Keine Entwarnung Teag rechnet mit weiter hohen Strompreisen

Der kommunale Energieversorger Teag hat einen Überschuss in Millionenhöhe erzielt. Das Geld bekommen nicht die Kunden.

 
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Strom bleibt vorerst teuer. Foto: dpa/Jan Woitas

Der Thüringer Energieversorger Teag rechnet nicht mit einer Entspannung auf dem Strommarkt. „Aktuell sehen wir eine Stabilisierung der Energiemärkte, allerdings auf einem hohen Preisniveau“, sagte Vorstandschef Stefan Reindl am Freitag in Erfurt. Eine Entwarnung sei dies nicht. Große Unternehmen wie die Teag kauften Energie drei Jahre im Voraus. „Der Kunde bekommt dann von den Energieversorgern einen Durchschnittspreis.“ Fakt sei, dass der Preis eine Weile zwei- bis dreimal höher sein werde als vor der Krise. „Daran gibt es nichts zu deuteln.“

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Die Gefahr von Mangellagen in der Energieversorgung sei noch keineswegs gebannt. Dazu gebe es gerade im Hinblick auf den Ukraine-Konflikt zu viele Unwägbarkeiten. Reindl sagte, das vergangene Jahr sei das „schwierigste, anspruchsvollste Jahr, das wir je hatten“. Grund seien die Folgen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. So musste die Teag als Grundversorger Tausende Kunden neuaufnehmen, deren Stromanbieter die Auswirkungen der Energiekrise nicht mehr bewältigen konnten.

Der Versorger, der zu 100 Prozent in kommunaler Hand ist, schloss nach eigenen Angaben das vergangene mit einem Überschuss von rund 68 Millionen Euro ab. Damit liege man ungefähr auf dem Niveau des Vorjahres, aber leicht über dem Plan. Die Umsatzerlöse stiegen um rund 435 Millionen Euro auf knapp 2,3 Milliarden Euro. Der Aufsichtsrat der Teag beschloss, den Thüringer Bürgermeistern eine Dividende von 20 Euro je Aktie vorzuschlagen. Damit würde die Teag auch in diesem Jahr rund 63 Millionen Euro an die Kommunen ausschütten. Die Kommunen könnten im Sommer mit dem Geld rechnen.

Zugleich habe man mit mehr als 200 Millionen Euro eine Rekordsumme investiert, sagte Reindl. Er kündigte an das Investitionsvolumen noch einmal steigern zu wollen - man plane mit etwa 250 Millionen Euro. In den vergangenen Jahren lagen die Investitionen bei durchschnittlich etwa 150 Millionen Euro im Jahr. „Wir haben uns in 22 und 23 auf diese Spur der Verdoppelung des Investitionsvolumens bereits begeben“, sagte er. Das Geld soll zu zwei Drittel in die Netze von Strom, Gas, Wasserstoff und Telekommunikation gehen. Ein Drittel soll in grüne Kraftwerke sowie IT und Digitalisierung fließen.

Reindl rechnet damit, dass die Teag auch in 2023 mit einem stabilen Geschäftsergebnis und weiterem Wachstum in den Kerngeschäften rechnen kann, trotz zahlreicher Unwägbarkeiten. Die Veränderung der Waren-, Rohstoff- und Energieströme aufgrund des Krieges in der Ukraine würden sich aller Voraussicht nach langfristig verfestigen. Es zeichne sich ab, so der Teag-Vorstandsvorsitzende weiter, „dass weltweite Wirtschaftsbeziehungen fundamental neu ausgerichtet werden.“

Europa wende sich weitgehend von Russland ab. Dies beschleunige den Umbau der deutschen Energieversorgung, da neben dem Klimaschutz jetzt auch die Autarkie von Drittländern im Fokus stehe. Schwerpunkte seien daher nach Angaben von Reindl der beschleunigte Ausbau der Erneuerbaren Energien, der massive Umbau der Energienetze – etwa für den Übergang der Erdgasversorgung hin zu Wasserstoff oder auch der schnellere Ausbau der Ladenetze für die Elektromobilität. Meinung