Kinderkrebstag Lilly, die kleine Kämpferin

Weihnachten war noch alles in Ordnung. Sechs Wochen später erhalten Lisa Herdmann und Andre Möller die schlimme Nachricht, dass ihr Sonnenschein schwer krank ist. Foto: privat

Lilly aus Mittelstille erkrankt kurz nach ihrem ersten Geburtstag an Leukämie. Nun hat sie die ersten Chemotherapien hinter sich. Ihre Eltern weichen ihr nicht von der Seite.

 
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Schmalkalden - Am 14. Februar ist Valentinstag. Das weiß so ziemlich jeder. Dass in diesem Jahr der Rosenmontag und damit der Höhepunkt des närrischen Treibens auf den 15. Februar fällt, ist auch niemandem verborgen geblieben. Was die meisten Menschen aber nicht wissen, ist, dass am 15. Februar der Internationale Welt-Kinderkrebstag ist. 2002 ins Leben gerufen, um auf krebskranke Kinder und Jugendliche und deren Angehörige aufmerksam zu machen. Weil Krebs immer noch ein Tabuthema ist. Gerade wenn es um Kinder geht, können sich viele immer noch nicht vorstellen, dass so eine schwere Erkrankung auch vor den Kleinsten nicht Halt macht und das Leben einer Familie auf den Kopf stellt.

Lisa Herdmann und ihr Freund Andre Möller sind überglücklich, als sie am 17. Januar 2020 ihre kleine Lilly in den Armen halten. 31 Stunden hatte die 30-Jährige in den Wehen gelegen. Doch als sich das Würmchen an ihren Körper schmiegte, war alles vergessen. Die Schwangerschaft, berichtet die junge Mutter, verlief ganz normal. Ein paar Wehwehchen, unbedeutende Kleinigkeiten. Lilly entwickelte sich prächtig. Sie wuchs zu einem fröhlichen Kind heran, liebevoll umsorgt von ihren Eltern und Großeltern. Lisa kann sich nicht erinnern, dass Lilly irgendwann mal ernsthaft krank war. Ein Schnupfen vielleicht. Mehr nicht.

Kurz nach Lillys erstem Geburtstag spürten die Eltern, dass etwas nicht stimmt. Die Kleine, blass geworden, weinte viel, ließ sich nicht anfassen, wollte nicht mehr laufen, sitzen, krabbeln oder etwas essen. Sehr ungewöhnlich. Hatte das kleine blonde Mädchen doch immer einen guten Appetit, liebte es , mit Mama und Papa zu kuscheln. Anfangs dachten Lisa und ihr ein Jahr älterer Partner an mögliche Nachwehen der Dreifachschutzimpfung, die Lilly erhalten hatte. Zudem zahnte sie. Doch der Zustand der Einjährigen verschlechterte sich von Tag zu Tag. „Wir hatten alle das Gefühl, dass ihr irgendetwas weh tut. Konnten uns aber die Ursache nicht erklären“, beschreibt Lisa Herdmann ihre Hilflosigkeit.

Jetzt wissen die Eltern: Ihrer Tochter taten die Knochen weh. Verursacht durch Blutkrebs.

Von dem Verdacht erfuhren die besorgten Eltern nur wenige Stunden, nachdem sie mit Lilly die Notaufnahme im Meininger Klinikum aufgesucht hatten. Bei der Blutuntersuchung stellten die Ärzte eine erhöhte Anzahl von weißen Blutkörperchen fest. Ließen keine Zeit verstreichen und überwiesen ihre kleine Patientin umgehend nach Erfurt. Es ging ruckzuck, erzählt Lisa. Binnen zehn Minuten habe der Rettungswagen vor der Tür gestanden und sie in die Spezialklinik gebracht. Hier gingen die Untersuchungen sofort weiter.

Leider bestätigte sich der Verdacht: Lilly leidet an Leukämie, an AML, die schlimmere Art. Lisa und Andre war, als würde ihnen von einer Sekunde zur anderen der Boden unter den Füßen weggezogen. Geschockt, wütend, hilflos, traurig. Die jungen Eltern durchlebten ein Wechselbad der Gefühle. Schwer zu beschreiben. „Im ersten Moment denkt man, dem eigenen Kind beim Sterben zusehen zu müssen“, sagt die 30-Jährige.

Seit einer Woche ist nun die Klinik das Zuhause von Lilly und ihren Eltern. Die ersten Chemotherapien hat die Einjährige bereits erhalten. Viele weitere werden in den nächsten fünf Monaten folgen. Lisa und André weichen ihrem Liebling nicht von der Seite. Während die Mama dauerhaft als Begleitperson bei ihrer Tochter schlafen darf, hat der Papa ein Zimmer im Wohnheim der Erfurter/Suhler Elterninitiative gemietet. Sein Arbeitgeber, die Höhnbergtechnik Floh-Seligenthal, ermöglicht dem Mechatroniker diese Auszeit, hält ihm den Rücken frei, um sich Zeit für Lilly zu nehmen. So lange er möchte. „Ein toller Arbeitgeber“, möchte das Paar auf diesem Weg Danke sagen.

Vor der kleinen Familie liegt ein langer, schmerzhafter Weg. Lilly hat gute und schlechte Tage, erzählt Lisa. Die Anzahl der Leukozyten sei bereits zurückgegangen. Eine gute Nachricht bei all der Sorge um ihren Liebling. Wegen Corona und der schweren Form der Leukämie dürfen Lisa und Lilly die Klinik nicht verlassen, auch nicht zwischen den Chemo-Blöcken. Die Ärzte machen wenig Hoffnung auf einen Kurzurlaub zu Hause. Zu gefährlich für das geschwächte Immunsystem der kleinen Kämpferin.

Auch nach ihrer Genesung wird sie viel Zuwendung und medizinische Betreuung brauchen. Vor dem zweiten Lebensjahr darf sie keinen Kindergarten besuchen. Heißt für Lisa, dass sie nicht, wie geplant, in die Backstube zurückkehren kann. Finanzielle Sorgen drücken, ab dem Sommer wird es knapp.

Das Schicksal, schrieb die junge Mama in einem ihrer regelmäßigen Posts, macht vor nichts und niemandem Halt. Deshalb ist den jungen Eltern auch wichtig, ihre Geschichte am heutigen Internationalen Weltkinderkrebstag zu erzählen. Noch mehr aber würden sie sich wünschen, wenn die Menschen auch über den 15. Februar hinaus Anteil am Schicksal der kranken Kinder und ihrer Angehörigen nehmen. Indem sie sich zum Beispiel als Knochenmarkspender registrieren lassen. Lisa und Andre haben das bereits getan. Vor drei Jahren hatten sie sich an der Typisierungsaktion für einen an Blutkrebs erkrankten Jungen aus der Region beteiligt. Damals wollten sie anderen helfen. Jetzt gehören sie selbst zu den anderen. Jetzt braucht vielleicht ihre eigene Tochter eine Knochenmarkspende. Aber soweit ist es noch nicht. Lilly kämpft, wie ihre Eltern, Großeltern und die vielen Freunde, die Anteil nehmen am Schicksal der kleinen Familie.

Wenn sie diese unterstützen möchten: Der Hilfsverein von Freies Wort, Südthüringer Zeitung und Meininger Tageblatt „Freies Wort hilft – MITEINANDER-FÜREINANDER“ nimmt Spenden entgegen und gibt diese 1:1 an die Familie weiter. Freies Wort hilft: IBAN: DE39 8405 0000 1705 017 017 Rhön-Rennsteig-Sparkasse; Verwendungszweck: Lilly.

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