Auch die Ministerinnen und Minister haben bereits ihre Ernennungsurkunden von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erhalten und wurden im Bundestag vereidigt. Es folgte jeweils ein fester Händedruck von Merz.
Zu seiner ersten Sitzung wollte das neue Bundeskabinett bereits am späten Abend zusammenkommen. Als erster Beschluss war die im Koalitionsvertrag versprochene Streichung von Beauftragten und Koordinatoren geplant - als Zeichen, dass man es mit dem Bürokratieabbau ernst meint.
Denkzettel oder Begleichung alter Rechnungen?
Doch im Hinterkopf bleibt die Frage: Warum ging der Start so schief? Union und SPD hatten vor der Sitzung eigentlich mit voller Zustimmung für Merz gerechnet. An der SPD habe es nicht gelegen, versicherte die SPD auch sofort nach dem Debakel. "Auf uns ist Verlass", betonte der designierte Vizekanzler Lars Klingbeil nach Angaben aus Fraktionskreisen. Doch die Wahl war geheim, überprüfen lässt sich das Abstimmungsverhalten also nicht.
CSU-Chef Markus Söder mahnte die Abgeordneten von Union und SPD, jetzt sei der falsche Zeitpunkt für Spielchen, Denkzettel oder die Begleichung alter Rechnungen. Es gehe bei der Wahl des Kanzlers auch nicht nur um eine Person, sondern um eine ganze Regierung.
Reicht Merz' Glaubwürdigkeits-Kredit?
Doch Merz hatte auch in den Unions-Reihen einen teils heftig zu spürenden Frust ausgelöst, als er nur Tage nach der Bundestagswahl eine Aufweichung der Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben anstieß. Und das, obwohl seine Partei im Bundestagswahlkampf den Eindruck erweckt hatte, fest zur Schuldenbremse zu stehen.
Seitdem sinken Merz' Beliebtheitswerte in Umfragen, Wähler fühlen sich betrogen - und auch in der Fraktion zeigten sich manche angefasst. Der 69-Jährige selbst räumte öffentlich ein: "Ich weiß, dass ich jetzt einen sehr hohen Kredit in Anspruch genommen habe, auch was meine persönliche Glaubwürdigkeit betrifft." Diesen Kredit muss er nun als Kanzler zurückzahlen.