Kinderspaß und Gartenarbeit Im Kinder-Garten mit grünem Daumen

Sandra Markert
Gartenspaß, statt Gartenarbeit. Kinder wissen, wie das geht. Foto: Adobe Stock/Jatuporn Tansirimas

Gärtnern ist für Kinder ein spannender Zeitvertreib – vorausgesetzt, die Eltern bringen ein wenig Wissen mit und erlauben auch mal kreative Experimente.

 
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„Schau mal, wie toll wir die Hecke geschnitten haben!“ Sohn samt Freund stehen im Garten, wo sie wirklich ganze Arbeit geleistet haben. Von der Kletterrose ist keine einzige Knospe mehr übrig. Die Jungs sind sich trotzdem einig: „Wir werden später mal Gärtner, das macht uns so viel Spaß!“

Schneiden, graben, matschen, klettern, pflanzen, ernten: Im Garten kommt bei Kindern selten Langeweile auf. Und nebenbei lernen sie eine ganze Menge. Welche Pflanzen man wann schneidet, was Knospen sind und was Blätter. Wann Erdbeeren wirklich Saison haben, wie Kartoffeln oder Karotten wachsen und was für große Pflanzen aus einem winzigen Tomatenkern entstehen.

Her mit dem echten Werkzeug!

Oder wie man mit Werkzeugen umgeht – und zwar mit richtigen. „Bloß kein Kinderwerkzeug aus Plastik kaufen. Es ist nur frustrierend, wenn man damit nicht richtig schneiden, graben oder hacken kann“, sagt Antje Lobenstein, Gärtnerin und Museumspädagogin vom Deutschen Gartenbaumuseum in Erfurt. Sie hat die Erfahrung gemacht, dass sich gerade Jungs mit Werkzeug oder Maschinen gut in den Garten locken lassen. „Grundschüler können einen Akku-Rasenmäher beispielsweise schon gut selbst bedienen“, sagt Antje Lobenstein.

Bis zu diesem Alter freuen sich die meisten Kinder auch, wenn sie ihren Eltern bei der Gartenarbeit helfen können. „Noch herrlicher ist es, wenn dabei etwas entsteht. Man gemeinsam erntet und aus der Ernte Salat oder Konfitüre machen kann“, schreibt die Biologin Bärbel Oftring in ihrem Buch „Matsch und Möhren: Mit Kindern den Garten entdecken“ (Kosmos Verlag, 17 Euro).

Lieber anspruchslose Pflanzen

Damit dies auch klappt, empfiehlt Antje Lobenstein zunächst auf schnell wachsende und eher anspruchslose Pflanzen zu setzen – insbesondere wenn die Eltern selbst keine Garten-Experten sind. „Bei Dingen wie Radieschen, Zuckerschoten, Erbsen, Karotten, Kohlrabi oder Gurken sieht man bald einen Erfolg und man kann sie auch gleich roh aus dem Garten essen.“

Zudem rät Lobenstein, möglichst vielseitig zu pflanzen, wozu sich auch ein größerer Kübel auf dem Balkon gut eigne. „Denn wenn ich viele verschiedene Pflanzen habe, wird irgendetwas schon gelingen, egal was Wetter oder Schnecken machen.“

Neben Gemüse empfiehlt Antje Lobenstein essbare Blüten wie Ringelblumen, Borretsch oder Gewürztagetes für den Kinder-Garten. „Sie sehen toll aus im Salat oder auf dem Schnittlauchbrot.“ Die meisten Kräuter wachsen ebenfalls recht unkompliziert, können während der Sommermonate zum Kochen gepflückt und für die Wintermonate als Kräutersalz konserviert werden.

Eigene Herstellung

Hierzu Kräuter wie Petersilie, Thymian, Oregano, Rosmarin, Liebstöckel, Dill und Schnittlauch ernten, mit der Schere klein schneiden (nur die Blätter, nicht die harten Stängel) und im Mörser zusammen mit Salz klein reiben – das gelingt schon Kindergartenkindern fast ohne Hilfe.

