Inversionswetter Fernsicht – In Suhl ist es doch am schönsten

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Die Suhler und andere Besucher der Höhenlagen im Thüringer Wald müssen nicht in die Alpen fahren: Am Donnerstag haben sie über ein Wolkenmeer in die Ferne geschaut. Das war das Topping zu den Weißen Weihnachten.

 
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Blick vom Ringberg auf Suhl. Foto: Cornelia Bauer

Alpine Stimmung erlebten Wanderer am Donnerstagvormittag auf dem Suhler Ringberg. Während die Stadt auf 422 Metern Höhe im Nebel steckte, bot sich aus 745 Meter Höhe eine herrliche Sicht über die Wolken in die Ferne. Suhl ist nicht nur die größte Stadt in Südthüringen und naturreichste Stadt Thüringens sondern auch größter „Staatlich anerkannter Erholungsort“ Deutschlands.

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Rechts im Vordergrund ist der 675 Meter hohe Domberg zu sehen, dahinter in der Ferne der 740 Meter hohe Dolmar bei Meiningen. Sonne bekommt auch schon das Suhler Wohngebiet Himmelreich ab, das links zu sehen ist. Die Häuser im Stadtzentrum am Ausläufer des Dombergs erahnen zumindest die Sonne. Richtung Werratal/Meiningen herrschte aber bis zum Nachmittag dicke Suppe.

Blick auf den Bismarckturm auf dem Suhler Domberg. Der Berg dahinter ist schon der Dolmar bei Meiningen. Foto: Cornelia Bauer

Häufig ist in den Herbst- und Wintermonaten zu beobachten, dass sich in den Tälern kalte und zähe Nebelluft hält, während auf Bergen die Sonne lacht – man spricht von Inversionswetterlage.

Durch die Inversion wird die untere – kalte – Luftschicht von der oberen – warmen – abgeschirmt. Dies liegt an der höheren Dichte der kälteren Luftschicht, welche diese am Boden hält und die turbulente Vermischung mit der darüber liegenden wärmeren Luftschicht weitgehend unterdrückt. Die durch Inversionen hervorgerufenen bodennahen Kaltluftblasen sind weltweit für Kälterekorde verantwortlich.

Auf dem Weg zum Dolmar bei Meiningen gab es am Ersten Weihnachtsfeiertag Puderzucker-Schnee auf den Bäumen. Foto: Olaf Amm

Da der übliche vertikale Luftaustausch durch die Inversionsschicht unterdrückt wird, kommt es in Industriegebieten und über Ballungszentren zu einer Ansammlung von Luftschadstoffen in der kühleren, unteren Schicht. Oberhalb der Inversionsschicht ist die Fernsicht dagegen deutlich erhöht, wobei der Blick meist eine großflächige Dunstbildung in Bodennähe offenbart.

Inversionswetterlagen bewirken auch geänderte Ausbreitungsbedingungen für Funkwellen, da diese am Dichteübergang zurück ins dichtere Medium, hier die kalte Bodenluft, reflektiert werden (Totalreflexion). Funkamateure nutzen diesen Effekt, um die Reichweite ihrer Signale zu erhöhen. Beim UKW-Rundfunk kommt es zu Überreichweiten, die bei DX-Hörern und Funkamateuren mit Richtantennen beliebt sind, sich sonst aber wegen überlappender Abdeckung gegenseitig stören.

Auf gleicher Grundlage begünstigt eine Inversionswetterlage die Ausbreitung von Schall in Bodennähe. Dieser wird zum Boden hin gebrochen und kann sich über große Distanzen ausbreiten. Die Schallgeschwindigkeit ist in warmer Luft größer als in kalter.

Auf dem Dolmar konnte man am Ersten Weihnachtsfeiertag eine geschlossene Schneedecke ahnen – mit sattem Nebel. Foto: Olaf Amm

Die Inversionswetterlagen haben in bestimmten Regionen auch eine beachtliche touristische Bedeutung: Wo der Höhenunterschied zwischen einer größeren Stadt und ihrem Hausberg so groß ist, dass dessen Gipfel dann meistens über dem (Hoch-)Nebel ist, wird damit geworben, dass man ihm mit der örtlichen Bergbahn entfliehen kann. Die Pläne für eine Bergbahn auf den Suhler Domberg erwiesen sich in den vergangenen Jahren allerdings immer wieder als Aprilscherz ohne ernsthafte Grundlage.