Jung und wild, digital, modern und superdemokratisch: Mit diesem Image brachte in den zehner Jahren dieses Jahrhunderts eine neuerartige Partei frischen Wind in die politische Landschaft: die Piraten. Christian Horn ist derjenige, der für diese Bewegung die segel in Südthüringen setzte – und sich bis heute unter dieser Flagge engagiert. Stad, Kreis, Land, Bund, Europa: Es gibt kein Parlament für die der heute 37-Jährige nicht kandidiert hätte, und immerhin beim Schmalkalden-Meininger Kreistag auch zweimal erfolgreich. Energie, Digitalisierung und Infrastruktur: Mit diesen ihren heute topaktuellen Kernthemen waren die Piraten vor zwölf Jahren der Zeit voraus. Wenngleich die damals hochgejubelten Piraten-Konzepte der transparenten digitalen Demokratie (Bürger-Abstimmungen per Handy, Politik im Online-Modus) nicht mehr ganz so hoch im Kurs stehen: Mit ihrem urbanen und jugendliche Flair haben die Piraten in der Südthüringer Provinz auch heute noch ein Alleinstellungsmerkmal. Diesmal noch dadurch zugespitzt, dass Christian Horn erstmals nicht auf dem Piraten-Ticket segelt, sondern als Einzelbewerber ein „Team Orange“ um sich schart: Mit der Satire-Truppe von „Die Partei“ und der ökologisch-demokratischen ÖDP des Frankenlobbyisten Martin Truckenbrodt unterstützen den Meininger zwei weitere Parteien aus dem Sektor „Anders als die anderen“ – manche sagen: Nerds, also Spezialisten mit Individualismus- und Idealismus-Gen. Was aber selbst im bodenständigen Südthüringen keine völlige Randerscheinung ist: Zusammengenommen holte das Trio bei der Bundestagswahl 2021 immerhin 2,6 Prozent der Wahlkreis-Erststimmen – mehr als die Grünen und fast so viel wie die Freien Wähler.