Indien-Hilfe Hoffnung – über den Tellerrand hinaus

Bildung ist lebenswichtig. Durch einen harten Lockdown wegen der Pandemie gab es in Indien jedoch 600 Tage lang keinen Unterricht. Foto:  

Ulrich Mang ist gerade aus Indien zurückgekehrt. Wie der christliche Verband EC dort insbesondere benachteiligten Mädchen hilft, darüber berichtete er in der Kaltenwestheimer Kirche. Das berührte die Rhöner.

 
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Kaltenwestheim - Er ist der Mann der neuen Pfarrerin Katrin Mang – und oft unterwegs. Nicht nur unter der Woche, wo Ulrich Mang (36) als Referent für Sozial-Missionarische Arbeit beim Deutschen Jugendverband „Entschieden für Christus“ (EC) zwei bis drei Tage im Bürodienst in Kassel arbeitet. Er besucht zudem zwei- bis dreimal im Jahr für zwei Wochen Regionen der Welt, mit denen eine christliche Entwicklungszusammenarbeit des EC besteht: Indien, Nepal, Litauen.

„Was machst du da eigentlich und wieso?“, haben ihn – den erst kürzlich mit seiner Frau in die Rhön zugezogenen Baden-Württemberger – die Kaltenwestheimer immer wieder gefragt. Und so kam es, dass er jüngst in die Laurentiuskirche Kaltenwestheim eingeladen hatte, um genau das zu zeigen. „20 Gäste waren gekommen, wir haben den Vortrag unter 3G-Regeln abgehalten. Meine Bilder, Videos und Erläuterungen dauerten eine Stunde – aber viele waren auch danach noch äußerst interessiert“, erzählt Ulrich Mang. Da manche Interessierte eben an diesem Tag verhindert gewesen seien, wurde sogar schon um eine Wiederholung seines sehenswerten Vortrages gebeten.

Ulrich Mangs Thema ist die soziale Gerechtigkeit in Verbindung zum Glauben. „Der motiviert, herauszugehen und Liebe zu zeigen“, formuliert er. Mang kümmert sich um Projekte in den genannten Regionen. Für das Patenschaftsprogramm mit Indien zum Beispiel wirbt er gern – „denn das geht nicht ohne andere Menschen.“ Auch mit dem Vortrag konnte er nun werben für ein Land, das zwar fern von Kaltenwestheim, aber ihm sehr am Herzen liegt. „Hoffnung schenken, das ist unsere Kurzbotschaft“, sagt der Theologe und Ethnologe. Und zwar Hoffnung, die über den Tellerrand des eigenen Heimatlandes hinausschaut.

Vor knapp drei Wochen ist Ulrich Mang von seinem jüngsten Besuch in Indien zurückgekehrt. Auch dort sind die Folgen der Pandemie zu spüren – teils ähnlich wie in Deutschland und eigentlich doch so ganz anders. Weil die Rahmenbedingungen des Lebens dort ganz andere sind, erklärte er seinen Zuhörern in der Laurentiuskirche. Die Kinder in Indien waren 600 Tage nicht in der Schule. Für sie noch weit schlimmer als etwa für Kinder in Deutschland.

Die Projekte des EC kümmern sich insbesondere um die „Unberührbaren“ – Kinder aus Familien, die weniger gut gebildet sind und schlechten Zugang zu allem haben. Ob technische Infrastruktur oder Nahrungsmittel, es fehlt an allem. Schulen und Wohnheime wurden im Lockdown geschlossen. Wie aber sollen Kinder im Homescooling lernen, wenn die Eltern selbst nicht lesen und schreiben können? Wie sollen sie digitale Angebote nutzen können, wenn es bei vielen Geschwistern höchstens ein Smartphone gibt, mit dem man Zugang dazu haben könnte? Von was sollen sie eigentlich (über)leben, wenn in den Zeiten der Pandemie auch die Arbeit der Eltern nicht mehr möglich ist? Es hat in Indien einen harten Lockdown gegeben, der es den Ernährern der Familie oft unmöglich machte, sich auswärts in Fabriken zu verdingen.

Das Kastenwesen, so erklärte Ulrich Mang weiter, gebe es in Indien seit den 50er Jahren nicht mehr – doch das Kastendenken ist geblieben. Und insbesondere Mädchen stehen unter einem Stigma. Der EC kümmert sich deshalb besonders um benachteiligte Mädchen der „Unberührbaren“.

Die Bilder der Projekte und die Dankbarkeit dafür, die Ulrich Mang sie in Kaltenwestheim zeigte, hinterließen bei den Besuchern in der Kirche offenbar großen Eindruck. „Spontan wurde aus der Gruppe heraus Geld gesammelt, das unserer Nikolausaktion in Indien und Nepal zugute kommt“, freut sich der Mann der Pfarrerin. Im vergangenen Jahr war „viel humanitäre Hilfe geleistet worden, mit verteilten Lebensmittelpaketen. In diesem Jahr wollen wir mit der Nikolausaktion besonders sportliche Dinge finanzieren – Fußbälle, Volleybälle, Ausrüstung für den Volkssport Cricket, Musikinstrumente.“ Unterstützt werden sollen damit insbesondere jene, die in die Projekte zurückkehren wollen – denn unter und nach Corona ist es wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen wieder Mut fassen und weiter etwas für ihre Bildungschancen tun wollen, sagte Ulrich Mang.

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