„Sprachlern-Apps können die Schulstunde ergänzen, aber nicht ersetzen“
Darauf zielen auch die Experten vom Goethe-Institut und nennen als Beispiel Pflegekräfte in Deutschland, die in zunehmender Zahl nicht Deutsch als Muttersprache sprechen. Hier sorgt natürliche Sprache für Empathie. „Wollen wir in einer Welt leben, in der Pflegekräfte mit Simultanübersetzung mit ihren Patienten kommunizieren?“, fragt das Goethe-Institut.
Speaking english, lesson one: In einer Welt mit digitalen Übersetzungshilfen wirkt der Fremdsprachenunterricht in der Schule altmodisch. Trotzdem findet Stefanowitsch, dass die Kinder „im Großen und Ganzen“ auf die richtige Art und Weise lernen. Sprachlern-Apps könnten die Schulstunde ergänzen, aber nicht ersetzen, erklärt er. Beim Goethe-Institut geht man davon aus, dass sich die Rolle des Lehrers und der Unterricht verändern - „weg von der reinen Wissensvermittlung hin zu einer aktiven Begleitung der Lernenden“.
Künftig keine Hausaufgaben mehr, die mit KI erledigt werden können
Beim Lernen zu Hause könnten sich die Schüler dann von der KI die Hausaufgaben machen lassen. Das betrifft aber nicht nur Fremdsprachen, sondern auch andere Bereiche. „Wir werden in Zukunft auf alle Arten von Hausaufgaben verzichten müssen, die von sogenannten KI-Anwendungen erledigt werden können“, prophezeit der Sprachwissenschaftler.
Maschinell erzeugte Texte orientieren sich sehr stark an einer Art Durchschnittssprache. Deshalb klingen sie „immer sehr phrasenhaft und wenig persönlich“, sagt Stefanowitsch. Bei einer flächendeckenden Verwendung maschineller Simultan-Übersetzer sieht das Goethe-Institut Auswirkungen auf Mundart und Dialekte. Durch die Reduzierung auf eine Standardsprache könnten lokale und individuelle Variationen in Gefahr geraten. Außerdem: Um eine fehlerfreie Übersetzung zu gewährleisten, könnte es auch zu einer Reduzierung im Umfang des Wortschatzes kommen. Der Sprachwissenschaftler stellt fest: „Es ist besser, wenn Übersetzungen von Menschen angefertigt werden statt von Maschinen.“