Wolfgang Queck mit einem seiner (mittlerweile verschenkten) Gemälde. (Foto: Doris Hein)
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In Steinach hat man Hobbykünstler eingeladen, ihre Arbeiten in der Kunst-Etage des Schiefermuseums zu zeigen. Dem sind Lieselotte Brätschkus, Wolfgang Queck, Werner Aderhold und Dietmar Bäz gefolgt.
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Unlängst ist Silvio Queck bei Loreen Jacobi, der Leiterin von Steinachs Touristinformation, mit einem Gemälde seines Vaters Wolfgang vorstellig geworden. Ob man dessen Werke nicht einmal ausstellen könne, wollte er wissen. „Man kann“, fand die Tourismusexpertin. Schließlich steht die Kunst-Etage in den Räumen oberhalb des Deutschen Schiefermuseums gerade leer. Und so wird dort am Freitag, 2. August, die nächste Ausstellung eröffnet. „Steinacher Hobbykünstler“ ist sie überschrieben. Malen können die vier Teilnehmer alle. Jeder auf seine ganz individuelle Art und doch alle so eindrucksvoll, dass sie und ihre Werke diese besondere Präsentation verdient haben.
Da wäre zunächst der, dessen Gemälde den Stein ins Rollen gebracht haben: Wolfgang Queck. Als Alleinunterhalter ist er etwa beim Mittelstraßenfest der Feuerwehr alljährlich Garant für gute Stimmung. Dass er auch malen kann, darüber wussten jedoch bisher nur wenige Bescheid. Schuld am Hobby war Wolfgangs Onkel in Gera. Er war nicht nur von Beruf Maler und Tapezierer, er malte nebenher auch Ölbilder. Als er in den 1960ern aus gesundheitlichen Gründen damit aufhören musste, schenkte er Farbe und Zubehör dem Neffen in Steinach.
In der Schulzeit habe er angefangen, sich Grundlagen der Malerei anzueignen, erzählt Queck. Er malte und malt bis heute, was ihm gefällt. Meist nach Vorlagen wie Postkarten oder Fotos von Berlin, Dresden, Österreich. Und natürlich sein Steinach. Dabei malt er seine Landschaften so natürlich wie möglich – und nur in Öl. Aquarelle sind nicht sein Ding, sagt er. Die Wände in seiner Wohnung sind momentan leer, denn die Werke befinden sich alle in der Kunst-Etage. Da er keine Bilder von anderen Leuten zurückholen wollte, hat er manches einfach für die Ausstellung neu gemalt. Etwa das Bild von der Fuchsfarm, das im Original eben dort hängt.
Auch Freizeit-Maler Dietmar Bäz bekundete in der Touristinformation sein Interesse an einer Ausstellung. Der gebürtige Lauschaer hat schon als Schüler im Zeichenunterricht bei Käthe Buchhold gerne zum Pinsel gegriffen. Auch das Technische Zeichnen später in der Berufsschule lag ihm, denn er hatte ein gutes räumliches Verständnis. Das Talent lag wohl ein wenig in der Familie. Seine Mutter hat ihm jedenfalls erzählt, auch ihr Onkel habe gemalt. Als Bauer hatte er aber kaum Zeit dafür. Und so hat die Mutter dann eben den Sohn immer wieder ermutigt. Beim Maler und Grafiker Günter Dührkop auf der Eller hat er gelernt. Der wollte ihm sogar einen Platz an der Kunsthochschule in Berlin vermitteln. Doch Bäz war froh, nach seiner Armeezeit endlich wieder zu Hause zu sein. Gemalt hatte er dort übrigens auch.
Aber er hat auch öfter große Mal-Pausen eingelegt und mehrfach seinen Stil geändert. Im Urlaub auf Mallorca ist er mit einem älteren Mann ins Gespräch gekommen, der ihn zur Acrylmalerei animiert hat. „Das geht schnell, da wird die Farbe rasch trocken“, schwärmt Bäz. Selbst „geschossene“ Fotos sind oft die Grundlage seiner Bilder. Die Mutter hat viele davon verschenkt. Der Vater hat ihm eine Staffelei und wiederholt auch Rahmen für seine Gemälde gebaut. Dessen handwerkliches Talent hat wohl einer von Dietmars Söhnen geerbt. Das Malen hingegen scheint keinem der beiden zu liegen.
Seit Bäz im Ruhestand ist, malt er wieder mit Ölfarben. Rund 120 Öl- und Acrylbilder sind in den vierzig Jahren seines künstlerischen Schaffens bisher entstanden. Im Sommer ist er meist auf Motivsuche, im Winter steht er dann an der Staffelei. Auch wenn ihm Dührkop einst gesagt hat, bei Tageslicht male es sich am besten – dafür, so Bäz, gibt es heute gute LED-Beleuchtung. Das Licht, das Dührkop in seinen Bulgarien-Bildern eingefangen hat, beeindruckt Bäz allerdings noch immer. Und so versucht er, ähnliches in seinen Mallorca-Bildern zu erreichen. Seine Werke hängen sowohl im eigenen Haus als auch bei Mutter und Bruder. Und obwohl es im Garten gerade wieder grünt und blüht und er in diesem etwa für Blumensträuße häufig passende Motive findet, kribbelt es noch nicht wieder in den Fingern zum Malen... Doch auf die Ausstellung und die Reaktionen der Besucher ist er schon gespannt.
