Bereits im Frühjahr hatte die Kindertafel einen Hilferuf gestartet. Damals waren die geförderten Beschäftigungsmaßnahmen ausgelaufen. Damit war die Kindertafel ohne Mitarbeiter. Die Firma Profectus hatte sich daraufhin gemeldet. Jeden Tag von Mai bis zu den Sommerferien halfen Mitarbeiter ehrenamtlich. Sie belegten Brote, packten Frühstücksbeutel und fuhren diese an die Schulen. Mit dem Ende der Sommerferien musste jedoch eine dauerhafte Lösung her.
Martina Sawitzki, Leiterin der Kindertafel, hat die vergangenen Ferienwochen genutzt und an der Organisation gefeilt, um Synergien mit der Suhler Tafel zu nutzen. Dazu gehört, dass die Kindertafel ihr Domizil im Nordlicht verlassen hat und künftig wie die Suhler Tafel in der Insel ansässig ist. „Das ist aus der Logistik heraus der richtige Schritt“, ist sich Martina Sawitzki sicher. So könne das Personal Lebensmittel sortieren, die für beide Tafeln genutzt werden. Auch auf das Lager könne die Kindertafel zurückgreifen. Die Tafel-Fahrer hatten bereits die Aufgabe übernommen und auch die Supermärkte für die Kindertafel angefahren. „Und ich habe Ehrenamtler, die das Brot täglich frisch holen“, sagt Martina Sawitzki, wobei eine unterstützende Kraft, die immer donnerstags für anderthalb Stunden im Einsatz sein kann, noch gesucht wird. „Suhler Tafel und Kindertafel müssen enger zusammenarbeiten“, sagt Martina Sawitzki.
Ab Montag sind die Mitarbeiter der Kindertafel wieder täglich ab halb sechs im Einsatz und schmieren Brote. Insgesamt fünf Mitarbeiter sind es. Diese Aufstockung von drei auf fünf Angestellte, begründet Matthias Griebel, Geschäftsführer der GSD, die einer von drei Trägern der Kindertafel ist, mit der begrenzten Stundenanzahl, die bei 450-Euro-Jobbern möglich ist. Auch für ihn ist es nur logisch, dass die beiden Tafeln in Zukunft enger zusammenarbeiten.
Die Ursache für die immer wiederkehrenden Probleme der Kindertafel sieht er in den Förderungen. „Wir bedienen uns permanent der falschen Förderprogramme, weil es keine richtigen gibt“, fasst er das Dilemma zusammen. Die bisherigen Förderungen über das Jobcenter galt immer Langzeitarbeitslosen, die an den ersten Arbeitsmarkt herangeführt werden sollten.
Keine institutionelle Förderung
„Aber wir haben keine institutionelle Förderung“, sagt Matthias Griebel. Der Versuch, die Personalkosten über das Landesprogramm Solidarisches Zusammenleben (LSZ) fortzuführen, scheiterte, weil – so der Bescheid – die Kindertafel nicht förderfähig sei. Er habe viele Gespräche mit Politikern geführt und immer wieder gehört, dass die Kindertafel eine kommunale Aufgabe sei. „Nur bei der Suhler Haushaltslage ist die Übernahme einer freiwilligen Leistung illusorisch“, weiß Matthias Griebel. Auch der Vorschlag, die Kosten über Lottomittel zu finanzieren, konnte nicht realisiert werden. „Weil ich auch die nicht für Personalkosten einsetzen darf“, so Matthias Griebel.
Er weiß es zu schätzen, dass trotz Corona-Pandemie bei vielen Suhlern und den Firmen in der Stadt die Spendenbereitschaft unverändert ist. „Wir haben natürlich geschaut, wie machen das andere Kindertafeln, viele gibt es ja nicht“, berichtet er. Ein Vergleich aber mit Schweinfurt sei nicht möglich: „Dort gibt es große Firmen in großer Zahl, die spenden und Mitarbeiter zum Broteschmieren schicken. Da ist die Last auf viele Schultern verteilt“.
Matthias Griebel hofft, dass die derzeitige Lösung, die die Arbeit der Kindertafel zunächst für ein Schuljahr sichert, nicht den Tod auf Raten bedeute. Denn auch zukünftig wird alles von Spenden abhängen. „Wir haben über 15 Jahre geschafft, aber erstmals habe ich kein gutes Gefühl“, sagt er.