In Zella-Mehlis Museumsschätze werden auch digital erfasst

André Diller

In den Museen der Stadt Zella-Mehlis werden jetzt erste Schritte zur Sammlungsdigitalisierung unternommen. Zwei Mitarbeiter sind im vergangenen Herbst geschult worden, um die Daten zu erfassen.

 
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Museumsmitarbeiterin Jessica Keil bei der Eingabe von Objektdaten in die digiCult-Datenbank. Foto: /André Diller

Die städtischen Museen in Zella-Mehlis – dazu gehören die Beschußanstalt, die Gesenkschmiede und das Heimatmuseum im Ortsteil Benshausen – müssen sich den Herausforderungen der Digitalisierung stellen und die damit verbundenen Möglichkeiten zur Optimierung des eigenen Wirkungskreises nutzen. Kern musealer Arbeit ist das Beschaffen, Erforschen, Bewahren und Präsentieren materieller Zeugnisse von Menschen und ihrer Umwelt. Das schließt die sachgerechte Erfassung und Dokumentation ein. Gelangen Einzelobjekte und Konvolute durch Kauf, Schenkung oder Leihgabe in den Besitz der Museen, wird deren Erhalt in Eingangsbüchern handschriftlich erfasst.

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Nach festgestellter Sammlungswürdigkeit werden die Objekte mit Inventarnummer und beschreibenden Parametern in das Inventarverzeichnis eingetragen. Die Erfassung des Objektbestandes ist kein Selbstzweck, sondern dient neben der Erkenntnisgewinnung vor allem auch schneller Wiederauffindbarkeit innerhalb der oft riesigen musealen Sammlungen. Alleine die Stadtmuseen Zella-Mehlis beherbergen in ihren Ausstellungsräumen und Depots fast 30 000 Objekte, deren Verbleib ohne ordnungsgemäße Dokumentation kaum nachvollzogen werden könnte. Der Inventarisierungsprozess wurde dabei bislang analog durchgeführt, das heißt durch schriftlichen Vermerk in fortlaufend nummerierten Inventarbüchern sowie durch sachkundige Beschriftung und Ablage von Karteikarten in dafür vorgesehene Kästen.

digiCult heißt die Onlinelösung

Die ausschließlich handschriftliche Ablage hat allerdings den Nachteil nahezu exklusiver Wahrnehmbarkeit innerhalb des eigenen Hauses. Planen Museen beispielsweise thematische Ausstellungen, mussten diese bislang in langwierigem Schriftverkehr anfragen, ob andere Häuser passende Exponate zur Verfügung stellen können – vorausgesetzt man hatte überhaupt Kenntnis von der Existenz potenzieller Leihgeber. Auch sind Präsentationsmöglichkeiten, etwa auf Internetplattformen, nahezu ausgeschlossen.

Der Verbund digiCult, ein Zusammenschluss von mehr als 200 Museen und Sammlungen zur Erfassung und Publikation ihrer Bestände, stellt mit der gleichnamigen Plattform digiCult.web eine Onlinelösung für die Erfassung und Verwaltung von Objekten zur Verfügung. Grundpfeiler des Systems ist ein sogenanntes Repository-Archiv (ein Aufbewahrungsort), in das Nutzer alle Objekt-Informationen, die auf Karteikarten erfasst wurden, hinterlegen und speichern können. Vorteile sind neben der digitalen Objektsicherung eine zügige Auffindbarkeit, jederzeitige Bearbeitungs- und Aktualisierungsmöglichkeiten sowie eine Vielfalt der Datenverwertung auf externen Plattformen. Dazu zählen etwa das Europeana-Netzwerk und die Deutsche Digitale Bibliothek, aber auch Museumswebsites, wissenschaftliche Datenbanken, Online-Kunstgalerien, Blogs und Spezialforen.

System ersetzt die Karteikarte nicht

Der Austausch erfährt durch die Schaffung dieses Datenpools einen Aufschwung, der vertiefter Forschung zugutekommt, flexible Formen der Kooperation schafft und schlussendlich dem Publikum neue Einsichten eröffnet. Das System ersetzt dabei nicht die Registrierung auf der Karteikarte. Diese wird ihre Funktion als Ersterfassung, analoges Backup und Langzeitspeicher behalten. Zwei Mitarbeiter der städtischen Museen Zella-Mehlis wurden Ende Oktober 2024 in den Grundfunktionen von digiCult unterwiesen.

Der Prozess der Sammlungsdigitalisierung wird viel Zeit in Anspruch nehmen. Herausforderungen bilden vor allem der Datenabgleich mit teilweise Jahrzehnte alten Karten, die Lesbarkeit der Handschriften unterschiedlicher Autoren, die Daten- und Textanpassung auf heutigen Standard sowie die Erstellung von zeitgemäßen Bildmaterial für fast 30 000 Objekte. Neben der Erfassung aller Objektdaten in digiCult werden die Karteikarten außerdem mit Unterstützung des Museumsverbandes Thüringen und dessen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek angesiedeltem Digitalisierungsteam mit einem professionellen Multiscanner, über den ein zügiger Karteikarten-Scan gewährleistet wird, in eine digitale Form überführt.

Die ersten 10 000 Karten wurden bereits eingereicht, weitere folgen sukzessive im Laufe des Jahres. Für das Museumsteam heißt es im Zuge der Digitalisierung, die Karteikarten händisch mit den Segnungen des 21. Jahrhunderts vertraut zu machen.