Nach Angaben des Innenministeriums in Islamabad sind seit 2012 fast 150 Impfhelfer und begleitende Polizisten getötet worden. "Genau darin liegt das Problem", erklärt Impfhelferin Dschhangir Syed aus der Stadt Mardan im Nordwesten des Landes. "Wenn die Menschen sehen, dass militante Gruppen die Kampagne angreifen, denken sie, dass es etwas Schlechtes ist und sie in Schwierigkeiten bringen könnte."
Ausgerechnet neue Entwicklungen im weit entfernten Washington könnte es den Impf-Teams künftig noch schwerer machen. Kurz nach seiner Amtseinführung kündigte US-Präsident Donald Trump den Ausstieg aus der WHO an. Fachleute warnen seitdem vor schwerwiegenden Rückschlägen bei der Bekämpfung von globalen Krankheiten. "Jede Verringerung des Engagements eines Partners gefährdet das Ziel einer poliofreien Welt", sagt Oliver Rosenbauer von der WHO.
Mehr Aufklärung benötigt
Für Mohsen Hamid, der in Pakistan eine Datenbank für Polio verwaltet und Impf-Teams begleitet, ist klar, dass er trotz der wachsenden Herausforderung nicht aufgeben will. "Ich habe gesehen, wie die Taliban jemanden vor meinen Augen erschossen haben", erinnert sich der junge Mann. "Aber es hat mir noch mehr Entschlossenheit für meine Arbeit gegeben." Zudem glaubt er, dass es in den Gemeinden mehr Aufklärung über die Relevanz von Polio-Impfungen geben sollte. "Analphabetismus ist dabei ein großes Problem", betont er.
Im Dorf Shirin Kotey muss man die Bewohner nicht mehr überzeugen. Seit Abids Erkrankung lassen die Menschen ihre Kinder dort impfen. Auch Abids Mutter setzt sich immer wieder bei ihren Nachbarn dafür ein. "Die Erkrankung meines Sohnes kann ich nicht mehr rückgängig machen", sagt sie. "Aber andere Kinder möchte ich vor dem Schicksal bewahren."