Kinderhospizdienst Bedarf an Familienbegleitern ist gewachsen

Annett Recknagel
15 neue ehrenamtliche Familienbegleiterinnen sind ab sofort geschult einsatzbereit. Foto: /Annett Recknagel

15 neue Familienbegleiterinnen nahmen jetzt ihre Zertifikate entgegen – die Ausbildung umfasste 140 ehrenamtliche Stunden.

 
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Schmalkalden - Jana Schmidt sitzt hinter ihrem Schreibtisch und hat gut zu tun. Gerade erst endete ein Kurs für ehrenamtliche Familienbegleiterinnen. Es war der dritte, den die Koordinatorin beim Südthüringer Kinderhospizdienst geleitet hat, und den 15 Teilnehmerinnen sehr erfolgreich abschließen konnten. Insgesamt liegen 100 Stunden hinter den ehrenamtlichen Familienbegleiterinnen. Dazu kommen 40 Stunden, die als Praktikum absolviert wurden. Von März bis November dauerte der Kurs. Jana Schmidt ist froh und dankbar, ihn präsent absolviert zu haben. Kursort war altbewährt der Schulungsraum der Firma Hehnke im Steinbach-Hallenberger Gewerbegebiet „Am Schertzer“.

Der Ausbildungskurs für ehrenamtliche Familienbegleiter wird auf der Grundlage des Curriculums des Bundesverbandes Kinderhospiz e. V. durchgeführt. Während der Ausbildung lernen die Teilnehmer, betroffenen Familien Perspektiven aufzuzeigen und sie in ihrem Alltag zu entlasten. Ebenso werden sie darauf vorbereitet, sie in schweren Stunden zu unterstützen. „Das braucht Bereitschaft von Mitmenschen“, weiß Jana Schmidt und freut sich sehr, dass in diesem Jahr mehr als 20 neue Familienbegleiter dazugekommen sind.

Als der dritte Kurs begann, lief der vorherige, der wegen Corona zwischenzeitlich abgebrochen werden musste, noch einige Zeit parallel. Doch auch diese sieben Teilnehmer bekamen ihr Zertifikat und sind bereits in ihrer Funktion tätig. Die Zusammenarbeit mit der Firma Hehnke stellte Jana Schmidt als „völlig problemlos“ dar. „Wir haben gemeinsam ein Hygienekonzept geschrieben, die Firma stellte Tests zur Verfügung – es war wunderbar“, schilderte sie. Acht Kursteilnehmerinnen kamen aus dem hiesigen Landkreis, fünf aus dem Raum Erfurt/Jena/Weimar und zwei aus Nordhausen. Damit kann der Südthüringer Kinderhospizdienst jetzt auf 43 ausgebildete ehrenamtliche Familienbegleiterinnen zurückgreifen. „Und die werden auch gebraucht“, erklärte die Koordinatorin. Gerade während der Pandemie hat sie sehr viele Hilferufe aus Familien mit lebensverkürzend erkrankten Kindern entgegengenommen. „Es war vieles rückläufig“, erläuterte sie dieses Phänomen. Nicht nur Termine bei Physiotherapeuten auch Besuche beim Ergotherapeuten seien für die Betroffenen weggebrochen. In dieser Zeit sei sie ihrer Aufgabe als Koordinatorin besonders gefragt gewesen. „Alle Familienbegleiter sind jetzt gut untergebracht und das ist gut so“, meinte sie.

Natürlich mussten mit den Familien auch Hygienekonzepte erarbeitet werden. Nicht zuletzt deshalb, um den Ansprüchen vor Ort gerecht zu werden. „Das zu Ende gehende Jahr war für die Ehrenamtler sehr anstrengend, aber ich konnte auf jeden einzelnen zählen und das macht stolz“, sagte sie. Im Frühjahr wird der nächste Kurs starten. Anmeldungen dafür nimmt Jana Schmidt ab Januar entgegen. Und was geschah beim Kinderhospizdienst in diesem Jahr noch? Hier nennt Jana Schmidt zuerst die Tulpenzwiebelaktion von Rewe.

Als Hoffnungszeichen sollte am 1. Advent auf dem Außengelände des Kinder- und Jugendhospizes in Tambach-Dietharz eigentlich ein Pflanztag stattfinden, die Aktion wurde aber verschoben. Die Tulpen, die übrig sind, hat Jana Schmidt den Ehrenamtlichen kurzerhand in Tütchen gesteckt, damit sie diesen Samen ihrer Arbeit bei sich im Garten in die Erde bringen können. „Damit wird der Hospizgedanke an ganz unterschiedliche Orten weitergetragen“, sagte sie. Zudem sei die Zwiebel auch ein Dank für die vielen Entbehrungen, die in diesem Jahr ertragen werden mussten. Pflanzaktionen wird es in der nächsten Woche auch in den Kindereinrichtungen in Schweina und Oberhof geben. Doch auch im Landkreis Schmalkalden-Meiningen bewegte sich in diesem Jahr auf dem Gebiet der Kinderhospizarbeit etwas. Jana Schmidt bot im Landratsamt ein Seminar zum Thema Trauerbegleitung an. „Der Bedarf ist vorhanden“, berichtete sie. Zwölf Interessenten ließen sich diesbezüglich schulen. Weiter hat die Koordinatorin festgestellt, dass in Sachen Trauerarbeit bei Kindern und Jugendlichen Nachholbedarf besteht.

Kurzerhand reagierte sie und nahm bereits im Januar eine Weiterbildung auf. Über anderthalb Jahre lässt sich Jana Schmidt jetzt zur systemischen Trauerbegleiterin für Kinder und Jugendliche schulen. Ihr Ziel ist es, Trauergruppen für Kinder und Jugendliche anzubieten. Auf diese Weise sollen die Eltern entlastet werden. „Ich will die Kinder auffangen, die durch Corona oder andere Krankheiten einen lieben Familienangehörigen verloren haben und das bewältigen müssen“, erklärt sie. Schon im nächsten Herbst könnte sie mit dieser Arbeit starten.

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