Impfpflicht Es fehlt die Klarheit und damit auch der Respekt

Uwe Leder. Foto: ari Foto:  

Daran, dass das Impfen der Weg aus der Pandemie ist, lässt Uwe Leder keinen Zweifel. Den Weg, die Impfpflicht für das Personal im Gesundheitssektor durchzusetzen, sieht der Geschäftsführer des SRH Zentralklinikums Suhl allerdings mit gemischten Gefühlen.

 
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Suhl - Die Impfpflicht, die auch unter den Mitarbeitern im SRH Zentralklinikum heiß diskutiert wird, tritt am 16. März in Kraft. Aber noch gibt es dazu viel zu viele Unklarheiten. Und zu viele offene Rechtsfragen. Und das führt zu einen Dilemma – sowohl für das Zentralklinikum als auch für jeden einzelnen Mitarbeiter, der zurzeit noch nicht geimpft ist. Aktuellen Erhebungen zufolge, haben momentan knapp zehn Prozent der rund 1400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Klinikums keinen Impfschutz. Würden die zirka 140 betreffenden Ärzte, Pfleger, Schwestern, Techniker, Verwaltungsmitarbeiter und so weiter ab Mitte März nicht mehr arbeiten dürfen, wären die Auswirkungen spürbar.

„Wir müssten den Betrieb in dem Maße reduzieren, wie die Mitarbeiter uns verlassen müssen, die Bettenzahl würde reduziert und die medizinische Leistungsfähigkeit heruntergefahren. Wir würden uns dann auf die dringenden Fälle einigeln und die Notfallversorgung aufrechterhalten. Aber mit den bislang gewohnten Kapazitäten würde das Klinikum vorerst nicht mehr fahren können“, entwirft Uwe Leder das Szenario für den Fall, dass die Impfpflicht so kommt, wie sie derzeit diskutiert wird. Wenn sie denn diskutiert wird.

Momentan herrscht allgemeine Verwunderung darüber, dass es zu einer Entscheidung von einer solchen Tragweite wie es die Impfpflicht für das Personal in Kliniken und Pflegeheimen ist, eine solch große Funkstille in Politikerkreisen gibt. Auch für den Geschäftsführer es Zentralklinikums ist das keine gute Situation.

Er kann den Beschäftigten keine klaren Auskünfte geben. „Wir brauchen unbedingt Gewissheit. Und da ist die Bundespolitik gefragt.“ Zu viele Fragen seien offen. Jene zum Beispiel: Gibt es Lohnfortzahlungen? Oder: Wie wird die Haftungsfrage beantwortet, wenn der Träger, also die SRH, ungeimpfte Mitarbeiter nach dem 16. März beschäftigt, für die das Gesundheitsamt noch kein Betretungsverbot für das Klinikum ausgesprochen hat? Dass so viel noch nicht geklärt ist, sei enttäuschend, sagt Uwe Leder. Unklarheiten auszusitzen, sei respektlos den betreffenden Mitarbeitern gegenüber, die in den vergangenen Wochen und Monaten so viel geleistet hätten.

Zusätzliche Schichten waren and er Tagesordnung. Und die meisten Mitarbeiter haben auch Familie und Angehörige, um die sie sich kümmern müssen. Das alles anzuerkennen, dafür komme von der Politik eindeutig zu wenig. Uwe Leder denkt da vor allem an die Entbürokratisierung und daran, die Verdienstmöglichkeiten zu verbessern.

Zu hoch gepokert?

„Die Mitarbeiter haben sich auch durch die schwersten Zeiten durchgekämpft und waren immer leistungsbereit. Und keiner von ihnen hat das Handtuch geworfen. Auch jene nicht, die möglicherweise ab 16. März nicht mehr in ihrem Beruf arbeiten dürfen. Das nenne ich Respekt vor den Patienten und vor dem Unternehmen. Und einen ebensolchen Respekt haben sie auch von der Politik verdient“, so der Geschäftsführer. Dass das Klinikum wegen der Impfpflicht Personal verlieren könnte, ist eine Seite der Medaille. Die andere ist die wissenschaftliche Grundlage dafür.

Wie der Geschäftsführer betont, sei das Impfen zweifellos der richtige Weg, „denn hätten sich nicht so viele Menschen impfen lassen, dann wären wir nie aus der mehr als kritischen Situation rausgekommen. Und deshalb muss man all denen dankbar sein, die sich haben immunisieren lassen“. Ist anfangs davon ausgegangen worden, dass durch die Impfungen die Übertragung des Virus ausgeschlossen werden kann, mussten sich Politiker und Wissenschaftler eines Besseren belehren lassen. Gleichwohl haben die Impfungen ganz unzweifelhaft dazu beigetragen, dass es weit weniger schwere Krankheitsverläufe gab. Und auch die Virenlast bei einer möglichen Übertragung ist geringer.

„Wäre nun die Sicherheit gegeben, dass per Impfung gar keine Ansteckung mehr passieren kann und gäbe es wieder ein Virus, das sehr schwere Krankheitsverläufe erzeugt, dann könnte man im Brustton der Überzeugung sagen, dass das Impfen ein Muss sein muss – für alle“, so Uwe Leder. So aber ist das schwierig für alle. Genauso schwierig, wie mit politischen Korrekturschleifen leben zu müssen, die für sein Empfinden viel zu lang seien.

Aus der Sicht des Geschäftsführers habe die Politik zu hoch gepokert als sie davon ausging, dass Beschäftigte in Kliniken und Heimen sich impfen lassen würden, wenn es Pflicht werden würde, um ihren Beruf behalten zu können. Nun aber ist die Situation, wie sie ist. Auf der Seite der nicht Geimpften verfestigt sich die Meinung, dass der Staat die Impfpflicht nicht durchziehen könne. Jedenfalls nicht, ohne das Sozialsystem zu ruinieren.

Was am Ende tatsächlich passiert, wird davon abhängen, was in der Politik entschieden wird.

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