Internationaler Museumstag Langeweile im Museum? Von wegen!

Ulrike Scherzer

Zum Internationalen Museumstag eroberten jüngste Besucher zahlreich die Meininger Museen. Gemeinsam mit der Theatermaus suchten und schnappten sie erfolgreich einen Dieb der ganz besonderen Art.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Wie lockt man an einem sommerlichen Sonntag im Mai viele neugierige Kinder und Erwachsene ins Museum? Am Besten, wenn dabei eine bei Klein und Groß beliebte Figur wie die Maus des Meininger Theaters mitspielt. Deren Abenteuer sorgen regelmäßig für ausverkaufte Kammerspiele. Und so hatte sie auch dieses Mal wieder eine spannende Geschichte zum Mitmachen für die Kinder und ihre Familien parat. Denn, so erklärte die Maus: „1. Mäusegesetz: Wo ein Geräusch ist, ist ein Theater. Und wo ein Theater ist, ist auch ein Abenteuer!“ In Überlänge hatte das junge Staatstheater gemeinsam mit den Meininger Museen so einiges zusammengepackt: Käsekuchen, Prinz mit Aschenbrödel, Dieb, Rätselsuche im Museum und zum Schluss sogar weiße Tauben auf dem Schlosshof – es blieb wohl kein Wunsch offen.

Ein bisschen verrückt sind die Ideen der vorwitzigen Maus in Menschengröße schon immer. Aber natürlich geht es am Ende auch immer gut aus. Erst schwärmte sie den Kindern im Saal der Kammerspiele vom leckeren Käsekuchen im Schlosscafé vor. Aber als sie endlich in ihr erobertes Stück Kuchen beißen wollte, saß da plötzlich ein klavierspielender Prinz auf der Bühne, der schimpfte, dass er ständig nur sitzen müsse. Doch kaum tauchte das wunderschöne Mädchen im glitzernden Kleid auf, das seinen Namen nicht verriet, ging das Abenteuer auch schon los. Denn ein Dieb schnappte sich einen Schuh der hübschen Dame. Schnell war eine Detektivin mit an Bord und die kombinierte aus gefunden Kuchenkrümeln, dass der Dieb im Meininger Schloss zu finden wäre. Also machte sich der ganze Trupp auf in Richtung Elisabethenburg. Allerdings leider nicht ins Café zum Kuchenessen.

Aschenbrödel

Fast hätten sie den Dieb schon in der Schlosskirche geschnappt, aber das wäre ja zu einfach gewesen. Also suchten alle gruppenweise noch im Baumbachhaus und in der zweiten Etage des Schlosses. Hier gab es einiges zu entdecken: versteckte goldene Bücher in den Räumen des Schriftstellers Baumbach, eine märchenhafte Glasausstellung, geheime Türen, Schränke und vieles mehr im großen Museum. Mit Begeisterung waren selbst die Jüngsten ab drei Jahren schon mit bei der Sache. Für viele, auch der Erwachsenen, war es der erste Besuch im herzoglichen Schloss oder dem kleinen Baumbachhaus.

Schließlich trafen sich alle wieder am Brunnen im Schlosshof, um dort den Dieb dingfest zu machen. Auch die namenlose Schöne wartete mit ihrem Prinzen schon auf ihren gestohlenen Schuh. Und natürlich ließ der Räuber sich schnappen, der Schuh passte und endlich erriet der junge Prinz auch, wer da an seiner Seite stand: Aschenbrödel. Und zur großen Überraschung aller öffnete sich auf der Wiese ein großer Korb aus dem ein Schwarm weißer Tauben in den Himmel entflog. Da wurde es auch noch ganz romantisch! Nach soviel Aufregung sprangen alle begeistert in den Sonntagnachmittag oder stellten der Maus und Aschenbrödel noch so einige Fragen oder hielten das besondere Ereignis mit einem gemeinsamen Foto fest.

Doch die Meininger Museen boten an diesem ihrem Feiertag noch weitere Überraschungen für das jüngere Publikum bereit. Neben ihren bekannten Ausstellungen, die sich hauptsächlich an Erwachsene richten, wie der Bühnenbildpräsentation im Theatermuseum in der Reithalle oder einer Kuratorenführung mit Jens Brautschek zu „75 Jahre Meininger Museen“, gab es eine spezielle Führung unter dem Titel „Im Museum sind nicht alle Dinge stumm“ mit Marion Adam und Uta Irmer. Eine kleine Zahl mutiger Kinder ließ sich dafür die Augen verbinden und einige Schritte blind durch die Obere Galerie führen. Wie klingt die eigene Stimme hier in diesen großen Räumen? Und was gibt es ansonsten noch Ungewöhnliches zu hören?

230 Jahre alte Innovation

Hauptfigur dieser kurzweiligen Runde war eine Flötenuhr aus dem 18. Jahrhundert, die erst vor kurzem wieder restauriert und repariert wurde und seit Ende letzten Jahres ihren Platz im sogenannten Roten Salon hat. Das hörenswerte kleine Musikstück, das die 32 eingebauten Orgelpfeifen über eine Walze im Inneren der Uhr erklingen ließ, konnten die Kinder mit verbundenen Augen zunächst nicht zuordnen. Was für ein Ding macht solche Töne? Ein Radio, ein Lautsprecher, ein Leierkasten? Bereits vor über 230 Jahren wurde dieser Spielautomat in der von außen eher unscheinbar wirkenden Standuhr erfunden. Wie das genau funktioniert, zeigten die beiden Mitarbeiterinnen des Museums den Kindern dann als sie ihre Augenbinden wieder abnahmen. Mit einer Taschenlampe durchleuchteten sie den Uhrenkasten, zogen das Gewicht noch einmal nach oben und ließen die Uhr erneut tönen. Das Prinzip der Orgel, deren Bauteile im Dunkeln des Kastens verborgen lagen, konnten die Kinder dann noch an einer kleinen Modellorgel mit Blasebalg und Holzknopf-Tasten selbst ausprobieren.

Im Anschluss gab es natürlich in weiteren Räumen des Schlosses noch viel mehr zum Hören zu entdecken, nicht zuletzt in der klingenden Grünen Bibliothek mit historischen Instrumenten, der Reger-Hupe im Reger-Raum, den Fanfaren im Wappen-Raum und und und ...

Verborgenes bestaunt

Besondere Einblicke ins Haus boten zudem die beliebten Depotführungen, zu denen die sonst versiegelten Türen der Magazine geöffnet wurden. Unter Führung von Florian Beck, Andrea Jakob und dem Direktor der Meininger Museen, Philipp Adlung, gab es spannende Objekte zu bestaunen, die gerade nicht in den Ausstellungen präsentiert werden können.

Der Sondereintrittspreis von einem Euro soll als Spende der Restaurierung eines Boulle-Schranks aus dem 19. Jahrhundert zugute kommen.

So wurde es zu einem erfolgreichen, sonnigen Tag mit vielen staunenden Augen und Ohren, einem gefangenen Dieb und zahlreichem Publikum jeden Alters für die Meininger Museen in Zusammenwirkung mit dem Meininger Theater.

Bilder