Um das zu verhindern, koordinierte das Landratsamt in Apolda – das den Ilmtal-Radweg vermarktet – Gespräche mit den drei Partnern Ilm-Kreis, Weimar und Weimarer Land sowie mit allen Anrainerkommunen. Jeder Poller- und Schrankenstandort wurde daraufhin auf seine Notwendigkeit geprüft.
Im Juni 2021 übernahm der Qualitätsbeauftragte des Weimarer Landes für den Ilmtal-Radweg, Volker Schaedel, eine Vorprüfung. Zu dem Zeitpunkt sei aber das Poller-Problem großteils schon gelöst worden, sagte er auf Nachfrage unserer Zeitung.
Insbesondere wurde zwischen dem Schutz der Radfahrer vor motorisiertem Verkehr und der Gefahr vor allem für Radfahrer mit Anhängern abgewogen. Danach wurden über die Hälfte der Poller- und Schrankenstandorte zurückgebaut, die verbliebenen immerhin zur verbesserten Wahrnehmung farblich markiert. Die Kosten dafür betrugen 8500 Euro. Den Rückbau übernahmen zum Großteil über die Bau- und Betriebshöfe der Kommunen.
Rückbau länger geplant
Der Rückbau war sogar schon vor zwei Jahren, im Sommer 2020, auf die Tagesordnung gekommen. In Ilmenau war damals, bis Frühjahr 2021, noch Alexander Grube der städtische Fahrradbeauftragte (heute Abteilungsleiter im Stadtbauamt). Aus seinen Unterlagen geht hervor, dass allein auf Ilmenauer Gemarkung sieben solcher Gefahrenquellen beseitigt wurden. So wurden in Langewiesen viermal Poller von ihren Standorten entfernt: An der Randstraße, an der Ilmbrücke zur kleinen Straße, am schmalen Weg neben der Gehrener Straße und an der Gasse zur Kleinen Straße. Dabei handelt es sich aber zum Teil auch um Stellen, an denen der Radweg später umverlegt wurde.
In Stützerbach wurde am Grenzgraben ein Blumenkübel entfernt, der mittig auf einer Brücke stand. Auch in Gräfinau-Angstedt wurden zweimal Poller (vor und nach der Ilmbrücke am Sportlerheim) entfernt. Es gab aber auch Standorte, an denen das Entfernen von Schranken nicht möglich war: Kurz vorm Annawerk wurde eine zweiflügelige Schranke zumindest ausreichend ausgeschildert und die Engstelle mit Bodenmarkierungen gekennzeichnet.
Im Ilm-Kreis wurden noch weitere Gefahrenstellen beseitigt. Bei Stadtilm wurde eine Schranke auf dem Rollborn entfernt. Ebenso wurden zwei Schranken in einer Kurve an der Klunkermühle Dienstedt geschleift, teilte Franziska Thomas vom Tourismus-Amt Weimarer Land auf Nachfrage unserer Zeitung mit.
Neben den Gefahrenstellen wurden bei der Qualitätsprüfung auch Oberflächenbeschaffenheit, Routenführung, Wegweisung, Sehenswürdigkeiten und Marketing bewertet. In Sachen Oberflächenbeschaffenheit sieht Volker Schaedel noch Verbesserungsbedarf zwischen dem Schullandheim Dörnfeld und Cottendorf sowie zwischen Kleinhettstedt, Dienstedt und Barchfeld. Kritik gab es auch an der Wegeführung über die Bundesstraße bei Griesheim.
Im Oktober 2021 waren ADFC-Prüfer den Radweg zumindest stichprobenartig abgefahren und hatten Volker Schaedels Bestandsaufnahmen nachgeprüft. Ergebnis: Für drei weitere Jahre ist der Radweg mit vier Sternen ausgezeichnet und darf das Zertifikat Qualitätsradroute des ADFC tragen.
Oft sinnfreie Hindernisse
Alles in allem überwiegt denn die Freude nach der gelungenen Re-Zertifizierung des Ilmtal-Radwegs, auch bei den Mitgliedern der hiesigen ADFC-Ortsgruppe Ilm-Kreis. Deren Vorsitzender Peter Schütz meinte, es sei „angenehm gewesen“, dass viele Poller- und Schrankenprobleme nun ohne große Diskussionen nun gelöst wurden, auch wenn dabei die Zertifizierung und nicht die Unfallgefahr im Vordergrund gestanden habe. Der ADFC Ilm-Kreis hatte schon länger verlangt, dass die störenden Poller beseitigt werden sollen, zumal sie an vielen Stellen „keinen Sinn gemacht haben“, so Schütz. Wobei im Weimarer Land noch deutlich mehr Poller entfernt worden seien als im Ilm-Kreis.
Man begrüße aber auf jeden Fall den Willen der drei Partner (Weimar, Weimarer Land, Ilm-Kreis) zur Zertifizierung – denn das sei ja ein „Will“ und kein „Muss“. Zumal das Landkreis-Trio auch Zertifizierungskosten von rund 6000 Euro zahlt, die man sich teilt – und sich dafür wieder über eine deutschlandweite Vermarktung des Radwegs durch den ADFC freuen und auf viele Radler und Touristen hoffen kann.
Der Ilmtal-Radweg sei zudem mittlerweile der einzige ostdeutsche Radweg mit einer Sterne-Zertifizierung, gibt Schütz zu bedenken. Andere Radwege wie der Werra-Radweg oder der Radweg Berlin–Kopenhagen hatten wohl die strengeren Auflagen gescheut und sich nicht erneut zertifizieren lassen.
Am 1. Mai soll nun bei einer Radler-Veranstaltung des Ilm-Kreises und des ADFC am Baumbachhaus in Kranichfeld die Urkunde übergeben werden. Die Erstzertifizierung des Ilmtal-Radwegs, aktuell wahrscheinlich der beliebteste Radweg Thüringens, war im Jahr 2011. Bisher gelangen alle früheren Re-Zertifizierungen problemlos.