Nummer drei der Hobbykünstler ist Werner Aderhold. Er stammt ursprünglich aus Hergisdorf im Mansfelder Land. Zur Malerei hat er durch Herrn Hennemann gefunden, der in seinem Heimatort den Malzirkel der Schule geleitet hat. Damals kaufte er sich seinen ersten Ölmalkasten... Beim Studium an der Ingenieurschule für Forstwirtschaft in Schwarzburg hat er seine spätere Frau Ingeborg kennen- und lieben gelernt und ist ihr von Sachsen-Anhalt in ihre Heimat nach Thüringen gefolgt, wo er im Forst über viele Jahre beruflich sehr eingespannt war. In jener Zeit habe er kaum gemalt, nur ab und zu als Ausgleich und dann vor allem fürs Kinderzimmer, erinnert er sich.
Im neuen Umfeld hat er sich auf vielen Gebieten mit eingebracht – als Sänger in Hasenthal und Steinach, im Thüringerwald-Verein und als Kirchenrat der Brunnenstadt. Nach dem Eintritt in den Ruhestand hat Aderhold in Neuhaus am Rennweg Volkshochschulkurse bei Sylvana von Ende belegt. Von ihr habe er das Handwerk des Malens gelernt – wie man Farben richtig mischt, dass man die Tiefen zuerst malt... Heute malt er Bilder, bei denen ihn das Thema anspricht, darunter Blumen in großer Vielfalt. Sein Gemälde einer jungen Frau am Strand, das in der Ausstellung zu sehen ist, bezeichnet er als Hommage an seine Frau, wie sie 1978 zum Sohn im Kinderwagen schaut. Im Bild der alten Freunde, nach einem Gemälde von Eduard von Grützner, sieht er sich selbst als Förster. Der Künstler in ihm, so Aderhold, hat sich noch nicht ganz entfaltet. Gerne würde er malen wie die Impressionisten. Er mag Claude Monet und Max Liebermann...
Einer von Aderholds Fans ist Lieselotte Brätschkus – die einzige Frau unter den Ausstellungsteilnehmern. „In unserer Familie ist immer gemalt worden“, erzählt sie. Früher, in Zeiten ohne Fernseher und ohne Handy, hat der Vater oft gesagt: „Komm, wir malen“. Und dann saßen sie einander am Tisch gegenüber, in der Mitte das Modell – beispielsweise eine Lampionblume in einer Kugelvase. Ein Bild vom Vater, gemalt auf Holz, hat sie unlängst auf dem Boden gefunden. Und dann gab es noch dessen Bruder, der in den Alpen als Lüftlmaler sehr aktiv war...
In der Schule beeindruckte sie der Lehrer Willy Matthäi, den Steinachern als „Fünf-Minuten-Maler“ bekannt. Auch Lieselotte selbst malt recht flott, und zwar ganz unterschiedliche Themen, vom Schmetterling oder Händen über Gesichter und Blumen bis hin zum Blick aus dem Fenster aufs Steinacher Schloss oder zu Motiven von Kreta, wo sie oft ihren Urlaub verbrachte. „Aber ohne Eingebung geht nichts“, betont sie. Ihr Lieblingsmaler ist Caspar David Friedrich, der Romantiker, aber ein wirkliches Vorbild hat sie nicht. Sie malt, was ihr gerade in den Sinn kommt, und freut sich, dass sie dabei einfach abschalten kann. Den Malzirkel, in den sie Matthäi schicken wollte, hat sie übrigens nicht besucht. Wenn sie eine Inspiration hat, geht sie schnurstracks zur Staffelei, nimmt ihre Farbtuben und legt los. Aber sie schaut sich auch gerne Gemälde genau an, denn „man kann ja noch so viel lernen“.
Loreen Jacobi ist froh, dass sich die Künstler gewissermaßen von selbst gefunden haben. Ihre Bilder haben sie schon vor Tagen in den Ausstellungsräumen platziert. Die Vernissage beginnt am Freitag, 2. August, 17 Uhr auf dem Schlosshof. „Ich werde mich um die musikalische Umrahmung kümmern“, hat Allroundtalent Wolfgang Queck versprochen.
Nach dem offiziellen Teil kann dann jeder im Obergeschoss die neue Ausstellung in Augenschein nehmen und gerne auch mit den Künstlern selbst ins Gespräch kommen. An diesem Tag ist der Eintritt übrigens frei. Anschließend kann zu den Öffnungszeiten des Deutschen Schiefermuseums, also immer Dienstag bis Samstag von 13 bis 17 Uhr, gegen Zahlung des üblichen Eintrittspreises fürs Museum nicht nur dieses, sondern auch die Sonderausstellung besucht werden, und zwar bis 2. November.
Jacobi und die Künstler hoffen auf reges Interesse. Und vielleicht, so die Tourismusfrau, kann man aus der Idee, die Werke von Hobbykünstlern zu präsentieren, ja sogar eine richtige Tradition werden lassen, denn in Steinach gibt es vermutlich noch viel mehr Menschen, die in ihrer Freizeit einem kreativen Hobby nachgehen und die ihre kleinen oder großen Kunstwerke auch gerne einmal in der Öffentlichkeit vorstellen würden. Anfragen schadet jedenfalls nicht...