Auch Phasen der Öffnung
Das rigide Filmwesen in der Sowjetunion erlebte nur vergleichsweise kurze Phasen freier künstlerischer Arbeit. Es gab eine Periode der Experimente in der Anfangsphase, als der Konzern aus einzelnen Studios hervorging und auch neben Sojusfilm zeitweilig immer wieder neue Namen hatte. "In den 1920ern war das sowjetische Kino das interessante auf dem Planeten. Die ganze Welt hat mit Entzücken zugeschaut, wie in Moskau, Leningrad, Kiew gedreht wurde … Das war erstaunlich, romantisch", schrieb der Kinoexperte Sergej Lawrantjew in seinem Buch über die Mosfilm-Regisseure.
Auch nach dem Tod Stalins gab es für das Kino wie für andere Bereiche der Kunst ein politisches Tauwetter. Vor allem aber in den 1980ern unter Kremlchef Michail Gorbatschow mit seiner Glasnost-Politik der Offenheit erlebte auch die Kinowelt eine Revolution - nicht zuletzt mit Sexszenen in den Filmen.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion sagte der ehemalige Mosfilm-Chef Wladimir Dostal im Gespräch mit US-Journalisten, die Zeit der Lügen sei vorbei. "Wir haben endlich angefangen, uns mit der negativen Seite unserer Geschichte zu beschäftigen... Vorher haben wir in unseren Filmen gesagt: Prostitution gibt es nicht, Drogensucht gibt es nicht." Das alles habe in den USA gespielt.
Vorwärts auf Kremllinie
Heute laufen etwa 120 Projekte jedes Jahr durch das Studio. Das propagandistische Kino lebe vor allem von kremlnahen Fonds und Instituten, wie die im Exil im Ausland produzierte kremlkritische Zeitung "Nowaja Gaseta" schrieb. Eine Traumfabrik sei Mosfilm schon lange nicht mehr.
Mosfilm-Chef Schachnasarow machte bei dem Treffen mit Putin deutlich, wo er seine Aufgabe sieht: in der patriotischen Ertüchtigung der russischen Bevölkerung. Er betonte, dass das Studio heute profitabel arbeite, Steuern in die Staatskasse spüle und auch für den Krieg spende. Und er will einen Wunsch Putins erfüllen: Die alten sowjetischen Filme sollen wieder in den Schulen laufen und auch das Weltbild künftiger Generationen prägen.