Karneval in Dermbach „Wir nahmen uns die Narrenfreiheit“

Kathrin Mötzung
Der Dermbacher Karneval hat eine lange Tradition – und die Umzüge, hier im Jahr 1954, sind immer sehenswert. Foto: DCC-Archiv

Mit „Tulli Alla“ begrüßen die Dermbacher Narren alle Karnevalsfreunde aus nah und fern seit nunmehr 69 Jahren. Damit zählt Dermbach zu den Orten mit den ältesten Karnevalstraditionen in der Region.

 
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In der Gründerzeit war der Karneval neben der Kirmes oft der einzige kulturelle Höhepunkt im Dorfleben. Viele Dermbacher können sich noch an die ersten Umzüge erinnern, für die damals schon sensationelle Wagen gebaut wurden, wie zum Beispiel der Blumenkorb von Käthe Hartung und Ernst Kirschig.

Zu DDR-Zeiten war es mit der sogenannten Narrenfreiheit nicht so gut bestellt, Zensur und Genehmigungspflicht für Büttenreden erschwerten das Vereinsleben. Doch wir nahmen uns die Narrenfreiheit, auch wenn dies oft eine Gratwanderung zwischen Möglichem und Erlaubtem war. Mehrere Jahre wurden die gleichen „harmlosen“ Reden eingereicht und Bütten mit ganz anderen Inhalten gehalten.

Büttenredner wie Gerold König und Dieter Fischer blieben vielen Dermbachern bis heute in Erinnerung. In deren Reden ging es um die kleinen Misslichkeiten des DDR-Lebens und letztlich machten sie Witze über sich selbst. Auch eine Weiberfastnacht wurde ins Leben gerufen, die bis heute Jahr für Jahr viele Damen aus dem Feldatal mit sensationellen Kostümen feiern.

Nach der Wende wurde der Verein – Dermbacher Carneval Club (DCC) – offiziell in das Vereinsregister eingetragen und erhielt die Gemeinnützigkeit bis zum heutigen Tag. Es wurde aber nicht einfacher. Die beiden Säle in Dermbach waren nicht mehr nutzbar, Markerts Saal wurde zur Spielhöhle und das Deutsche Haus baufällig, also wohin mit der Narretei?

In der Tullihütte, die in Eigeninitiative hergerichtet wurde, konnten wir im ehemaligen Rhönglaswerk einige schöne Saisonen erleben. Trotz aller genannten Schwierigkeiten durchlebte der Verein alle Höhen und Tiefen relativ unbeschadet, auch wenn wir in mehreren Jahren den Karneval wegen Golfkrieg, mangels Lokalität und zuletzt Corona nicht feiern konnten. In der Schlosshalle in Dermbach ist ein schöner Veranstaltungsort entstanden, in dem wir seit nun fast 20 Jahren ein karnevalistisches Programm aus Bütt, Tanz und Gesang darbieten. Ohne die vielen freiwilligen Helfer hinter und auf der Bühne wäre dies nicht möglich.

Zu erwähnen ist auch unser Domizil im rechten Seitenflügel des Dermbacher Schlosses. Durch viel Eigenleistung der Tullifelder Männer, vor allem den Einsatz von Volker Bohn, ist ein gemütlicher Vereinsraum entstanden, welcher oft als Treffpunkt genutzt wird. Zu danken ist auch Peter Frank und Erhard Ziegler, die hier immer wieder nach dem Rechten sehen.

In diesem Jahr ist ein neuer Vorstand gewählt worden. Nancy Hepp bleibt uns als Präsidentin treu und wird nun von Thomas Schipotinin als Vize vertreten. Auch die Finanzen werden weiterhin von Manja Schmidt verwaltet, Kathrin Mötzung kümmert sich nun um den Schriftverkehr.

Die neue Karnevalssaison hat bereits am 11.11. mit einer sensationellen Auftaktveranstaltung begonnen. Das Prinzenpaar Marco I. von klein Gallien (Marco Schön) und Katja I. von der Prinzenallee (K atja Wyrwa) wurden gekürt und führt uns durch die Saison. Wir dürfen uns auf viele tolle Veranstaltungen freuen.

*Die Autorin ist Mitglied des DCC

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