Jugendclub Hinternah Verhindern, dass die Jugend abrutscht

Wolfgang Swietek
In diesem Gebäude neben dem Sportplatz von Themar hat auch der Jugendclub sein Domizil. Nur leider ist er derzeit mehr geschlossen als geöffnet. Foto: Wolfgang Swietek

Der Jugendclub von Themar stand nicht auf der Tagesordnung der jüngsten Stadtratssitzung. Doch in der Bürgerfragestunde wurde heftig, recht emotional darüber diskutiert. Kritik wird am Betreiber, dem Diakoniewerk Sonneberg, geäußert.

 
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Wenn in einer Sitzung des Stadtrates die Besucherstühle mehr als sonst üblich besetzt sind, steht entweder ein strittiges Thema auf der Tagesordnung. Oder – wie in der vorigen Woche – es wollen sich einige Einwohner in der Bürgerfragestunde zu Wort melden, weil ihnen etwas auf der Seele brennt. Es ist der Jugendclub der Stadt, der die Gemüter erhitzt. Es gibt ihn zwar noch, aber er ist mehr geschlossen als geöffnet. Wegen Krankheit, gibt ein Hinweisschild Auskunft. Nun ist Krankheit eines Mitarbeiters oder einer Mitarbeiterin nicht vermeidbar, darauf hat kein Arbeitgeber Einfluss. Auch ein Kündigungsgrund ist dies natürlich nicht. Zeichnet sich jedoch ab, dass dies sehr oft oder über einen längeren Zeitraum passiert, muss nach einer anderen Lösung gesucht werden. Nichts dergleichen ist jedoch in Themar geschehen. Und das offenbar seit geraumer Zeit.

Ein Hinweisschild am Jugendclub gibt Auskunft, welche anderen Clubs es gibt.

Anneliese Arnold kann ihre Erregung kaum verbergen. 23 Jahre hat sie diesen Jugendclub geleitet, hat dafür gesorgt, dass er für junge Leute ein steter Anlaufpunkt ist. Sie hat es verstanden, auch Jugendlichen aus „schwierigen Verhältnissen“ in diesem Club Halt zu geben. Wovon sich „Freies Wort“ bei zahlreichen Veranstaltungen überzeugen konnte. Nun sieht sie den Club, den sie fast als ihr Lebenswerk betrachtet, langsam aber sicher den Bach runtergehen. Und so fragt sie den Bürgermeister, nicht vorwurfsvoll, eher bittend, jedoch auch mit Nachdruck, ob er dies nicht verhindern könne. „Wie kann es sein, dass die Stadt für die Jugendlichen Räume zur Verfügung stellt – und seit geraumer Zeit passiert nichts mehr darin?“

Peter Harenberg zeigt Verständnis, sieht sich aber nicht in der Lage einzugreifen. „Wir haben rechtlich keine Handhabe mehr“, sagt der Bürgermeister, „seit sich der Club in der Trägerschaft des Landkreises befindet. Da muss man dem Träger auf die Füße treten und nicht uns. Wir erfahren offiziell nichts über den Krankenstand der Mitarbeiter des Jugendclubs.“ Erschwerend komme hinzu, dass der Landkreis zwar der Träger, aber nicht der Betreiber ist. Der Landkreis hatte den Jugendclub ausgeschrieben und ihn der Diakonie in Sonneberg als Betreiber übergeben. „Wir wissen alle, wie gut es einmal funktioniert hat, und das über viele, viele Jahre“, sagt der Bürgermeister. „Erst seit der Übernahme durch den Landkreis ist diese schlimme Situation eingetreten.“ Der Landkreis habe es sich einfach gemacht, habe es ausgeschrieben, und nun lasse er es einfach laufen.

Betreiber sitzt weit weg...

Anneliese Arnold will sich damit nicht zufrieden geben. „23 Jahre habe ich dort etwas aufgebaut. Und nun muss ich zusehen, wie alles den Bach runtergeht. Jeder weiß, wenn man einen Kühlschrank mehrere Monate nicht benutzt, also auch nicht pflegt, geht er kaputt. Hinzu kommt noch Vandalismus, vermutlich durch enttäuschte Jugendliche, um die sich auch niemand schert. Die Diakonie sitzt in Sonneberg – und der Club ist in Themar. Offenbar ein (zu) weiter Weg für die Verantwortlichen.“ Wie sehr sie das alles belastet, ist ihr unschwer anzumerken. „Jetzt bin ich Rentnerin“, ringt sie um Worte, „ich habe 48 Jahre gearbeitet, will deshalb keinen Volljob mehr. Aber unterstützen würde ich den Club noch gern, wenn meine Hilfe in irgendeiner Form gebraucht wird.“

Monika Masur pflichtet ihr bei: „Anneliese hat viele Jahre eine Top-Arbeit gemacht! Wir Frauen haben das Recht, dass unsere Kinder gut betreut werden. Dazu gehört auch ein Jugendclub. Mit dem verhindert wird, dass die Jugend abrutscht. Da muss man an den oder die Verantwortlichen gehen. Und wenn sich dann nichts tut, an deren Chef.“ Bürgermeister Peter Harenberg sichert zu, sich erneut darum zu kümmern. Die Diakonie nutzt das Gebäude, im Auftrag vom Landratsamt Hildburghausen. Wir sind im Gespräch mit beiden. Mal sehen, was rauskommt.“

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