Keine Karfreitagswanderung in Rotheul Gähnende Leere statt großem Gewimmel

Cathrin Nicolai
Das Vereinshaus und das Freigelände laden sonst zum Verweilen ein. Doch in diesem Jahr herrscht Totenstille. Foto: /Carl-Heinz Zitzmann

Normalerweise ist am Karfreitag in Rotheul die „Hölle“ los, denn jeder will bei der Wanderung des Feuerwehrvereins dabei sein. Aber „dank“ Corona muss dieses Highlight nun schon zum zweiten Mal ausfallen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Rotheul - Bis zum Schluss hatten die Männer und Frauen des Feuerwehrvereins Hoffnung, dass sie in diesem Jahr doch noch ihre beliebte Karfreitagswanderung starten können. Wäre am Montag die Entscheidung gefallen, dass man eine Veranstaltung machen darf, hätte man losgelegt und alle Hebel in Bewegung gesetzt. Aber dann musste man die Pläne doch begraben. „So schade, denn für uns ist das immer ein Highlight“, sind nun alle traurig.

Vor 14 Jahren entstand die Idee, am Karfreitag eine Wanderung zu organisieren. „Das war unser Rolf Ehrsam, der im letzten Jahr leider viel zu früh verstorben ist“, erinnert Rolf Wiegand, Vorsitzender des Feuerwehrvereins. Am Anfang waren es nur wenige, die den Ausflug mitmachten. 10, 15 oder 20 Männer und Frauen machten sich auf den Weg. Doch schnell hatte sich herumgesprochen, dass man am Karfreitag in Rotheul unbedingt dabei sein muss. „Das ist einfach nur toll“, schwärmten diejenigen, die mitgewandert waren. „Tja und dann herrschte bei uns ein richtiger Massenandrang“, erzählt Rolf Wiegand. Zählte man kurze Zeit später 100 bis 200 Wanderburschen – und frauen stieg diese Zahl in den letzten Jahren noch einmal auf 700 bis 800 an. „Ein Wahnsinn“, staunen die Organisatoren und sind gleichzeitig traurig, dass sie das nun schon zum zweiten Mal nicht miterleben dürfen.

Natürlich ist es für die Männer und Frauen der Feuerwehr und des Feuerwehrvereins viel Arbeit. „Aber wir machen das gerne und freuen uns, wenn es allen bei uns gefällt“, sind sie sich einig. Inzwischen ein eingespieltes Team weiß jeder, was er zu tun. „Bei uns ist da jeder unserer 42 Mitglieder eingespannt“, weiß der Vereinsvorsitzende. Andreas Kott sucht als Wanderleiter eine Strecke aus und ist stets darauf bedacht, dass die Gäste immer wieder etwas Neues zu sehen bekommen. „Zum Glück haben wir rund um Rotheul zahlreiche Möglichkeiten“, sind alle zufrieden. Andere kümmern sich um die Anmeldung, während sich die nächsten überlegen, wo man die Tische aufbaut. Getränke müssen besorgt und die Kuchensorten abgesprochen werden. „Da machen alle aus dem Dorf mit“, freuen sich die Organisatoren. Schon lange vorher fragt die eine oder andere Bäckerin, ob man den wieder einen Kuchen brauche und in der Regel bekommt dafür eine positive Antwort. „So ist das bei uns, da funktioniert die Dorfgemeinschaft“, ist nicht nur Rolf Wiegand zufrieden.

Ganz wichtig ist bei den Rotheulern die Verpflegung. Auf keinen Fall fehlen darf dabei die traditionelle Erbsensuppe. Die ist Tradition und schmeckt allen vorzüglich. Gekocht wird die inzwischen in großen Waschkesseln, schließlich soll jeder etwas abbekommen. Froh ist man, dass man erst im Januar dieses Jahres die Bedingungen für die fleißigen Köchinnen, Köche und Küchengehilfen verbessern konnte. „Wir haben die Küche in unserem Vereinsheim vergrößert“, erklärt Rolf Wiegand. Eine Wand zum angrenzenden Schuppen wurde dafür herausgerissen und ein Teil des Raumes dazugenommen. Jetzt hat man genügend Platz für den neuen Industriespüler, ein größeres Spülbecken und eine Kochinsel mit Kochfeld. „Wenn man so viele Leute kocht, passen die Töpfe nicht mehr in ein normales Becken“, wissen die Rotheuler. Jetzt noch ein neuer Anstrich und neue Fliesen und fertig ist die neue Küche. Rund 9000 Euro hat das Ganze gekostet. „Und das ist nur das Material, denn alles andere machen wir allein“, sind sie stolz. Die Vorbereitungen für die Karfreitagswanderung hätten da garantiert noch besser geklappt, denn neben der Erbsensuppe reichen die Rotheuler ja noch verschiedene Kleinigkeiten, bieten Bratwürste und Rostbrätel frisch vom Rost an. Und das nicht nur am Vereinsheim selber, gehört ein Frühstück mitten in Wald und Flur stets mit dazu. Und ganz ehrlich, da schmecken die belegten Brote mit selbst gemachter Rot-, Leber- und Weißwurst noch einmal so gut. Dafür wird extra eine Sau geschlachtet und Wurst gemacht. Nicht fehlen dürfen selbstverständlich auch die bunten Ostereier.

Nach der Wanderung wieder im Ortszentrum zurück, machen es sich viele am Vereinsheim der Feuerwehr gemütlich. Dabei können sie stets etwas Neues entdecken, haben die fleißigen Männer und Frauen doch jedes Jahr hier Hand angelegt und ihr Domizil Stück für Stück verschönert. „Wir investieren jedes Jahr rund 8000 Euro“ macht Rolf Wiegand deutlich. Neben der neuen Küche, die man erst vor Kurzem in Angriff genommen hat, konnte man bereits das Dach erneuern und das Gebäude selber mit einem neuen Außenputz versehen. Später kam eine Überdachung der Freifläche vor dem Haus hinzu, denn nicht immer herrscht eitel Sonnenschein und da sind die Gäste dankbar, wenn sie sich unter ein Dach stellen oder auch setzen können. Stolz sind die Rotheuler, dass man mit Unterstützung der Gemeinde auch die Freifläche endlich pflastern konnte. „Erstens sieht es viel besser aus und zweitens hat man auch, wenn wir ein Zelt aufstellen, jetzt keine schmutzigen Füße mehr“, ist man zufrieden.

„Wir hoffen natürlich, dass uns unsere Stammgäste auch weiterhin die Treue halten“, sagen die Rotheuler. Nicht nur sie hoffen, dass durch Corona diese schöne Tradition nicht kaputt geht. „Danke an alle, die mit uns ausharren und die uns helfen. Wir sehen uns spätestens am nächsten Karfreitag“, sagen sie.

Bilder