Kein Verständnis Empörung nach illegalem Umzug in Jüchsen

, aktualisiert am 01.02.2021 - 21:48 Uhr

Nach einem illegalen Lichtmess-Umzug im Ortsteil Jüchsen der Gemeinde Grabfeld mit rund 90 Teilnehmern am Sonntagnachmittag übt Landrätin Peggy Greiser scharfe Kritik an den Drahtziehern und Teilnehmern. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort, solle aber erst zum Schluss eingegriffen haben, als schon alles vorbei war. Die Zeit der freundlichen Ansprachen und Bitten sei vorbei, sagt Schmalkaldens Bürgermeister Thomas Kaminski.

 
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Jüchsen/Meiningen/Suhl/Schmalkalden  - Nach einem illegalen Lichtmess-Umzug im Ortsteil Jüchsen der Gemeinde Grabfeld mit rund 90 Teilnehmern am Sonntagnachmittag übt Landrätin Peggy Greiser scharfe Kritik an den Drahtziehern und Teilnehmern. „Es ist angesichts der aktuellen ernsten Lage absolut verantwortungslos und nicht zu tolerieren, was in Jüchsen passiert ist“, sagt Greiser.

Die 67. Lichtmeß-Saison wird den Karnevalisten nicht nur im Grabfeld in dauerhafter Erinnerung bleiben. Statt mit ausgelassener Stimmung macht Jüchsen mit massiven Regelverstößen gegen die geltenden Bestimmungen negative Schlagzeilen. Und das mitten im aktuellen Corona-Hotspot. Der Landkreis Schmalkalden-Meiningen liegt mit einem Inzidenzwert von 471 (Stand Sonntag)  bundesweit an der Spitze bei den Infektionszahlen.
Julia Kohl, Pressesprecherin der Polizeiinspektion Suhl,  gibt zur Anzahl der eingesetzten Kräfte auf Nachfrage dieser Zeitung  „wie bei allen Einsatzen grundsätzlich keine Auskunft.“

Aus dem  Landratsamt Schmalkalden-Meiningen heißt es unterdessen von Landrätin Peggy Greiser (parteilos), es habe sich bei dem Lichtmess-Umzug  um eine organisierte, illegale Veranstaltung gehandelt. Es seien weder die zum Infektionsschutz vorgeschriebenen Mund-Nase-Bedeckungen getragen noch Mindestabstände eingehalten worden. «In den aktuell so schwierigen Corona-Zeiten ist dies einfach verantwortungslos und rückt den organisierten Karneval in ein völlig falsches Licht», erklärte der Landesverband Thüringer Karnevalvereine am Montag. Im Landesverband sind insgesamt 334 Mitgliedsvereine organisiert.

Mit Blick auf die beiden bevorstehenden Faschingswochenenden warnt die Landrätin mögliche Nachahmer. Große Umzüge waren für die beiden Wochenenden vor dem Rosenmontag beziehungsweise auch noch für den Rosenmontag selbst im Landkreis Schmalkalden-Meiningen unter anderem in Benshausen, Viernau, Floh-Seligenthal und selbstredend auch in der Karnevalshochburg Wasungen geplant gewesen, aber allesamt  bereits vor längerer Zeit pandemiebedingt abgesagt worden. In sozialen Medien war schon angekündigt, worden, dass sich in zwei Wochen Ähnliches in Wasungen als Hochburg des Thüringer Karnevals wiederholen könnte. Möglichen Nachahmern kündigt Greiser empfindliche Strafen an. „Das werden wir uns nicht bieten lassen. In den Krankenhäusern kämpfen Ärzte und Pfleger um unzählige Menschenleben, daheim bangen viele um ihre wirtschaftliche Existenz und hier wird munter Karneval gefeiert. Da fehlt es offenbar komplett an Realitätssinn und Rücksichtnahme.“

Zum Polizeieinsatz überschlagen sich unterdessen die Gerüchte, im Internet werden  Behauptungen verbreitet, die kaum zu überprüfen sind: In Jüchsen sollen demnach mehrere  Leute mit Handschellen abgeführt worden sein. Der um 14.11 gestartete Umzug habe um 11.11 Uhr begonnen, die Polizei sei aber erst gegen 15 Uhr vor Ort gewesen, verbreitet am Montag auch  der öffentlich-rechtliche MDR. Kritik, dass die Beamten zu spät erschienen  wären, weist Polizei- Sprecherin Julia Kohl vehement  zurück: „Die Meldung kam gegen 14.45 Uhr und bereits um 15 Uhr waren die ersten Polizistinnen und Polizisten vor Ort“, sagt sie auch auf wiederholte Nachfrage gegenüber dieser Zeitung.

In dem Grabfeldort hätten die Beamten dann zwei Reiter auf ihren Pferden und insgesamt 18, teils dekorierte und mit Karnevalsparolen versehene, Fahrzeuge festgestellt und reagiert.  „In der Folge wurden inDengesamt  am Sonntagnachmittag drei Strafanzeigen ausgefertigt“, berichtet die Polizeisprecherin, die Tatbestände der Beleidigung und des Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte stünden nun im Raum. Nach entsprechenden Lautsprecherdurchsagen der Polizei wurde die Ansammlung aufgelöst. all/tih/cob

Der Landkreis Schmalkalden-Meiningen ist mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 471 derzeit Corona-Hotspot in ganz Deutschland. Für die Gemeinde Grabfeld meldete das Landratsamt am Wochenende acht aktive Corona-Fälle, d.h. derzeit Erkrankte.

Am Montagabend meldete sich zudem Schmalkaldens Bürgermeister Thomas Kaminski zu Wort. Verstöße gegen die Corona-Regeln sollen im Landkreis Schmalkalden-Meiningen ab sofort  streng geahndet werden. Die Zeit der freundlichen Ansprachen und Bitten sei vorbei, informierte der Bürgermeister im Stadtrat.  In einer Videokonferenz am Montag hat eine offensichtlich verärgerte Vize-Landrätin Susanne Reum die Bürgermeister aufgefordert, bei Missachtung der Regeln einzuschreiten. Dafür gibt der Gesetzgeber den Ordnungsämtern einen Bußgeldkatalog an die Hand. all/tih/cob/Susann Schönewald

>>>„Tradition wird  in ein  falsches Licht gerückt

>>> Polizei löst illegalen Lichtmess-Umzug auf

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