Kaltennordheim „Hexen können wir auch nicht“

  Foto: Heiko Matz/Heiko Matz

Kaltennordheims Bürgermeister Erik Thürmer (CDU) verteidigt den Mähtrupp des städtischen Bauhofes gegen Kritik.

 
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Die Dörfer sehen nicht sehr ordentlich aus – oft steht das Gras hoch. Diese Kritik ist in den Ortsteilen der Stadt Kaltennordheim, die zur Verwaltungsgemeinschaft (VG) Hohe Rhön gehörten, immer wieder zu hören. Der Grund ist schnell gefunden: Der Bauhof kommt nicht rum. „Der Friedhof zum Beispiel sah ganz, ganz schlecht aus“, hieß es jüngst in der Stadtratssitzung von einem Gast aus Mittelsdorf, „das Gras stand heckenhoch.“ Es sei zu spät gemäht worden – so etwas könne man doch aber organisieren innerhalb des Bauhofes, der bekanntlich aus einem Bau- und einem Mähtrupp besteht, meinte der Bürger: Da müsse halt mal aus dem Bauhof jemand in den Mähtrupp wechseln, wenn gerade das Gras sprieße wie verrückt. Auch auf dem Sportplatz habe kürzlich jemand aus dem Dorf selbst zum Mäher gegriffen, weil es die Kommune nicht getan hat.

Ein Leser aus Kaltenwestheim verweist ebenfalls auf nicht schön aussehende Straßenränder, weil diese – angelegte Rabatten an der Hauptstraße – nicht gepflegt würden. Und auch in Oberkatz war jüngst in der Ortsteilratssitzung Kritik daran zu hören, wie sich das Dorfbild präsentiert, weil der Bauhof eben nicht oft genug im Ort sein kann, um das Gras kurz zu halten. Auch aus dem Ortsteil Kaltensundheim gab es mehrfach ähnliche Kritik, wusste Bürgermeister Erik Thürmer (CDU).

Das Stadtoberhaupt weiß um die komplizierte Situation. „Wir hatten Ausfälle im Mähtrupp. Und auch wenn die Leute mit der Sense und dem Rasenmäher im Vergleich zum Rest des Bauhofes personell am stärksten besetzt sind – sobald jemand fehlt, ist das zu spüren.“ Wenn dann noch gerade eine Wuchsperiode beim Gras anstehe, sei das bei der Größe der Flächen der Stadt kaum mehr beherrschbar: „Die fangen in Aschenhausen an, gehen ringsrum und wenn sie in Melpers sind, können sie schon wieder von vorn beginnen“, sagte er. Man habe sogar Ein-Euro-Jobs mit in den Bauhof aufgenommen, aber „hexen können wir auch nicht“. Klar gebe es manchmal verständliche Sonderwünsche, etwa, wenn auf einem Friedhof eine Beerdigung bevorstehe. Dann gehe der Mähtrupp auch mal außer der Reihe dorthin – „Aber wenn wir allen Sonderwünschen nachkommen, geht der Plan am Ende auch wieder nicht auf“, so das Stadtoberhaupt. Eventuell, so sagte er, könne man insbesondere für die Friedhöfe Prioritäten setzen, das habe schließlich etwas mit Pietät zu tun. Aber er weiß: „Allen werden wir es eh nicht recht machen können.“

Wo ist die Lösung? Der Bürgermeister hat auch keine. Es sei schon mehrfach im Rat diskutiert worden, was man tun könne. „Aber wenn wir noch sechs oder sieben Leute im Mähtrupp oder im Bauhof allgemein einstellen sollten – davon abgesehen, dass man diese erst mal auf dem Arbeitsmarkt finden muss – dann geht das zu Lasten der Investitionen, denn das Geld der Stadt können wir ja nur einmal ausgeben.“ Die Stadträte hätten deshalb entschieden, lieber zu investieren. Er kündigte jedoch an, dass das Bauamt der VG jetzt durch einen Zimmerermeister verstärkt wird – den könne er dann auch nach Mittelsdorf schicken, wo gerade der Bedarf für einen neuen Balken an einer gemeindlichen Einrichtung angemeldet worden war.

In Oberkatz soll in den nächsten Tagen der Mähtrupp der Stadt anrücken. Das war kürzlich eine vom Publikum bei der Ortsteilratssitzung mit Interesse aufgenommene Information von Ortsteilbürgermeister Frank Pichl – das Aussehen der Dörfer beschäftigt eben doch viele. Dass die Gräben und Einlässe in der Flur noch nicht wie angezeigt vom Bauhof freigemacht sind, begründete man gegenüber Frank Pichl mit dem Mähen, das Vorrang habe. „Die sind hoffnungslos überlastet“, stellte er fest.

In der Kaltennordheimer Stadtratssitzung fiel im Weiteren ein Beschluss, der eine bekannte „Dreckecke“ in Mittelsdorf beseitigen könnte – und zwar ohne Zutun des Bauhofes. Es hat sich ein Interessent für das abrissreife Haus Linsenhof 2 gefunden. „Das Gebäude ist eine Katastrophe. Wir begrüßen es, wenn sich jemand des Grundstückes annimmt“, sagte Ortsteilbürgermeister Herbert Witzel. Ein Privatmann will nach dem Abriss des Anwesens ein Einfamilienhaus mit Doppelgarage errichten. Das geplante Haus müsse aber in Richtung Linsenhof angeordnet werden, fordert der Stadtrat. Denn, so erklärte Erik Thürmer, man muss an den Hochwasserschutz denken – diesem komme es zugute, wenn das alte Haus abgerissen wird, aber man sollte das neue dann nicht wieder an dieser Stelle errichten. Der Bauvorbescheid des Stadtrates fiel einstimmig zugunsten des Vorhabens aus.

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