Auch das Hamburger Gewos-Institut stellte unlängst eine weiterhin ausgeprägte Kaufzurückhaltung fest. "Gegenwärtig sehen wir für den weiteren Jahresverlauf keine wesentlichen Änderungen der marktbestimmenden Faktoren", sagte Gewos-Experte Sebastian Wunsch.
Das Institut rechnet auf Grundlage der zum Halbjahr registrierten Deals nur noch mit rund 591.800 Kauffällen. Das wären knapp ein Viertel weniger Abschlüsse als im bereits schwachen Jahr 2022 - und der geringste Wert seit Beginn der gesamtdeutschen Zeitreihe im Jahr 1995. Bei den Kaufpreisen wird immerhin eine Stabilisierung zum Jahresende erwartet.
Ähnlich sah das zuletzt der Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp). "Es zeichnet sich eine Stabilisierung am Wohnimmobilienmarkt ab", sagte vdp-Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt. "Im Markt steigt das Vertrauen, dass die langfristigen Kreditzinsen nicht viel weiter steigen."
Verkäufe in Großstädten brechen ein
Sowohl in den Städten als auch in den ländlichen Regionen sanken die Preise im Schnitt im zweiten Quartal. Dabei gingen sie in Städten stärker zurück. Besonders deutliche Rückgänge im Vergleich zum Vorjahresquartal wurden in Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt am Main, Stuttgart und Düsseldorf verzeichnet. Hier verbilligten sich Ein- und Zweifamilienhäuser um 12,6 Prozent, für Wohnungen mussten Käufer im Schnitt 9,8 Prozent weniger zahlen als ein Jahr zuvor.
Dem Institut für Weltwirtschaft in Kiel zufolge halten sich Käufer und Verkäufer in den sieben Metropolen deutlich zurück. Im Vergleich zum Boom 2021 liegt demnach die Anzahl verkaufter Eigentumswohnungen im Quartalsvergleich derzeit über die Hälfte niedriger. "Besonders dramatisch ist die Entwicklung im Neubausektor, wo die Anzahl der Verkäufe um über 80 Prozent abgestürzt ist."
Nachfrage nach Wohnraum bleibt hoch
Zugleich bleibt die Nachfrage nach Wohnraum hoch, nicht zuletzt wegen der Zuwanderung, während der Neubau wegen gestiegener Zinsen und teurer Baumaterialien stockt. So legte beispielsweise Deutschlands größte Wohnungsgesellschaft Vonovia vorerst den Bau Zehntausender geplanter Wohnungen auf Eis.
Vor dem Wohnungsbaugipfel am Montag im Kanzleramt forderten Verbände die Bundesregierung zu schnellem Handeln auf. "Weiter steigende Zinsen und immer höhere Baukosten ergeben eine toxische Mixtur", sagte der Präsident des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA), Andreas Mattner. Wichtig sei mehr planerischer und finanzieller Spielraum für den Immobilienbranche. Die Bundesvereinigung Bauwirtschaft forderte, "die Regierung muss sofort handeln und investive Impulse für den Wohnungsbau schaffen."
Der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) sowie der Eigentümerverband Haus & Grund warfen der Bundesregierung vor, die Nöte und Forderungen der Branche zu ignorieren und erteilten dem Gipfel eine Absage.