Der Umgang mit Jack habe nicht nur gegen die Menschenrechtsgesetze von Queensland verstoßen, wonach Inhaftierte mit Menschlichkeit und Respekt behandelt werden müssen, sondern auch gegen internationale Vorgaben, sagte der Menschenrechtskommissar des Bundesstaates, Scott McDougall. "Die Regeln besagen, dass inhaftierte Kinder und Erwachsene mindestens zwei Stunden am Tag Zugang zu frischer Luft und Bewegung haben sollen, und hier war dies eindeutig nicht der Fall."
"Grausam und unangemessen"
Dabei habe es sich lediglich um eine Meinungsverschiedenheit zwischen zwei 13-Jährigen gehandelt, die laut Video-Aufnahmen gerade einmal 30 Sekunden gedauert habe, sagte Jacks Anwalt Tim Grau. Er wolle das Ganze nicht herunterspielen, Jack habe dem anderen einen Schlag versetzt und hätte das nicht tun wollen. "Aber ihn dann für insgesamt 60 Tage einzusperren, ist grausam und unangemessen."
Auffällig ist der besonders hohe Anteil an jungen Ureinwohnern, die in Jugendhaft gesteckt werden. Laut des Australian Institute of Health and Welfare (AIHW) machen Indigene nur 5,8 Prozent aller Jugendlichen zwischen 10 und 17 Jahren aus, stellen aber fast die Hälfte aller inhaftierten jungen Menschen. Die Mehrheit sei - wie Jack - nicht verurteilt worden.
"Aboriginal-Kinder stammen eher aus abgelegenen und sozioökonomisch schwächeren Gegenden", schrieb die Menschenrechtsorganisation Amnesty International dazu. Dort gebe es weit mehr Festnahmen als in Großstädten. "Die meisten werden wegen einfacher Vergehen verhaftet: Sachbeschädigung, Autodiebstahl, gelegentlich Einbruch. Oder einfach, weil sie sich nachts auf der Straße herumtreiben."
Wie andere Organisationen fordert Amnesty das Strafmündigkeitsalter auf 14 zu erhöhen. Damit würde Australien den meisten Staaten Europas folgen – mit zwei Ausnahmen, hieß es: "In Großbritannien gilt nach wie vor zehn als Mindestalter – ebenso in der Schweiz."
Wegsperren führt selten auf den rechten Pfad
In dem Artikel zitiert Amnesty den Kriminologen Chris Cunneen: "Wenn wir wirklich glauben würden, dass Zehnjährige das Wissen und den Entwicklungsstand haben, um lebensverändernde Entscheidungen darüber zu treffen, was richtig und falsch ist (...), dann würden wir sie auch in anderen Bereichen des Lebens anders behandeln." Dann müsse auch das Alter, in dem Kinder Sex haben, die Schule verlassen oder Verträge unterschreiben dürfen deutlich heruntergesetzt werden.
Vor allem aber, und da sind sich Experten einig, führt einfaches Wegsperren nur in den seltensten Fällen zurück auf den rechten Pfad. Das sagen auch Betroffene, so wie der 40-jährige Wayne Shaw. Mit 13 Jahren saß er zum ersten Mal ein, damals wegen Autodiebstahls. Seither wurde er nach eigenen Angaben immer wieder straffällig, stand zahlreiche Male vor Gericht. In einem Interview mit der ABC sagte er, die Jugendhaft habe ihn "zu einem besseren Kriminellen" gemacht.
Zu den Zuständen in Australiens Gefängnissen kommt aber generell nicht viel ans Licht: Als der UN-Unterausschuss zur Verhütung von Folter (SPT) sich im Oktober ein Bild machen wollte, wurden ihm so viele Steine in den Weg gelegt, dass der Besuch abgebrochen wurde.
Jacks Mutter macht sich derweil große Sorgen um ihren Sohn. Er sei völlig verändert aus der Haft gekommen. Vorher sei er sehr gesprächig gewesen, jetzt wirke er "gestresst und verschlossen". Es sei hart, ihn wieder an ein normales Leben zu gewöhnen. "Der Regierung möchte ich sagen, dass es lächerlich ist, Kindern so etwas anzutun."