2000 neue Leute finden
Womit das Thema endgültig beim allgemein beklagten Fachkräftemangel angekommen ist. Immerhin sollen laut Zentgraf mit dem stückweisen Aufbau der Produktion in Arnstadt etwa 2000 Mitarbeiter hier Arbeit finden. Gegenwärtig seien etwa 700 bis 800 Menschen in dem Werk beschäftigt – darunter etwa 250 Mitarbeiter der chinesischen Maschinenbau-Lieferanten, die hier die Produktionslinien aufbauen. „Deshalb werden Sie im Stadtbild von Arnstadt oder beim Einkaufen einige Chinesen sehen.“ Stehen die Produktionslinien, würden dann andere eigene CATL-Mitarbeiter kommen und die künftigen Kollegen anlernen.
So gesehen ist der Termin einer Industrie zum Anfassen – Industrie-Intouch – auch eine gute Gelegenheit, sich auch nach möglichem Personal umzuschauen. Schließlich hängen am Firmengelände riesige Plakate, mit denen für eine Bewerbung geworben wird. Und der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen, Ralf Pieterwas, kann damit werben, dass die Region mit 106 Industrie-Beschäftigten pro 1000 Einwohner eine hohe Industrie-Dichte habe. Gerade auch deshalb müsse man für Nachwuchs sorgen. Nach seinen Angaben haben hier ganz aktuell in der Altersgruppe zwischen 25 und 35 Jahren noch rund 99 000 Beschäftigte einen praktischen Berufsabschluss, während es in der Altersgruppe 55 bis 65 Jahre noch 159 000 seien: „Wir verlieren Beschäftigte an die akademische Ausbildung“, sagt Pieterwas. Auch deshalb sei man stolz darauf, dass sich für die Azubi-Touren bei Industrie-Intouch in diesem Jahr 263 junge Leute angemeldet haben.
Das Thema Personal hat auch angesichts der Geschichte dieses Standorts in Arnstadt eine gewisse Bedeutung. Denn das „alte“ Werk gegenüber dem riesigen Neubau ist dem Reporter noch von früheren Terminen und Protesten her bekannt, als hier erst Bosch-Solar und dann auch Solarworld dichtmachten. Nach der Entscheidung vor vier Jahren für den Standort Thüringen zog CATL schließlich im Juni 2019 in der einstigen Solarzellen-Fabrik ein. Eine Zukunftstechnologie löste eine andere ab.
Unbezahlbare Energie
Dafür, dass die neue Zukunftstechnologie länger hält, muss denn auch ein ganz aktuelles Problem irgendwie gelöst werden: Die Energieversorgung. Denn Batterien für Elektroautos herzustellen, ist eine aufwendige Sache: „Wir brauchen nicht nur Reinraum-Bedingungen wie es sie auch bei der Solarzellen-Fertigung gab, wir müssen auch die Luftfeuchtigkeit konstant niedrig halten“, sagt Zentgraf. Etwa 50 Prozent der Energieversorgung benötige man als elektrischen Strom, die andere Hälfte als Prozesswärme. Das alles sei auf Nutzung von Erdgas ausgelegt. Das habe er auch Thüringens Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke) erst kürzlich erklärt: Verglichen mit den Erdgaspreisen, die vor einem Jahr vereinbart wurden, sei man jetzt schon bei Mehrkosten von 1300 bis 1600 Euro pro Auto-Akku. Auch aus diesem Grund sei man froh, dass Thüringen fieberhaft daran arbeite, die Energieversorgung seines größten Gewerbegebietes neu aufzustellen. „Wobei das finanziell darstellbar sein muss – und auch zeitlich“, sagt der Manager. Es läuft wohl alles auf Wasserstoff hinaus, wobei sich hier noch ein weiteres Problem auftut: Wasserstoff sei für vorhandene Kraftwerke nicht verwendbar, er müsse zuvor mit aus der Luft gefiltertem CO2 zu Methan CH4 verarbeitet werden. Aber auch in dieser Hinsicht wollen die „europäischen Chinesen“ Druck machen.