Kinderfest auf der Wilhelmsburg Immer auf der Hut: Fechten wie im Mittelalter

Annett Recknagel

Mönch Liutger brachte zum Schlösserkindertag interessierten Mädchen und Jungen die Kunst des Fechtens bei.

Schmalkalden - Emil war begeistert. „Das hat so richtig Spaß gemacht“, meinte er. Gemeinsam mit einer Gruppe anderen Kinder probierte er sich am Weltkindertag im Fechten aus. Möglich war das im Innenhof von Schloss Wilhelmsburg. Als Fachmann stand Mönch Liutger den Kindern und Jugendlichen zur Seite. Er heißt im richtigen Leben Sven Richter und ist Fechtlehrer. In seinem Heimatort Dresden bietet er Fechtkurse für Kinder zwischen sechs und 14 Jahren an. Nach Schmalkalden war er zum wiederholten Mal gekommen, um Kindern das Barockfechten etwas näher zu bringen.

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Übrigens gab es den Mönch tatsächlich. Das von ihm verfasste Fechtbuch ist die älteste Quelle des Fechtens. Geschrieben hat es Liutger um 1320. Das Buch ist zudem bebildert. Sven Richter zeigte den Kindern einige Seiten. Insgesamt stehen 40 Partnerübungen in dem Buch – vier davon lernten die Mädchen und Jungen kennen. Los ging es mit der Beinarbeit.

Aber warum mussten Kinder früher eigentlichen Fechten können? Ganz einfach – im Mittelalter gab es keine hauptamtliche Stadtwache und so wurden die Kinder herangezogen, am Stadttor Wache zu stehen. Fechten zu können, war dabei unabdinglich. Man denke nur an Überfälle – hier musste man sich verteidigen.

Als das mit den Schritten klappte, bekamen die Kinder Plastikschwert und Schild. Und weil Fechter immer auf der Hut sind, ging es sofort damit los. Die Hut bezeichnet im mittelalterlichen Fechten die Grund- und Ausgangsstellung. Die Kinder lernten sehr schnell.

Freilich musste man auch aufmerksam sein. Redete man zu viel, ordnete der Mönch Liegestütze an. Einen kleinen Fechter traf dieses Los – die anderen waren nach dieser sportlichen Ertüchtigung plötzlich mucksmäuschenstill.

Sven Richter bot gleich zwei Kurse an. Im ersten konnten die Kinder das historische Fechten im Stil des Mönches Liutger ausprobieren, im zweiten wurde mit Rapier beziehungsweise Hofdegen gefochten. Die Teilnehmer benutzten Waffen aus Plastik. Aber Sven Richter hatte auch Nachbildungen einiger historischer Schwerte und Rapiers mitgebracht und stellte diese vor. Die Schnupperkurse im Fechten kamen bei den Kindern sehr gut an.

Zum Schlösserkindertag gehörte weiter ein Puppenspiel. Jörg Schmidt vom „Theater aus dem Bauch“ aus Ilmenau erzählte und spielte im Riesensaal die Geschichte vom „Rumpelstilzchen“. Die Veranstaltungen hatte das Museumsteam anlässlich des Weltkindertages ermöglicht.