Höchster Ausstoß seit 21 Jahren Waldbrände sorgen für Rekord-CO2-Emissionen im Amazonas

Markus Brauer

Im Amazonasgebiet sind im Februar rund 3200 Waldbrände registriert worden – ein neuer Rekord. Die Flammen in Brasilien, Venezuela und Bolivien sorgen für den höchsten CO2-Ausstoß seit mehr als zwei Jahrzehnten.

 
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Ein großes Feuer wütet in einer Eucalyptus-Plantage nahe Salto de Pirapora, einer Gemeinde im Bundesstaat São Paulo in Brasilien (Achivbild). Foto: Imago/Fotoarena/Cadu Rolim

Aufgrund von zahlreichen Waldbränden im Amazonasgebiet ist der Kohlenstoffausstoß in mehreren Ländern Südamerikas im Februar so hoch gewesen wie seit 21 Jahren nicht mehr. In Brasilien, Venezuela und Bolivien sind für diesen Zeitraum die bisher höchsten Emissionswerte seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2003 gemessen worden, wie der Copernicus-Atmosphären-Überwachungsdienst (CAMS) der EU mitteilt.

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Trockenheit, wenig Regen, hohe Temperaturen

Besonders in der Amazonasregion herrscht seit Mitte 2023 laut CAMS eine außergewöhnliche Trockenheit, die durch geringe Niederschläge und hohe Temperaturen bedingt ist und dadurch eine erhöhte Waldbrandaktivität in der gesamten Region geschaffen hat.

So wurden im Amazonasgebiet nach Angaben des brasilianischen Instituts für Weltraumforschung (Inpe) im Februar über 3200 Brände erfasst – die höchste Zahl für diesen Monat seit Beginn des Datensatzes von 1999. Im Vorjahresmonat waren es demnach etwas mehr als 1000 Brände. Die Hochsaison für Waldbrände im Amazonasgebiet liegt normalerweise im September und Oktober.

Deutlich mehr Waldbrände

In den tropischen Regionen Südamerikas sei ein deutlicher Anstieg der Waldbrände und der damit verbundenen Emissionen festgestellt worden, teilte der leitende Wissenschaftler von CAMS, Mark Parrington, mit. Demnach lagen die Emissionswerte in Brasilien für den Monat Februar bei geschätzten 4,1 Megatonnen Kohlenstoff, im Vorjahresmonat waren es etwa 1,1 Megatonnen.

Mehr als die Hälfte davon – etwa 2,3 Megatonnen – entfällt auf den nördlichen Bundesstaat Roraima, der größtenteils vom Regenwald bedeckt ist und an Venezuela und Guyana grenzt. Die Brände in Venezuela emittierten in dem gleichen Zeitraum laut CAMS fast 5,2 Megatonnen Kohlenstoff (3,3 im Vorjahresmonat) und in Bolivien 0,3 Megatonnen (0,15 im Vorjahresmonat).

Der Copernicus-Atmosphären-Überwachungsdienst der Europäischen Union überwacht Waldbrände und deren Emissionen mithilfe von Satellitenbeobachtungen aktiver Brände. Der Ausstoß von Kohlenstoff wird dabei anhand der Feuerintensität geschätzt. Der Datensatz reicht mehr als 20 Jahre zurück.

Weltweite Vernichtung von Wäldern

Die weltweite Zerstörung von Wäldern hat einem neuen Bericht zufolge im vergangenen Jahr zugenommen. 2022 sei die globale Zerstörung von Wäldern im Vergleich zu 2021 um vier Prozent gestiegen, heißt es in einem aktuellen Umweltbericht. Dabei seien 2022 insgesamt 6,6 Millionen Hektar Wälder verloren gegangen – eine Fläche fast so groß wie Bayern. 96 Prozent davon sei in tropischen Regionen vernichtet worden.

Gebrochene Versprechen

Der Report verweist auf die öffentlichen Versprechen von Ländern, Unternehmen und Investoren: Demnach soll bis 2030 ein Ende der Waldvernichtung erreicht werden und zudem sollen bis dahin 350 Millionen Hektar geschädigter Landschaften und Wälder wieder hergestellt werden. Diese Vereinbarungen wurden in den vergangenen Jahren auf mehreren internationalen Treffen erstellt.

Vom Ziel des Stopps der Waldvernichtung sei die Welt 2022 aber weit entfernt gewesen, heißt es weiter. Vor allem Landwirtschaft, Straßenbau, Brände und kommerzielles Holzfällen seien die Treiber der Zerstörung.

2022 lag die globale Bruttoabholzung dem Bricht zufolge 21 Prozent über dem Wert, der erforderlich wäre, um die Entwaldung bis 2030 zu beenden. Die Datenlage zu den weltweiten Wiederherstellungsbemühungen der Wälder sei schlecht. Auch ein globaler Überblick über die natürliche Walderholung fehle (mit dpa-Agenturmaterial).