Intensivmediziner zur Coronakrise in Deutschland Auf manchen Intensivstationen nur ein Bett frei

red/
Intensivbett in einem Krankenhaus. (Symbolbild) Foto: dpa/Robert Michael

„Wir brauchen jetzt an dieser Stelle eine Kontrolle der Infektionsdynamik.“ Ein Intensivmediziner der Berliner Charité warnt vor einer Überlastung des Gesundheitssystems.

 
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Berlin - Wegen steigender Corona-Infektionszahlen warnt ein Intensivmediziner der Berliner Charité vor einer Überlastung des Gesundheitssystems - auch zu Lasten von Patienten mit anderen Krankheiten. In einigen Regionen gebe es nur noch zehn Prozent freie Kapazitäten, sagte Steffen Weber-Carstens am Donnerstag in Berlin. „Was bedeuten zehn Prozent? Die durchschnittliche Größe der Intensivstationen ist zehn bis zwölf Betten. Das bedeutet: pro Intensivstation genau ein Bett“. Dies werde auch vorgehalten für Patienten zum Beispiel mit Schlaganfall oder Unfällen - und für Covid-19-Patienten. „Das ist die Situation, wie sie im Moment ist.“

„Wir brauchen jetzt an dieser Stelle eine Kontrolle der Infektionsdynamik. Sonst werden wir das in Zukunft auf den Intensivstationen nicht mehr adäquat leisten können“, sagte der Mediziner. Im Moment laufe man „sehenden Auges in eine Spitzenbelastung“ wie es sie zum Jahreswechsel gegeben habe oder noch darüber hinaus. Es gelte jetzt, das Erreichte nicht zu verspielen: Bislang sei das „Absaufen“ des Gesundheitssystems vermieden worden.

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Patienten würden von stark belasteten Regionen bereits in andere Regionen umverteilt, Thüringen etwa habe strategische Patientenverlegungen angefragt, schilderte Weber-Carstens, der zur wissenschaftlichen Leitung des Divi-Intensivregisters gehört. Dass viele Kliniken bereits wieder planbare Eingriffe verschöben, bedeute auch für Nicht-Covid-19-Patienten eine erhebliche Einschränkung der Versorgung.

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