Jubiläum 750 Jahre Rabenäußig

Um 1275, also vor einem Dreivierteljahrtausend wurde Rabenäußig (Gemeinde Frankenblick, Landkreis Sonneberg) erstmals schriftlich genannt.

 
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Vor mehr als 30 Jahren dokumentierten Mitarbeiter des Zentrums für Thüringer Landeskultur eines der ältesten Gebäude in Rabenäußig, das Hausmannshaus. Foto: Diaarchiv Heimatbund Thüringen

Der Frankenblick-Ortsteil Rabenäußig hat etwas zu feiern. In einer auf die Zeit um 1275, also vor 750 Jahren, ausgestellten Urkunde, die im Bestand Geheimes Archiv im Staatsarchiv Gotha überliefert ist, wurde der Ort erstmals schriftlich belegt. Die Mitglieder des Feuerwehrvereins laden deshalb zu einer Jubiläumsfeier am Samstag ein. Freilich, von den vier einstigen Weilern Fichtach, Melchersberg, Hohetann und Rabenäußig, die um 1830 zum Gemeindeverbund Rabenäußig zusammengeschlossen sind, seit 1993 zu Effelder-Rauenstein und 2012 zu Frankenblick gehören, ist der älteste Teil heute der kleinste.

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Lehensverzeichnis eines Kunemund

Im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts ließ der dem niederen Adel angehörende Kunemund von Sonneberg ein Verzeichnis seiner von ihm an andere Standesgenossen zu Lehen vergebene Liegenschaften anlegen. Wahrscheinlich hatte Kunemund das Lehensverzeichnis ausgestellt, da er sich am Ende seines Lebens befand. 1279 wurden er und sein Sohn als verstorben bezeichnet, womit sich eine Datierung der Urkunde auf um 1275 ergibt. Geschrieben in lateinischer Sprache auf Pergament listet die Urkunde Besitzungen zwischen dem Sonneberger Raum und Bamberg auf. Neben ganzen Dörfern und Zehnten wurde auch das „ganze Dorf Rabenäußig“ (im Originals „villam totam Rabenuewesez“) benannt, das an einen Konrad Schütze von Schaumberg (Chunradus Sagittaris de Schaunwenberch) verliehen war. Es handelte sich wohl um einen Angehörigen der Familie von Schaumberg, der Herrschaftsmittelpunkt die gleichnamige Burg bei Schalkau war. Der Siedlungsname könnte auf eine Ansiedlung eines Rabe oder Rabano deuten. Mitte des 14. Jahrhundert verfügten die niederadligen Kemnater über die Dorfherrschaft. 1445 ist eine Glashütte belegt, die wohl kurzzeitig in der Nähe des Weilers betrieben wurde.

Die Besitzungen der Familien Schaumberg und Sonneberg überschnitten sich im Hinterland mehrfach, denn auch in Almerswind und Weißenbrunn waren die von Sonneberg begütert. Die Bezeichnung Wüstung oder Wustung Ende des 14. Jahrhunderts wurde in der Region seit dem späten Mittelalter sehr ambivalent gebraucht – als aufgelassene, wüst gefallene Ortschaft, im 14. Jahrhundert kein Einzelfall, wie als Einzelhof (Wustung).

Weilerartige Siedlungen

Inwiefern auch die anderen Weiler Hohetann und Fichtach ebenfalls bereits im Mittelalter errichtet wurden bleibt unsicher, zumal sie sicher als Siedlung erst ab dem 16. Jahrhundert belegt sind. Ob ein im 1317 entstandenen Urbar Graf Berthold VII. von Henneberg verzeichnete Gehölz „bi der hohen Tannen“ in der Nähe des erst später belegten gleichnamigen Weilers zu lokalisieren ist, bleibt nur zu vermuten. Als Siedlung ist Hohetann erstmals in einem Kirchenvisitationsprotokoll aus dem Jahr 1555 belegt. Nicht wesentlich früher, in einem Kirchenvisitationsprotokoll vom Januar 1529, ist Fichtach als Einzelhof belegt. Beide Siedlungen hatten wohl ihre Namen wohl Flurnamen entlehnt, die auf Tannen- und Fichtenbestände hinweisen. Erst nach dem Dreißigjährigen Krieg wurden wohl das erste Haus am Melchersberg erbaut. Nach einem Steueranschlag des Gerichts Schalkau hatte 1664 dort Claus Sauerteig ein kleines Häuslein erbaut. Der Berg trug bereits damals den Namen Melcherberg, wohl bezogen auf den Personennamen Melchior. Melchersberg ist der jüngste Teil der bis 1993 bestehenden Gemeinde Rabenäußig, seit dem 19. Jahrhundert aber der – gefühlte – Mittelpunkt und wird heute mit Rabenäußig identifiziert. Derweil ist der heute kleinste Weiler jener Punkt, auf den sich die früheste schriftlich belegbare Lokalgeschichte beziehen lässt.

Mit Feuerwehrdepot, Gaststätte, Friedhofskapelle und einer Tanzlinde identifizieren viele Menschen heute Melchersberg mit Rabenäußig. In Melchersberg wird am Samstag auch die Jubiläumsparty des Feuerwehrvereins „steigen“. Aber das „alte“ Rabenäußig ist den kundigen Wanderfreunden ein Begriff, liegt es doch auf halber Strecke zwischen Mengersgereuth und Meschenbach.