Seit 150 Jahren ist die Immanuel Diakonie Südthüringen mit ihrem Stammsitz in der Schmalkalder Aue zu Hause. Gefeiert wurde das Jubiläum mit einem stimmungsvollen Fest auf dem nahe gelegenen Röthof und mit einem Festakt in der Stadtkirche St. Georg. Fröhlich und emotional zugleich. Fröhlich, weil Geburtstage in der Regel allen Grund zur Freude bieten – und die Gelegenheit, Danke zu sagen für alle das gemeinsam Erreichte und Erlebte. Emotional, weil an solchen Tagen auch Rückschau gehalten wird, vor allem angesichts einer 150-jährigen Geschichte. Dazu gehört zweifelsohne das Kapitel dunkelster Geschichte zwischen 1933 und 1945. So erhoben sich gleich zu Beginn der zweistündigen Feierstunde die fast 200 Gäste von den Kirchenbänken, um der vier Menschen zu gedenken, die in die Obhut des damaligen Christlichen Pflegeanstalt Schmalkalden gekommen waren, die sie letztendlich nicht behütet hat. Die Opfer haben Namen: Gertrud Stiebel und Hildegard Müller, Semi Müller und Olga Dippel. Von ihr hat die Immanuel Diakonie erst vor wenigen Wochen erfahren. Sie war, wie 92 andere Bewohnerinnen und Bewohner der Christlichen Wohnstätten, einer Zwangssterilisation unterzogen worden. Danach kam sie über andere Einrichtungen in die Tötungsanstalt Hadamar, wo Olga Dippel im Rahmen des Euthanasieprogramms Aktion T4 ermordet wurde. „Menschen unter unserem Dach der Nächstenliebe sind zu Opfern des Rassenhasses und Volksgesundheitswahns geworden“, sagte Pastor Ralf-Peter Greif im Statement zur eigenen Geschichte. Der Leiter des Konzernbereich Seelsorge-Theologie-Ethik der Immanuel Albertinen Diakonie kündigte zum Festakt an, dass sich eine unabhängige Forschungseinrichtung diesen Themenkomplex widmen werde, um die Kenntnisse zu vervollständigen über das, was Menschen in ihren Einrichtungen erleiden mussten.