Jubiläum 300 Jahre Neidhartshäuser Kirche

Das 300. Jubiläum ihrer Sankt-Michael-Kirche feierten die Neidhartshäuser unter anderem mit einem Gottesdienst.

 
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1722 wurde die St. Michael-Kirche in Neidhartshausen unter dem Fürstabt Konstantin zu Buttlar erbaut, wie das Wappen über der Eingangstür zeigt. Dieser Tage wurde das 300-jährige Bestehen mit einem Jubiläumsgottesdienst gefeiert. „Dafür wurde die ,gute Stube’ in den letzten sechs Jahren liebevoll saniert und erstrahlt dank Handwerker und vieler ehrenamtlicher Helfer in neuem Glanz“, heißt es in einer Pressemitteilung des Kirchenkreises.

Pfarrerin Nadine Greifenstein, die mit ihrer Heimatkirchgemeinde eng verbunden ist, ließ es sich nicht nehmen, den Gottesdienst mit Pfarrerin Elisabeth Eschweiler und Regionalbischof Tobias Schüfer mitzugestalten. Vor und während ihres Studiums hatte sie als Organistin, Chorleiterin, bei Gottesdiensten und in der Jugendarbeit in Neidhartshausen mitgewirkt.

Kirchengebäude seien „Kontaktflächen, die Berührungen schaffen zwischen Gott und den Menschen“, sagte Regionalbischof Tobias Schüfer im Festgottesdienst. Seit 300 Jahren stehe diese Kontaktfläche im Zentrum von Neidhartshausen. Die meisten Christen verbänden die besonderen Momente in ihrem Leben damit: Taufe, Konfirmation, Hochzeit und Abschied von Verstorbenen. Die Kirche sei allerdings mehr als das Mobiliar in der Kirche. Menschen haben sie erbaut und aufwendig über Jahrzehnte erhalten, um das gelebte Miteinander über Generationen hinweg zu ermöglichen.

Pfarrer Gerald Kotsch aus Dermbach hatte im Jahr 2016 die Sanierung angestoßen. Insgesamt waren vier Restauratorinnen und zwölf Handwerksbetriebe an den Renovierungsarbeiten am Gotteshaus beteiligt. Knapp 142 800 Euro sind bisher in die Sanierung geflossen. Zahlreiche Geldgeber, darunter das Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, die Landeskirche, der Evangelisch-Lutherische Kirchenkreis Bad Salzungen-Dermbach, die Thüringer Staatskanzlei, die VR-Bank NordRhön in Dermbach sowie die Gemeinde Dermbach, konnten für das Großprojekt gewonnen werden. Aber auch Einwohner aus Neidhartshausen und den Nachbardörfern, ob Kirchenmitglieder oder nicht, haben viel Geld gespendet. Christine Rothhämel, die das Projekt federführend begleitet hat, dankte allen Spendern, Helfern und ausführenden Firmen, die mit ihren Beiträgen die Sanierungsarbeiten ermöglicht und bei den Vorbereitungen des Kirchenjubiläums mitgeholfen haben. Weiterhin haben die beiden Kirchbaureferentinnen des Kreiskirchenamtes Meiningen, Karin Schneider und Annett Blaurock, die Sanierungsmaßnahmen umfassend baulich betreut.

Die Innensanierung erfolgte in drei Abschnitten. Als Erstes wurde das ausgeblichene Deckengewölbe, welches ursprünglich wie ein Himmel bemalt und mit Sonne, Mond und Sternen versehen war, mit einer einfallsreichen Spendenaktion wieder zum Strahlen gebracht. Die Kirchgemeinde hatte dazu im Jahr 2020 zu einer originellen Sternenhimmelaktion aufgerufen. Die Idee: Sponsoren konnten die kleinen und großen Himmelskörper an der Kapellendecke käuflich erwerben. Im Rahmen des Festgottesdienstes wurde jetzt die Sternentafel von Konfirmandinnen enthüllt. Die Tafel trägt die Namen von 73 Spendern und zeigt die dazu erworbenen Himmelskörper. Dank Doreen Becker und David Nolte konnte die Sternentafel pünktlich bis zum Jubiläum produziert werden.

Im zweiten Bauabschnitt erfolgte die Restaurierung des Kanzelaltars, der Orgelempore und des Orgelprospekts, die mit vielen Golddetails aufgearbeitet wurden. Noch in diesem Frühjahr erfolgte die Reinigung und Instandsetzung der 1856 eingebauten Orgel aus Ostheim, die trotz ihres historischen Zustands noch sehr gut erhalten ist.

Der dritte Abschnitt umfasst den Taufstein. Ebenso wurden sieben historische Bleiglasfenster einschließlich der Außengewände saniert. In diesem Jahr sollen nun noch die Sakristei und die Emporen-Säulen restauriert werden.

Über dem Himmel und unter dem Dach des Gotteshauses wird es richtig spannend – denn hier befindet sich eines der größten Fledermaus-Quartiere Thüringens, welches wegen seiner besonderen Bedeutung für den Artenschutz im Jahr 2008 als ein sogenanntes Flora-Fauna-Habitat-Objekt ins europaweite Netzwerk Natura 2000 aufgenommen wurde. Hier haben zur Zeit rund 900 Mausohrfledermaus-Mütter ihr Quartier bezogen. Das offene Giebelfenster an der Ostseite dient den Fledermäusen als Ein- und Ausflugsöffnung. Biologen können hier mittels eines Zahlwerkes die Bewegung der Säugetiere registrieren.

Persönliche Grußworte und Geschenke kamen unter anderem von Bürgermeister Thomas Hugk aus Dermbach, Sabine Schneider, Vorsitzende des Gemeindekirchenrates Empfertshausen, und vom Stellvertreter des Superintendenten Alfred Spekker. Im Anschluss überreichte das „Kirchgartenteam“ zum Jubiläum ein neues Abendmahlsgeschirr mit Einzelkelchen. „Die vielen kleinen Becher mögen ein Ganzes werden und hoffentlich alle immer gefüllt sein“, so Annelie Böhm.

Musikalisch sorgten die Bläsergruppe „De Nedertshüser NTK“ unter der Leitung von Günter Meß und der Neidhartshäuser Kirchenchor unter Leitung von Heike Straube sowie Klaus Göbel an der Orgel für festliche Stimmung.

Nach dem Gottesdienst wurde rund um die Kirche und bei der Feuerwehr weiter gefeiert – mit Begegnung und Information, Fotoausstellung, Essen und Trinken im Feuerwehr-Domizil, Stationenweg durch die Kirche, einem musikalischen Programm der Kindergartenkinder und einer Trommelreise der Christenlehrekinder unter Leitung von Gemeindepädagogin Ellen Schmuck. Mit einer großen Drehleiter der Feuerwehr konnten die Besucher einen Rundumblick auf die Kirche und das Dorf werfen. Für den musikalischen Ausklang sorgte DJ Tillert (Til Seifert aus Empfertshausen).

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