„Jugend forscht“ Wie junge Forscher die Welt ein Stück besser machen wollen

Yvette Schleußinger

Bei „Jugend forscht“ an der TU Ilmenau zeigen junge Talente ihre kreativen Ideen. Mit innovativen Projekten beeindrucken sie die Jury und ihre Mitstreiter.

 
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Haben Sie sich schon einmal gefragt, wo die klugen Köpfe der Forscherinnen und Forscher von morgen gerade ihre Ideen entwickeln? Die Antwort liegt vielleicht näher, als Sie denken. Bei „Jugend forscht“ an der TU Ilmenau stellten 67 Schülerinnen und Schüler in 34 Projekten ihr Können unter Beweis. Der Regionalwettbewerb Westthüringen bot eine Bühne für kreative Ideen, wissenschaftlichen Ehrgeiz und interdisziplinären Austausch.

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Besonders interessant für den Ilm-Kreis ist das Projekt „Smart Waste: Die Antwort auf Abfall in der Umwelt?“ von Jos Constantin Heinemann und Jerry Hoffmann von der Goetheschule Ilmenau. Die beiden 17-Jährigen entwickelten ein System, das Kommunen effizientere Müllentsorgung ermöglicht: „Die Idee ist: Wir nehmen ein kleines Modul, das nicht sichtbar ist, und setzen es in die Deckel von Abfallbehältern. Dann können die Kommunen sehen, ob die Abfalleimer voll sind. Das reduziert den Energieaufwand“, erklärt Jos. So müssten Müllwagen nicht mehr unnötige Wege fahren, sondern könnten gezielt volle Abfalleimer leeren.

Die Idee dazu kam Jerry durch den Wandertourismus in Steinbach-Hallenberg – viele abgelegene Mülleimer wurden dort oft übersehen oder unnötig angefahren.

Jos Constantin Heinemann (li.) und Jerry Hofmann vor ihrer Ideentafel. /Steffen Ittig

Das Abfallsystem wurde bereits über zwei Monate getestet und könnte in Zukunft weiterentwickelt werden: „Der Wegewart von Ilmenau hat gefragt, ob wir nicht auch den Wasserspiegel messen können, um vor Überschwemmungen zu warnen“, erzählt Jos. Eine denkbare Erweiterung, denn: „Man kann dieses Projekt noch für andere Zwecke nutzen.“ Während es ähnliche Systeme bereits in Großstädten gibt, liegt der Fokus der beiden Schüler auf kleineren Kommunen und abgelegenen Abfallbehältern: „Mit unserem System kann über lange Strecken gemessen werden“.

Jos ist bereits zum dritten Mal bei „Jugend forscht“ dabei. 2022 und 2023 nahm er mit einem Matheprojekt teil. Neben dem Projekt des Wettbewerbs programmieren er und Jerry auch in der Freizeit: „Wir programmieren auch kleinere Projekte. Es macht uns einfach Spaß.“

Solarnapf für eisige Winter

Marie Helbig und Mathilda Dressel, beste Freundinnen seit der 5. Klasse, traten mit ihrem „Solarnapf“ an. Die Idee dahinter: Eine solarbetriebene Wärmeplatte verhindert das Einfrieren von Wasser in Trinknäpfen, damit Tiere auch im Winter problemlos trinken können. „Wenn im Winter das Wasser einfriert, dann ist das viel Aufwand für Menschen und Tiere“, erklärt die 13-jährige Marie.

Marie, die gemeinsam mit ihrem Opa Hühner züchtet, kennt das Problem aus erster Hand: „Mein Opa meckert gerne rum. Er muss die ganze Zeit das Wasser wechseln. Da sind wir auf die Idee gekommen, das zu bauen.“ Die beiden sind bereits zum zweiten Mal dabei und planen, sich weiterzuentwickeln: „Die Jury meinte auch, wir könnten es noch verbessern mit einem Filter, damit das Wasser nicht so oft gewechselt werden muss.“

Die 14-jährige Mathilda, deren Lieblingsfach Biologie ist, möchte später Medizin studieren. Marie hingegen sagt: „Deutsch ist an erster Stelle.“ Auf die Frage, ob sie wieder teilnehmen würden, antwortet Marie: „Wir würden wieder mitmachen, wenn wir wieder eine coole Idee haben.“

Vertikale Windkraft für ländliche Gebiete

Der 15-jährige Julius Thrum von der Goetheschule Ilmenau stellte sein Projekt „Modellhafte Untersuchung zur Funktionsweise von vertikalen Windkraftanlagen“ vor. Seine Idee: Windkraftwerke für urbane Gebiete, die platzsparend und effizient sind. „Es gibt ja jetzt viele Solaranlagen und Windkraftwerke, und meine wäre gut für urbane Gegenden.“

Für Julius war es das erste Mal bei „Jugend forscht“. „Nächstes Jahr sind wir dann zu zweit“, sagt er mit Blick auf die Zukunft, denn bislang hatte er einen eigenen Projektstand. Für das kommende Jahr plant er bereits: „Ich will andere Flügelformen testen und vorführen.“ In der Schule begeistert in auch das Fach Chemie, auch wenn ihn das Thema erneuerbare Energien besonders fesselt: „Ich fand das Thema spannender, aber Chemie ist trotzdem mein Lieblingsfach.“

Während die Fachjury die Arbeiten bewertet, ergab sich unter den Teilnehmenden ein lebendiger Austausch: „Man sieht, dass sich die Schülerinnen und Schüler unterhalten und untereinander austauschen“, beobachtete Jenny Gramsch, die die Veranstaltung an der TU Ilmenau organisiert. „Sie können mal nachschauen, wie und was machen die anderen.“ Das sei ebenso wichtig wie der Wettbewerb selbst, um sich inspirieren zu lassen und Neues zu lernen. Zusätzlich konnten die Teilnehmenden an Workshops teilnehmen, um sich gezielt weiterzubilden. „Es findet zum Beispiel gerade ein Workshop statt, in dem noch einmal geguckt wird, was sie noch Zusätzliches brauchen für ihre Projekte, um sie weiterzuentwickeln oder zu verbessern“, so Gramsch weiter.

Am Nachmittag findet für die jungen Forscherinnen und Forscher ein Rahmenprogramm statt mit Einblicken in den modernen Maschinenbau, Gabelstapler fahren, Mitmach-Experimenten aus der Physik und vieles mehr.

Die besten Projekte qualifizieren sich für den Landeswettbewerb am 2. April in Jena. Wer dort überzeugt, kann sich für das Bundesfinale vom 29. Mai bis 1. Juni in Hamburg qualifizieren und vielleicht in Zukunft mit einer bahnbrechenden Idee die Welt erobern.