Kassenschlager unter den Dinosauriern T. rex-Skelett wird in Zürich versteigert

red/

Wer nach ungewöhnlicher Deko für Haus oder Büroräume sucht, auf nach Zürich: Dort kommt ein seltenes Dinosaurier-Skelett unter den Hammer. Für die Wissenschaft ist das kein Grund zur Freude.

 
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Dieses Skelett eines Tyrannosaurus rex wird in Zürich versteigert. Foto: dpa/Michael Buholzer

Es braucht schon mehr als eine durchschnittliche Drei-Zimmer-Wohnung, um das Schmuckstück, das in Zürich versteigert werden soll, unterzubringen: Das Auktionshaus Koller bietet dort am 18. April ein Dinosaurier-Skelett an. Der Tyrannosaurus rex (T. rex) misst 11,6 mal 3,9 Meter. Tief in die Tasche greifen müssen Interessenten auch. Koller gibt den Preis für die in Lebensgröße auf ein Gestell montierte Knochensammlung mit fünf bis acht Millionen Franken (bis 8,1 Mio Euro) an.

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T. rex seien die Kassenschlager unter den Dinosauriern, sagt Paläontologin Katja Waskow vom Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig (ZFMK) in Bonn der Deutschen Presse-Agentur. „Dinos haben etwas Rätselhaftes, Mystisches, deshalb geht vielen Menschen bei dem Thema das Herz auf.“ Solche Skelette meistbietend zu versteigern, findet sie aber problematisch. „Ich sehe das kritisch, wenn das Skelett in falsche Hände gerät, und das kann man bei einer Versteigerung nicht ausschließen“, sagt sie. „Aber: Nicht jeder Privatmensch, der ein Dino-Skelett kauft, ist auf der bösen Seite.“

Früher oder später im Museum

In der Schweiz gebe es etwa das private Aathal-Sauriermuseum, dessen Direktor Hans-Jakob Siber in den USA Land gepachtet und Dinos ausgegraben und präpariert hat. Er stellt sie aus und lässt Wissenschaftler daran forschen. „So ist das in Ordnung“, sagt Waskow. Für ihre eigene Forschung ist jedes Bruchstück eines Dino-Knochens wertvoll. „Wir schauen uns die Knochenstruktur an, da kann man wie bei Bäumen Jahresringe finden“, sagt sie. So könne man bestimmen, ob das Tier ausgewachsen oder gut genährt war.

Dennis Hansen, Leiter der Sammlungen des Zoologischen Museums Zürich, hat kein Problem mit dem privaten Geschäft mit Dino-Skeletten. Skelette drohten sich zu zersetzen, wenn sie nicht geborgen würden. Wenn private Sammler dafür zahlten, sei das in Ordnung. Früher oder später landeten solche Skelette in Museen. „Wenn wir zwei bis drei Generationen warten müssen, bis ein privater Sammler oder sein Enkel dies einem Museum vermacht, ist das in Ordnung“, sagte er dem Auktionshaus. „Die Dinosaurier sind 65, 66 Millionen Jahre alt, was machen da schon ein paar Menschen-Generationen aus?“

50 Prozent Originalmaterial

Insgesamt sollen nach einer Schätzung rund 2,5 Milliarden T. rex auf der Erde gelebt haben. Bislang wurden aber nur 30 bis 40 mehr oder weniger intakte Skelette gefunden, in den USA. „Der T. rex ist ein klassischer nordamerikanischer Saurier“, sagt Waskow. „Mitteleuropa war damals überwiegend unter dem Meer, eine Insellandschaft. Hier findet man eher Fossilien von Meeresbewohnern.“ Das erste T. rex-Skelett wurde 1900 in Wyoming entdeckt.

Das Exemplar, das in Zürich versteigert wird, heißt „TRX-293 Trinity“ (Dreieinigkeit), weil er aus drei Skeletten zusammengesetzt wurde. Sie wurden zwischen 2008 und 2013 in Montana und Wyoming ausgegraben. „Trinity“ ist in Privatbesitz. Nur rund 50 Prozent der Knochen sind Originalmaterial. Das sei eine gute Quote, sagt das Auktionshaus.

Dino-Boom dank Filmklassiker

Eines der berühmtesten T. rex-Skelette ist „Sue“, benannt nach Sue Hendrickson, die die Knochen 1990 in South Dakota entdeckte. Das 13 Meter lange Skelett hat 90 Prozent Originalknochen. Was auf amerikanischem Land gefunden wird, gehört dem Pächter oder Landbesitzer. Das Skelett wurde versteigert. Das Field Museum für Naturkunde in Chicago bekam 1997 für 8,4 Millionen Dollar (damals 14,5 Mio D-Mark, in Euro: 7,4 Millionen) den Zuschlag. 

Den Dino-Boom hat unter anderem der Film „Jurassic Park“ von 1993 befeuert, ein Science Fiction-Film mit in der Neuzeit zum Leben erweckten Dinosauriern. „Der T. rex war damals der größte Fleischfresser und Räuber, den man kannte“, sagt Waskow. Dabei sei wissenschaftlich umstritten, ob er Jäger oder eher Aasfresser war. „Inzwischen kennt man auch den Giganotosaurus, der war noch größer und noch gefährlicher als der T. rex“, sagt Waskow.

Vorsicht vor Betrügern

Die Preise für Dino-Knochen schießen seit Jahren in die Höhe. „Stan“ zum Beispiel, 1992 in South Dakota von Stan Sacrison entdeckt, ist ein Skelett mit 70 Prozent Originalknochen. Das private Black Hills-Institut präparierte es und stellte es weltweit aus. 2020 ersteigerte das arabische Emirat Abu Dhabi „Stan“ für 31 Millionen Dollar. Es soll ab Ende 2025 in Abu Dhabi ausgestellt werden.

Auf der Popularitätswelle reiten auch Scharlatane: Das Auktionshaus Christie’s zog in Hongkong im November 2022 ein „Shen“ getauftes Skelett zurück, als Zweifel über den Gehalt an echten Knochen auftauchten. Der Präsident des Black Hills-Instituts entdeckte an vielen Stellen verblüffende Ähnlichkeit mit seinem „Stan“, von dem seit Jahren autorisierte Nachbildungen kursieren.

Auch im Museum für Naturkunde in Berlin ist ein T. rex-Skelett zu sehen. „Tristan Otto“ ist zwölf Meter lang, benannt nach den Söhnen der Eigentümer, wohlhabender Unternehmer. Es hat etwa 50 Prozent Originalknochenmaterial und wurde 2010 in Montana ausgegraben. Die Unternehmer stellten es dem Museum als Leihgabe zur Verfügung.