Schock in Kaltenwestheim Totes Kälbchen – wieder Wolfsriss?

Bei Kaltenwestheim ist am Dorfrand am Sonntag ein totes Kalb gefunden worden, nur wenige Tage alt. Die Spuren an ihm lassen vermuten, dass ein Wolf es getötet und angefressen hat. Das Kompetenzzentrum des Landes Thüringen, das sich mit dem Wolf beschäftigt, war am Nachmittag mit zwei Gutachtern vor Ort. Es ist nicht das erste Mal, dass die Hohe Rhön von – nicht immer eindeutig geklärten – Rissen an Wild- und Nutztieren betroffen ist. Für die Kaltenwestheimer Region freilich kannte man dies bisher noch nicht.

 
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Erneut wurde am Sonntag ein Gutachter des Thüringer Kompetenzzentrums Wolf/Biber/Luchs in die Hohe Rhön gerufen: Bei Kaltenwestheim, unterhalb des Weidberges am Rande des Dorfes, ist ein Bullenkalb am Sonntagvormittag tot und halb gefressen gefunden worden. Da die Besitzer den Wolf als Verursacher für den Tod des Tieres vermuten, riefen sie die Gutachter hinzu, die am Sonntagnachmittag zu zweit vor Ort waren. Die Ergebnisse der Inaugenscheinnahme und DNA-Beprobung sind freilich noch nicht bekannt. Ausgefüllt wurde ein amtliches Begutachtungs-Protokoll.

Am späten Vormittag hatte der Kaltenwestheimer Roberto Mischorr, der privat ein paar Fleckvieh-Kühe hält, das tote Jungtier auf der Koppel in der Schmalwiese gefunden. „Am Tag vorher, als ich um drei Uhr am Nachmittag Wasser gefahren habe, war noch alles in Ordnung mit ihm“, schildert der Mann, der seit 50 Jahren mit Tieren zu tun hat. Was er am Morgen sah, „so was hab ich noch nicht gesehen“, sagt er: Schwanz, Ohren (samt Ohrmarke), ein Vorderbein und das gesamte Innere des Tieres waren gefressen, die Rippen lagen blank, das Fell war an der Oberseite abgedeckt. Das Mittagessen an diesem Sonntag sei ihm vergangen, beschreibt der Hobbybauer.

Das Kälbchen war ein Nachzügler in der kleinen Herde. Die anderen Kälber waren schon ein halbes Jahr alt, dieses hier gerade erst vor einer Woche geboren. Es war der erste Nachwuchs der Mutterkuh. Nun hat der Rinderhalter noch acht Tiere auf der Weide.

Er hatte sich – auch auf Anraten aus dem Dorf und von Katrin Dänner, engagierte Landwirtin aus Kaltennordheim – entschlossen, das Kompetenzzentrum einzuschalten. Denn ob ein Wolf der Verursacher eines möglichen Risses ist, kann dieses nach einer Beprobung beantworten. Und natürlich wollen die Kaltenwestheimer wissen, ob ein Wolf nun auch hier sein Jagdrevier hat. In der Nachbarschaft – in Kaltennordheim, Diedorf/Fischbach, Kaltenlengsfeld – hatte es im Verlauf des vergangenen Jahres mehrere Risse gegeben, von denen einer – an Damwild in einem Gehege – erstmals vom Thüringer Kompetenzzentrum eindeutig einem Wolf, sogar einem bestimmten Tier, zugeordnet werden konnte. Andere Vorgänge blieben unaufgeklärt. Für Kaltenwestheim waren bislang noch keine Risse bekannt, weder an Wild noch an Nutztieren.

Vor Ort war auch diesmal wieder Christiane Bebendorf vom Verein „Wolf verus Land“, der die Aktivitäten des Wolfes kritisch hinterfragt und selbst Proben nimmt sowie Gutachten erstellt. Der geschädigte Bauer hatte das tote Tier auf seinen Hof gebracht, hier wurden sowohl die Proben der Landes-Gutachter als auch die vom Verein genommen. Landwirtin Katrin Dänner, die mit weiteren Interessierten der Untersuchung durch das Kompetenzzentrum verfolgt hatte, zeigte sich danach enttäuscht, dass dessen Mitarbeiter wenig auskunftsfreudig gewesen seien – etwa auf ihre Frage, wie sie denn ihre Pferde vor dem Wolf schützen könne.                       fr

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