Jugend in der Provinz „Ich habe in keinem Ort unmotivierte Jugendliche“

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Die Jugendlichen im Landkreis Sonneberg sind auf Zack. Sie machen sich Gedanken, was verbessert werden kann. Dabei unterstützt sie Katrin Michelis vom Projekt „Lichtblick“. Alle sind hoch motiviert.

 
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Sonneberg - Voller Tatendrang hat Katrin Michelis vom „Lichtblick“, dem Zentrum für Jugendsozialarbeit des Diakoniewerkes, in diesem Jahr ihre Ortsbegehungen im Landkreis Sonneberg wieder aufgenommen.

Gestartet war die Sozialarbeiterin bereits im vergangenen Jahr, bevor Corona wieder jeglichen Kontakt verbot. „Die Idee dazu kam mir während des Lockdowns und des damit verbundenen ausschließlich virtuellen Kontakts, als auch keinerlei Großprojekte in unserem Bereich möglich waren“, erklärt Michelis. Schon war das Projekt „mobile Jugendsozialarbeit“ geboren und mit ihm die Idee, direkt vor Ort auf Jugendliche zuzugehen im ländlichen Raum und ihnen auf den Zahn zu fühlen.

„Wir wollten und wollen noch wissen, was sie sich wünschen, wo treffen sie sich, was wollen sie überhaupt machen“, so die „Lichtblick“-Verantwortliche. Insgesamt 79 Ortsteile stehen dabei auf ihrem Laufzettel, 27 davon hat sie inzwischen besucht und ist dabei den Jugendlichen auf Augenhöhe begegnet.

„Sie machen sich wirklich Gedanken um ihren Ort und haben konkrete Vorstellungen, was sie machen wollen und vor allem, wie sich das Ganze umsetzen ließe“, stellt Michelis fest. Dank Mundpropaganda haben sich ihre Besuche schnell unter den Jugendlichen rumgesprochen.

Doch dann kamen die neuen Corona-Regeln, und wieder steckte die Sozialarbeiterin fest. Aber zwischenzeitlich hat sie neben dem Sonneberger Unterland nun auch das Oberland inklusive Lauscha bereisen können und ist von den Jugendlichen vollauf begeistert. „Ich habe in keinem Ort unmotivierte Jugendliche getroffen“, erzählt sie.

„Die 14- bis 17-Jährigen haben sich sehr gefreut, dass jemand kommt und sich für sie und ihre Sorgen, Nöte und Bedürfnisse interessiert. Sie haben sehr viele Ideen, sind so motiviert, und in ihnen steckt ein unglaubliches Potenzial, doch sie haben das Gefühl, dass ihnen niemand zuhört.“ Sie sei positiv überrascht gewesen von der Resonanz der Jugendlichen, auch noch im Nachgang: „Ich habe viele Mails von ihnen bekommen, in denen sie sich einfach bedankt haben für meinen Besuch und mein Interesse.“

Und genau hier setzt die Idee der mobilen Jugendsozialarbeit an. Im Rahmen des Jugendförderplans des Landkreises Sonneberg und der „Jugendbeteiligung im ländlichen Raum“ über „Demokratie leben!“ soll ein Bus mit dem Lichtblick-Logo angeschafft werden, mit dem die Sozialarbeiterin direkt vor Ort helfen kann.

„Damit können wir in die Ortsteile fahren, zu denen ich bereits Kontakt geknüpft habe während der Begehungen“, erklärt Katrin Michelis. „Auch der kleinste Ortsteil im Landkreis wäre dann für mich erreichbar, denn oft haben die Jugendlichen keine Möglichkeit, in die Kreisstadt zu kommen, wo nach wie vor die meisten Aktionen für ihre Altersklasse organisiert werden. Ihnen fehlt schlichtweg eine Anlaufstelle vor Ort.“

Damit will Michelis neue Wege beschreiten, da Großprojekte auf lange Sicht kaum mehr stattfinden könnten. „Und den Jugendlichen direkt vor Ort zur Seite zu stehen, ist die beste Möglichkeit überhaupt“, sagt die Mitarbeiterin des Diakoniewerkes.

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