Jahresrückblick Gewöhnung vielleicht, aber nicht gewöhnlich

Das Jahr 2022 war in Thüringen eher nicht glamourös, sondern von Herausforderungen geprägt, mit denen wir zurecht kommen müssen. Ein Rückblick.

 
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In einem Jahr, in dem Dinge wie „Zeitenwende“ und „Doppel-Wumms“ das Geschehen beherrschen, geraten manche Dinge in Vergessenheit. Doch es sind gerade die persönlichen Dinge, unser nahes Umfeld, das unser Leben bestimmt – und damit auch die Erinnerungen, die von diesem Jahr bleiben. 2022 hat auch in Thüringen einiges verändert – auch wenn das natürlich vom Weltgeschehen bestimmt war.

Der Krieg in der Ukraine brachte viele Flüchtlinge in den Freistaat – am Ende mehr als zur sogenannten Flüchtlingskrise im Jahr 2015. Kaum zu glauben, dass das auch schon wieder sieben Jahre her ist. Und es zeigt sich, dass es zwar keine Gewöhnung an Probleme gibt, jedoch der Umgang mit ihnen etwas routinierter wird, wenn sie lange anhalten. Doch die Kommunen im Freistaat sind nun einmal ganz objektiv am Ende ihrer Möglichkeiten, was die Unterbringung von Flüchtlingen angeht.

Noch längst nicht gewöhnt haben wir uns an andere Folgen wie Energiemangel und die grassierende Inflation. Eines der beherrschenden Themen in der politischen Debatte in Thüringen war in diesem Jahr mit gutem Grund der Bau von Windkraft-Anlagen im Wald. Zuerst setzte die oppositionelle CDU ein generelles Verbot im Thüringer Waldgesetz durch, dann wurde dieses Verbot von höchster juristischer Stelle, dem Bundesverfassungsgericht, wieder gekippt.

Dass es bei Energiepreisen, die sich manchmal nicht nur verdoppeln, sondern sogar versechsfachen, nicht davon ausgehen kann, dass man sich irgendwie dran gewöhnt, liegt auf der Hand. Auch deshalb ist dieses Jahr von vielen Existenzängsten geprägt. Bleibt mein Arbeitsplatz erhalten? Werde ich dieses und jenes künftig noch bezahlen können? Wie geht es mit der Umwelt weiter, nachdem wieder ein extrem trockener Sommer so viel Wald zerstört hat?

Fällt Ihnen an diesen Fragen etwas auf? Bisher war von Corona noch gar keine Rede. Obwohl ja auch dieses Jahr von dem Virus geprägt war – und gefühlt jeder Zweite, den es bis dahin nicht erwischt hatte, nun in diesem Jahr erkrankte. Haben wir uns vielleicht doch daran gewöhnt, dass wir mit diesem Virus irgendwie leben müssen? Nun, die Erwartungen richten sich auf das neue Jahr, wenn voraussichtlich viele Regelungen in dieser Richtung wegfallen werden. Dann heißt es in ein paar Jahren: „Weißt du noch, damals...?“ Dann erinnern wir uns an dieses 2022, ein Jahr, das ganz bestimmt eines nicht war, nämlich gewöhnlich.

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