Integration Zuwanderer beschreiben in neuer Broschüre ihre Werte

Werte werden benannt, haben für jeden eine individuelle Bedeutung. Foto: Marina Hube

20 Teilnehmer aus zwölf Ländern erstellen derzeit eine Broschüre, in der sie die unterschiedliche Bedeutung von Werten beschreiben. Vorgestellt werden soll sie am Weltflüchtlingstag am 20. Juni im Ilmenauer Rathaus.

 
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Ali Rahmani ist Afghane mit iranischen Wurzeln. Als Flüchtling kam er nach Deutschland. Integration ist ihm wichtig. Er hat gelernt, dass dieser ein Verständnis füreinander vorausgeht. Das beginnt schon bei der Bedeutung von Wörtern. Mit den vielen Fragen, die er hatte, wandte er sich an Jutta Ewald, die seit neun Jahren in der Flüchtlingshilfe im Ilm-Kreis aktiv ist.

Gemeinsam überlegten sie, wie das Werteverständnis auf eine Ebene gehoben werden kann. Dabei entstand das Werte-Raum-Projekt „Lust auf Werte“, das im Rahmen der lokalen Partnerschaft für Demokratie gefördert wird und in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule seine Umsetzung fand.

Etwa 20 Teilnehmer aus zwölf Ländern ließen sich darauf ein und werden Seiten einer Broschüre füllen, in der sie erklären, welche Bedeutung für sie ein bestimmter Wert hat. Meist sind es Zuwanderer, die zu Wort kommen. Den Sprachkurs haben sie mit recht unterschiedlichem Erfolg belegt. Es soll ein niedrigschwelliges Angebot sein, damit sich alle Menschen mit diesem Thema auseinandersetzen können. In deutsch, englisch und der Sprache des jeweiligen Herkunftslandes beschreiben sie in wenigen Sätzen, welche Bedeutung ein bestimmter Wert hat.

Katja Nonn ist Koordinatorin der lokalen Partnerschaft für Demokratie Ilm-Kreis (LAP). Sie sagt: „Mit dieser Broschüre würde sich der Kreis erweitern, der darüber reden kann.“ In den Kulturen werden verschiedene Werte unterschiedlich gefüllt. Manche setzen Erfolg mit Macht und Geld in Verbindung, für andere ist Erfolg das Ergebnis einer Leistung, derer es großer Anstrengung bedurfte. Andere wiederum würden noch eine andere Definition für sich finden.

Anja Hahn ist Sozialpädagogin und seit 2017 Dozentin an der Volkshochschule Arnstadt-Ilmenau. Beim Umgang mit dem Wertethema haben viele einen solchen Begriff genannt, den sie in ihrem Land vermisst haben. Da war ein junger Mann aus dem Irak, der Unabhängigkeit wählte. Er sieht für sich, dass man hier angstfrei seine Meinung äußern kann und es gibt die freien Wahlen. Eine Frau aus China wählte den Begriff Freiheit. Sie schätzt an Deutschland die Offenheit und Toleranz. Es sind Dinge, die sie im Heimatland vermissen, sagt Anja Hahn.

Die Sozialpädagogin sagt, dass sie es manchmal erlebt, dass man dasselbe sagt, aber sich etwas anderes dahinter verbirgt. So sei der Begriff Gleichberechtigung bei allen Teilnehmern bekannt, man weiß darüber und dennoch redet man im Kurs nicht mit Frauen. Oder es zeigt sich, dass Ehrlichkeit ein sehr dehnbarer Begriff sein kann. „Man muss im Dialog sein, damit es gut funktionieren kann.“ Dass das Projekt über Werte bei ihr auf dem Tisch lag, habe sie sehr gefreut. „Es kann aber nur ein Impuls sein.“ Für Anja Hahn gehört das Thema Werte mit in den Orientierungskurs, der nach einem Integrationskurs besucht werden kann, um nach einem Test eine Einbürgerung zu erlangen. Auch in der Schule sollte das Thema Werte mehr Aufmerksamkeit erhalten.

Am 20. Juni wird der Weltflüchtlingstag begangen. In diesem Rahmen soll die Broschüre, die in Zusammenarbeit mit Unicopy Ilmenau entstanden ist, im Ilmenauer Rathaus vorgestellt und übergeben werden.

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