Wenn man als Eltern nicht gerade auf englischen Rasen samt akkuratem Ziergarten rund ums Haus setzt, fallen Kindern draußen auch jede Menge eigener Experimente ein. Aus Blüten und reifen Beeren lassen sich vielfältige bunte Zaubergetränke mit Erdbeer-, Kirsch-, Lavendel- oder Rosenduft herstellen oder schöne Mandalas legen. Lehmige Matsche kann man wie Knete verarbeiten oder wie Farbe benutzen, um Steine oder auch den ganzen Körper zu bemalen.

Wenn das Kind lieber Löcher aushebt, entdeckt es dabei nicht nur viele unterirdische Gartenbewohner, sondern merkt eventuell auch, dass der angepeilte Weg zum Erdmittelpunkt ein ganz schön weiter ist. Weshalb aus so manchem Loch dann eben doch ein kleiner Teich wird. Oder das Zuhause für einen neuen Johannisbeerstrauch.

Kreatives Loch

Einpflanzen lassen sich in solche Gartenlöcher verschiedenste Samen und Kerne. Aus der Kastanie wächst nun tatsächlich ein kleines Bäumchen, welches der Sohn hegt und pflegt. Die Tochter lässt sich seit Jahren nicht entmutigen, vielleicht mit Olivensteinen ähnliche Erfolge zu erzielen. Auch Kirsch- und Apfelkern wollten bislang nicht so, wie sie wollte. Antje Lobenstein empfiehlt, es mal mit einem kernechten Pfirsich zu versuchen.

Und die Gelegenheit zu nutzen, mehr Infos darüber zu sammeln, welche Pflanzen sich wie vermehren lassen – und warum es bei manchen nicht so recht klappen mag. Für Pflanzexperimente ist auch auf einem Balkon genügend Platz. Ebenso wie für einen Kartoffelsack oder ein Miniatur-Gärtchen.

Der Garten im Garten

Antje Lobensteins Idee: eine kleine Obstkiste nehmen, darin einige Kräuter oder auch Gänseblümchen einpflanzen, dazwischen Gartenwege aus Kies anlegen, Gartenzäunchen aus Stöckchen bauen oder vielleicht noch ein Häuschen. Oder man legt in ebenso einer Kiste eine Kinderapotheke mit Pflanzen an, die bei Schürfwunden (Kamille, Gänseblümchen), Mückenstichen (Spitzwegerich, Pfefferminze) oder Halsweh (Salbei) helfen. Anregungen, welche Pflanzen sich dafür noch eignen und wie man aus Salbei selbst Bonbons oder aus Ringelblumen eine Salbe machen kann, finden sich im Buch von Bärbel Oftring.

Für Kinder, die sich vor allem für die Lebewesen im Garten interessieren, ist derweil ein Komposthaufen eine tolle Sache. „Man kann an einer Stelle auch eine Glasscheibe einbauen, dann lassen sich die Tiere gut beobachten“, sagt Antje Lobenstein. Die Glasscheibe sollte allerdings mit einem Brett wieder abgedunkelt werden, das man nur zum Beobachten wegnimmt – die gängigen Kompostbewohner mögen nämlich kein Licht. Im Kleinen lässt sich die tägliche Arbeit eines Regenwurms auch in einem Glas beobachten (siehe Info).

Auch bei den Tieren haben Kinder aber oft ihre ganz eigenen Vorlieben. Unser Jüngster hält sich derzeit einen Schneckenzoo. Er hat schon herausgefunden, dass seine neuen Haustiere Salat lieber mögen als Erdbeeren. Das Futter für die Schnecken pflückt er natürlich im eigenen Garten.

Info

Regenwurm-Schauglas
Regenwürmer sind sehr nützliche Gartenbewohner. Sie verteilen Nährstoffe im Boden und erzeugen Humus. Sie graben sich durch den Boden und lockern ihn dadurch auf. Durch ihre Grabgänge wird der Boden belüftet und das Regenwasser kann gut versickern.

Bilder