Nur im bedeutsamen Jahr 1990 musste man wegen Umbauarbeiten mal in das gegenüberliegende „Deutsche Haus“ (es steht inzwischen schon lange nicht mehr da) ausweichen. Und 1991 musste die Jecken bundesweit ihre Vorbereitungen wegen des 2. Golfkrieges in die Tonne klatschen.
Das Publikum gerade im Osten fand von nun an weit mehr Freizeitangebote. Auf den KCT übertragen: Die Zahl der Veranstaltungen ging zurück, die Füllung des Saales nicht.
Das handelnde Personal änderte sich freilich, zum Beispiel 1996, als Günter Kaiser sein Amt an Hagen Karn übergab. Doch das ist neben der Narrhalla ebenfalls ein Beispiel für Tiefenorter Kontinuität: Weitere Inhaber hat die dortige Präsidentenwürde nicht gehabt. In der Bütt konnten neue Redner brillieren, zum Beispiel Basti Thiel. Der Gemeindediener wurde pensioniert, inzwischen legt Opa Kurt (Steven Gebhardt) die örtlichen Schwutten und Streiche dar. Wo einst das Männerballett im Programm stand, präsentieren heute „Jette (Michael Rug) & friends“ die Einheit von Fasching und Sport. Eine weitere Metamorphose machte der Gesang durch: Statt der Krayenbergspatzen singen nun die „Söhne Tiefenorts“, ebenso professionell wie einheimisch geleitet von Jochen Wölkner.
Perspektive und verborgene Hilfe
Richtig stolz ist der KCT auf die nicht nachlassenden Anfragen von Nachrückern für das Ballett: Die Sparte wird es in diesem Jahr auf sechs Auftritte bringen.
Die Einführung der Weiberfastnacht war ein Erfolg; bei der ersten Auflage soll es sogar handgreifliche Auseinandersetzungen um die Eintrittskarten gegeben haben. Aber hier sorgte die Pandemie 2020 für ein Ende, und wegen des erforderlichen zusätzlichen Aufwands ist die Wiederaufnahme fraglich, meint Hagen Karn.
Und Aufwand ist unvermeidlich, auch wenn er oft kaum bis gar nicht wahrgenommen wird. Wer da alles auf der Bühne und im Hintergrund für Licht, Ton und möglichst geräuschlose Wechsel sorgt, verdient herzlichen Dank. Neben der Technik gehören die Saalwache, die auch mal Putzbrigade ist, und die Garderobe zu den vereinseigenen guten Geistern. Der Service mit Thekenbesatzung und Bedienung bringt unverzichtbare Dienstleistungen. Einfühlsame Musiker haben stets großen Anteil am Erfolg im Programm und beim Abfeiern.
Eine weitere Tiefenorter Spezialität sind die Saisonorden, die seit 40 Jahren von der ortsansässigen Töpferei Täubner aus keramischen Materialien angefertigt werden.
„Mitesser“ machen Sorge
Allerdings macht der Präsident keinen Hehl daraus: Im Hintergrund wirken noch andere Kräfte, die für das närrische Treiben eine erhebliche Belastung darstellen. Die Organisation zur Wahrung musikalischer Urheberrechte beispielsweise ist allerorten ein Ärgernis. Wegen der Forderungen des Finanzamtes muss der Verein inzwischen einen Steuerberater in Anspruch nehmen. Die Jurisprudenz wartet regelmäßig mit Ideen auf, die Zeitverschwendung, Verwaltungsgebühren und Notarkosten zur Folge haben. All das ist unproduktiv, dafür aber an der Grenze zur Existenzbedrohung, und es lässt bei eingetragenen Vereinen die Sinnfrage aufkommen.
Treues Publikum
Letzteres wirkt sich auf die Beziehungen zum Publikum glücklicherweise nicht aus: Das bleibt treu, wie man auch dieses Jahr an dem schon im Kartenvorverkauf ausgebuchten Haus ablesen kann. Und aufgeschlossen, worüber die Karnevalisten glücklich sind. Wenn also Dank zu sagen ist: Die Zuschauer müssen ein großes Stück davon abbekommen.
So ist der KCT zu einer kulturellen Größe in Tiefenort geworden und will es noch mindestens 40 Jahre bleiben.
Programm
für die Saison 202310. Februar: 20 Uhr Disco11. Februar: 18 Uhr Gala-Sitzung12. Februar: 15 Uhr Kinderfasching 17. Februar: 19.30 Uhr Gala-Sitzung18. Februar: 19.30 Uhr Gala-Sitzung
Alle Veranstaltungen finden im Kulturhaus „Stern“ statt.