Industriedenkmal 100 Jahre alte Fabrik – noch voll funktionsfähig

Hans Schmidt vom Barchfelder Heimat- und Geschichtsverein (links) nahm den Spendenscheck der Bürgerstiftung von Kuratoriumsmitglied Jens Klische (rechts) entgegen. Mit dabei waren Bürgermeister Ralph Groß (Mitte), Vizebürgermeisterin Susanne Schaft und Joachim Preß von der Bürgerstiftung. Foto: Heiko Matz

Die ehemalige Fabrik Malsch &Volkert in Barchfeld ist ein technisches Denkmal, das es so in der Region kein zweites Mal gibt. Am Sonntag, 12. September, kann das Zeitzeugnis der Industriegeschichte besichtigt werden.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Barchfeld - Wenn Hans Schmidt vom Barchfelder Heimat- und Geschichtsverein den Schalter umlegt, beginnt der Motor zu rattern und die Riemen und Wellen, die die Maschinen in der gesamten Halle antreiben, drehen sich. Die ehemalige Fabrik Malsch & Volkert nahe des Barchfelder Schlosses ist knapp 100 Jahre alt, wurde seit ihrer Gründung kaum modernisiert und ist – und das ist wirklich eine Besonderheit – noch voll funktionsfähig. Theoretisch könnten auf den Pressen nach wie vor Ösen und Hohlnieten aus Messing und Stahl für Schuhe produziert werden.

Damit das so bleibt, hat die Bürgerstiftung des Wartburgkreises 1000 Euro gespendet, mit denen der Geschichtsverein neue Transmissionsriemen kaufen konnte. Die alten Riemen waren arg in die Jahre gekommen, berichtete Hans Schmidt bei der offiziellen Scheckübergabe.

Der Kontakt zur Bürgerstiftung war über Joachim Preß zustande gekommen, der sich die Fabrik privat anschaute und sofort begeistert war von diesem Zeitzeugnis der Industriegeschichte. „Und er hat uns im Stiftungskuratorium überzeugt, dass das gut angelegtes Geld ist“, erzählte Jens Klische.

Wichtig für die Bürgerstiftung sei, dass von den Vereinen auch immer eine Eigenleistung erbracht werde. Und das hat der Heimat- und Geschichtsverein getan. „Uns ging es um das Material, die Montage haben wir selbst übernommen“, berichtete Hans Schmidt. Aktuell erneuerten die Vereinsmitglieder zudem die Fensterläden.

„Der Heimat- und Geschichtsverein investiert viel Zeit und Geld in dieses Denkmal und dafür sind wir als Gemeinde sehr dankbar“, betonte Ralph Groß (CDU), Bürgermeister von Barchfeld-Immelborn. Geplant sei, das Denkmal noch häufiger, beispielsweise für Touristen, die auf dem Werratalradweg unterwegs sind, zu öffnen.

Die Firma Malsch & Volkert wurde 1924 von Techniker Otto Malsch und Buchhalter August Malsch in einem Wirtschaftsgebäude, das zum Steinschen Schloss gehörte, gegründet. Sämtliche Maschinen wurden von einem Elektromotor über Transmissionen angetrieben.

Alle für die Produktion erforderlichen Werkzeuge wurden im Haus konstruiert und im eigenen Werkzeugbau hergestellt, ist auf der Internetseite des Heimat- und Geschichtsvereins zu erfahren.

Neben den beiden Firmeninhabern, die mitgearbeitet haben, waren im Schnitt sechs Schlosser, zwei Hilfsarbeiter und ein kaufmännischer Angestellter in der Firma beschäftigt.

Im Jahr 1958 trat die Tochter von August Volkert, Martha Amm, als Teilhaberin ein. Sie führte ab 1976 den Betrieb bis zu dessen Schließung im Jahr 1990 allein weiter. Seit 1994 steht die Fabrik unter Denkmalschutz.

Zum Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 12. September, öffnet der Heimat- und Geschichtsverein das Industriedenkmal. Interessierte sind von 13 bis 17 Uhr willkommen.

Autor

Bilder