrument zur Finanzierungsgestaltung ermögliche. Diverse Maßnahmen könnten damit durch die Hintertür der Rücklagenbildung bereits vor Baubeginn in die Finanzplanung einfließen. Durch die komplette oder teilweise Berücksichtigung späterer Erhöhungen bereits zum heutigen Zeitpunkt handle man nach dem Prinzip der kaufmännischen Vorsicht und erhöhe die Wahrscheinlichkeit, die beschlossenen Gebührensätze in ihrer Höhe auch über mehrere Kalkulationszeiträume beibehalten zu können.

Verbandsrätin Lilo Stubenrauch wollte wissen, was denn an Investitionen auf den Zweckverband zukomme. Ihr würde die Erhöhung um 40 Prozent "Bauchschmerzen bereiten". Berater Simon Kohl sprach von sehr vielen Unterhaltungsmaßnahmen, so dass langfristig der Preis sowieso nicht zu halten wäre. "Einrichtungen aus vor 40 Jahren kommen an einen Punkt, wo sie ersetzt werden müssen. Das wird in fünf bis zehn Jahren zu einer deutlichen Steigerung führen." Karl-Heinz Kandler wunderte sich über die 40:60 Aufteilung hinsichtlich der Grundstücks- und Geschossflächen bei anderen Bereichen wie Kanal. Hier kam die spontane Antwort, dass man unterschiedliche Anlagen nicht vergleichen könne.

Simon Kohl vertrat die Meinung, dass im Bereich Wasser nicht gespart werden sollte. Es sei hochwertiges Wasser von 1000 Liter und der Gebührenzahler sei mit dem Preis verwöhnt gewesen. "Wem dieser Preis zu hoch ist, darf sein Wasser ruhig beim Aldi kaufen."

Vorsitzende Ruth Frank verwies darauf, dass der durchschnittliche Wasserpreis in Deutschland bei 2 Euro liege. Der Zweckverband bereichere sich hier nicht. "Ich gehe davon aus, dass es nicht zu viel ist und eigentlich eher zu wenig." Die umliegenden Gemeinden lägen zwischen 1,25 Euro und 1,90 Euro pro Kubikmeter. Peter Großkopf aus Baunach hielt den Preis in Ordnung, denn in Oberfranken koste es teilweise noch mehr.

Der Beschluss den Wasserpreis ab 1. November zu erhöhen und damit über eine Sonderrücklage Finanzmittel anzusparen, wurde dann bei einer Gegenstimme von Lilo Stubenrauch beschlossen.

Um eine Anpassung der Beitragssätze für die Grundstücks- und Geschossflächen ging es dann im nächsten Punkt, wobei die Mehrheit der Verbandsräte doch überrascht war, dass in diesem Bereich die Beiträge um 55 bis 60 Prozent sinken sollen - für manchen nicht nachvollziehbar.

Simon Kohl erklärte das mit einer Veränderung des Teilers, dass sich die Anzahl der Geschoss- und Grundstücksflächen sehr erhöht habe. Der abzudeckende Aufwand wird zu 40 Prozent nach der Summe der Grundstücksflächen und zu 60 Prozent nach der Summe der Geschossflächen umgelegt. Damit sinkt der Beitrag für die Grundstücksflächen von 1,95 Euro/qm auf 0,76 Euro. Der Beitrag Geschossfläche sinkt von 8,20 Euro/qm auf 3,65 Euro. Dies wurde einmütig beschlossen.

Angehoben wurden auch die Wassergebühren für die "Wassergäste" anderer Gemeinden. Der anteilige Preis für den Markt Rentweinsdorf steigt zum 1. Januar 2021 von 1 Euro Euro auf 1,49 Euro/cbm und der Anteil der Stadt Königsberg von 1,12 Euro auf 1,49 Euro/cbm.

Karl-Heinz Kandler kündigte einen Antrag für den Anschluss des Weilers Passmühle nach Neubrunn an. Dies sei notwendig, weil sich die Ebelsbach-Gruppe zurückziehen und kein Wasser mehr liefern wolle. Er hoffe, dass man mit den beiden Gemeinden Kirchlauter und Breitbrunn sowie dem Zweckverband zu einer Lösung komme.