Kinderprovinzschrei Marisfeld Hans im Glück und Märchen für Mutige

Wolfgang Swietek

Der Kinderprovinzschrei vom Verein Provinzkultur aus Suhl hat am Samstag im Kinder- und Jugendheim Schloss Marisfeld Station gemacht.

 
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Marisfeld - Das Kunst- und Literaturfest im Thüringer Wald, eine beliebte Veranstaltungsreihe des Vereins Provinzkultur, gibt es in diesem Jahr bereits in seiner 21. Auflage. Ab und an wenden sich die Organisatoren mit einer solchen Veranstaltung direkt an die Kinder, gestalten ein Programm nach deren Wünschen. „Ein ganzer Tag für Kinder und Pubertiere“, wie sie es nennen. Nicht immer nur in Suhl, wo der Verein seinen Sitz hat, wollten sie ihr kulturelles Angebot unterbreiten, wollten mal – wie es ihr Name ja besagt – raus in die „Provinz“ damit gehen. Kristine Kemlein, die erst vor Kurzem die Leitung des Kinder- und Jugendheims Schloss Marisfeld von Ilona Günzler übernommen hat, war sofort begeistert von der Idee, in dem herrlichen Schlosspark gleich hinter „ihrem Schloss“ zu einem solchen Kinderfest einzuladen. Natürlich durften nicht nur die Bewohner der eigenen Kindereinrichtung daran teilnehmen. Kommen durften alle, die gemeinsam feiern wollten, ob groß oder klein, alt oder jung.

Musikalisch eingestimmt wurden die Besucher von drei jungen Musikern, wobei Flo, Nina und Jan ihr Programm vor allem auf die kleinen Zuhörer abgestimmt hatten. Schnell hatten sie den Draht zu den Mädchen und Jungen gefunden, bezogen sie einfach mit ein – bei ihren Liedern, wo alle kräftig mitsingen konnten oder sollten. Und auch bei seiner Moderation stellte Flo alias Florian Winkel immer wieder Fragen an die Kinder. Wie viele Tasten hat so ein (elektrisches) Klavier? Und wie viele Saiten hat die Bassgitarre von unserem Jan? Die fünf Saiten der Gitarre waren schnell gezählt, doch beim Klavier mussten sie schon schätzen. Auf 88 – die weißen und schwarzen Tasten zusammengezählt – ist niemand gekommen, mit einhundert lag ein Junge jedoch ganz nah dran. Ein Lied vom „Lieblingsmenschen“ sangen die drei, und „Ich lass’ für dich das Licht an“. Was ein kleines Mädchen kommentierte: „Das ist doch Stromverschwendung!“

Gerade als Clown Gerno Knall mit seinem „Knalltheater“ beginnen wollte, fielen die ersten Regentropfen. Regenschirme wurden aufgespannt, noch besser – man rückte einfach die Stühle und Bänke ein paar Meter weiter unter die große Kastanie, die wie ein großer Regenschirm wirkte. Und schon konnte der quirlige Clown, der extra aus Leipzig angereist war, mit seinem Spiel beginnen. Ganz allein auf sich gestellt, schlüpfte er in viele Rollen der Märchen, die er mitunter gehörig durcheinander wirbelte. Was die aufmerksamen Kinder jedoch schnell bemerkten und ihn immer wieder korrigierten. „Hans hört in der Ferne ein Geräusch“, so begann Clown Gerno Knall, „dem geht er nach und findet in einem Schlossverlies ein Mädchen. Das soll Taschentücher zu Geldscheinen spinnen. Da kann nur einer helfen – Rumpelstietz! Den muss Hans nun finden.“ In seinem rasanten Stück reist Clown Gerno Knall mehrfach durch die Luft, durch das Wasser und auf der Erde. So ganz nebenbei streift er dabei verschiedene bekannte Märchen. Was für alle Zuhörer ein zusätzliches Vergnügen war. Sprachlich und mimisch eine Extraklasse, hatten auch die Erwachsenen ihren Spaß an dem munteren Spiel.

Inzwischen war auch die Sonne wieder zum Vorschein gekommen. So musste niemand mehr einen Regenschirm aufspannen, als Märchenerzähler Andreas von Rothenbarth seine „Märchen für Mutige“ vortrug. Manch bekanntes Märchen war dabei, doch es gibt auch welche, die der Märchenerzähler nicht mag, wie er bekannte, und sich deshalb weigerte, sie zu erzählen. Das von Hänsel und Gretel zum Beispiel. Jemand, der erst von der alten Frau Essen und Trinken bekommen hat, und diese dann in den Ofen steckt und sie verbrennt! Darüber sollte man einmal nachdenken, forderte er seine Zuhörer auf. Die für sich im Stillen zugeben mussten, dass sie Hänsel und Gretel, sicher eines der bekanntesten Märchen der Gebrüder Grimm, auf diese Weise noch nie gesehen hatten.

Basteln und Kinderschminken gehört bei einem Kinderfest einfach mit dazu. Wer von den Mädchen und Jungen schlüpft nicht gern mal in eine andere Rolle, was mit ein wenig Schminke schnell zu erreichen ist.

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