19-Jähriger auf Teneriffa vermisst Gefundene Leiche ist vermutlich britischer Teenager

Markus Brauer

Nach wochenlangem Bangen um einen britischen Jugendlichen gibt es womöglich bald traurige Gewissheit. Die Polizei hat eine Vermutung, was dem 19-Jährigen passiert sein könnte.

 
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Fast einen Monat lang haben Polizisten und Bergretter nach dem vermissten britischen Teenager Jay Slater gesucht. Nun ist eine Leiche mit der Kleidung des 19-jährigen Briten in der unwegsamen Masca-Schlucht gefunden worden. Foto: Imago/AbacaPress

Knapp einen Monat nach dem Verschwinden des britischen Jugendlichen Jay Slater auf der Kanareninsel Teneriffa ist eine Leiche entdeckt worden. Bergretter der Guardia Civil hätten einen leblosen Körper im Gebiet der Ortschaft Masca im Westen der Insel gefunden, berichten spanische Medien unter Berufung auf die Polizei.

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Rekonstruktion der letzten Lebenstage von Jay Slater

Beamte der Guardia Civil bei der Suche nach Jay Slater. Foto: Imago/AbacaPress

Die Ermittler vermuten demnach, dass es sich um die Leiche von Jay Slater handelt. Sie gehen nach bisherigen Erkenntnissen von einem tragischen Unfall aus. Der 19-Jährige könnte in der bergigen  Gegend der Masca-Schlucht (spanisch: Barancco de Masca) abgestürzt und dann verstorben sein. Der Fundort ist nur sehr schwer zugänglich. Die Guardia Civil teilte mit, alles deute darauf hin, "dass es der junge Brite sein dürfte, der seit dem 17. Juni vermisst wird“.

Der 19-jährige Maurerlehrling aus Oswaldtwistle im Nordwesten Englands war Mitte Juni mit Freunden zu dem "New Rave Generation"-Festival  auf Teneriffa gereist. Doch im Anschluss an das "NRG Dance Music Festival", das in dem beliebten Ferienort Playa de las Americas stattfand, verliert sich seine Spur. Von der Touristenhochburg bis zum Fundort der Leiche sind es rund 30 Kilometer Luftlinie.

Am 16. Juni trennte sich die Gruppe. Während Slaters Freunde nach dem Feiern in die gebuchte Unterkunft in der Touristenhochburg Los Cristianos zurückkehrten, schloss sich Slater offenbar einigen Männern an, die er auf der Party kennengelernt hatte. Gemeinsam stiegen sie in ein Mietauto und fuhren zu einem Ferienhaus am Rande des Dorfes Masca in den Bergen Teneriffas, wie die die britische Tageszeitung "Daily Mail" berichtet.

Nach seinem Verschwinden teilte seine Freundin mit, der Jugendliche habe sie am frühen Morgen des 17. Juni "panisch" angerufen. Er habe sich verlaufen, habe kein Wasser dabei und sein Handy-Akku sei fast leer. Kurze Zeit später war Jay Slater bereits nicht mehr erreichbar.


Wahrscheinlich in steilem Gelände gestürzt

In einer ersten Mitteilung der Guardia Civil  am Montag (15. Juni) hieß es, der Brite sei vermutlich gestorben, nachdem er in dem steilen, unzugänglichen Gebiet der Masca-Schlucht gestürzt sei, wo auch sein Leichnam gefunden worden sei. Das Ergebnis der Autopsie werde zeigen, ob es sich um einen Unfall gehandelt habe, so die Polizei weiter.

Laut der britischen Vermissten-Suchorganisation LBT Global, die sich um die Familie des Teenagers kümmert, wurde der Leichnam „in der Nähe der Stelle gefunden, wo sein Handy das letzte Mal lokalisiert wurde“. Wo genau in der Masca-Schlucht das ist, konnte der Verein auch nicht sagen.

Ein DNA-Abgleich und eine Autopsie sollen nun klären, ob es sich um Jay Slater handelt und er wie vermutet einen Unfall hatte.

Die Schlucht von Masca ist ein beliebtes, aber auch gefährliches Wandergebiet auf der Kanareninsel. Foto: Imago/AbacaPress
Panoramablick auf das Dorf Masca auf Teneriffa, das nur knapp 90 Einwohner hat. Foto: Imago/Imagebroker
Das Dorf liegt am Zugang zur Masca-Schlucht, welche durch einen engen Barranco ans Meer führt und eine beliebte Wanderroute ist Foto: Imago/Imagebroker

Beliebte und gefährliche Wanderregion

Masca ist ein winziges Bergdorf in einem Vulkankrater mit 650 Meter Durchmesser im Teno-Gebirge im Nordwesten der kanarischen Insel Teneriffa. Das Dorf liegt am Zugang zur Masca-Schlucht, welche durch einen engen Barranco ans Meer führt und eine beliebte Wanderroute ist.

Die beliebte, aber vor allem für Ortsunkundige gefährliche Masca-Schlucht wird jedes Jahr von etwa 100 000 Wanderern durchquert. Immer wieder kommt zu Unfällen und Nortufen, bei denen die Polizei und Bergretter eingreifen müssen.

Vermissten-Organisation meldet Fund einer Leiche bei Masca

Die britische Nachrichtenagentur PA zitierte aus einer Mitteilung der Organisation LBT Global, die sich der Suche nach vermissten Menschen widmet. Demnach wurde die Leiche in nahe des letzten Handysignals Slaters und mit dessen Habseligkeiten und Kleidung gefunden.

Anderer Brite hat mehr Glück

Slater gilt seit dem 17. Juni als vermisst. Der BBC zufolge hatte er Freunden mitgeteilt, er wolle einen zehnstündigen Fußmarsch vom bergigen Norden der Insel in den Süden unternehmen. Dann brach der Kontakt ab. Eine groß angelegte Suche brachte keinen Erfolg.

Mehr Glück hatte ein anderer britischer Urlauber, der sich in den Bergen verlaufen hatte. Er wurde im Zuge der Suche nach Slater zufällig in einer Schlucht entdeckt – erschöpft, aber wohlbehalten (mit dpa/AFP-Agenturmaterial).