Historicum Harry Potter trifft auf Captain Kirk

Annett Recknagel

„Phantastische Welten“ zeigt das Historicum in Schmalkalden. Eine Sonderausstellung in Deutschlands einziger öffentlich zugänglichen Privatsammlung von Zinnfiguren.

 
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Helena Gampe im grünen Gewand von Professor Minerva McGonagall war sich ganz sicher: „Jedes Kind liebt Harry Potter.“ Mathias Vester als Crewmitglied aus dem Star Trek Universium hielt dagegen: „Wie viele Generationen kennen das Raumschiff Enterprise?“ und kassierte einen Punkt für sich. Und trotzdem ist so ein Zauberstab viel handlicher als irgendeine Energiewaffe, konterte Helena Gampe. Zudem mache ein Ritt auf einem Besen viel Spaß. Und Hogwarts habe schon eine lange und ehrenhafte Tradition. Die Sternenflotte aber auch, warf Vester ein und war bei der Lichtgeschwindigkeit angekommen.

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Wie dem auch sei – sowohl Harry Potter als auch Kirk und seine Crew haben ihren Platz in der neuen Sonderausstellung im Historicum Zinnfigurenmuseum in Schmalkalden. Ihr Titel „Phantastische Welten“. 300 Ausstellungsstücke sind dazu zu sehen. Und man sollte schon ganz genau hinschauen. Dann nämlich entdeckt man Peter Pan und Alice im Wunderland oder den Zauberer der Smaragdenstadt, selbst Gulliver bei den Liliputanern ist hinter Glas gut zu erkennen. Dazu gesellen sich Batman, Spiderman, sämtliche Figuren aus „Harry Potter“ und dem „Raumschiff Enterprise“. Auch den ein oder anderen „Bekannten“ aus „Herr der Ringe“, „Games of Thrones“ oder „Krieg der Welten“ kann man entdecken. Die Vitrinen sind übersichtlich angeordnet und gut beleuchtet. Ein Besuch in der untereren Etage des Zinnfigurenmuseums lohnt sich – wobei das für das gesamte Museum gilt. Zur Eröffnung der Sonderausstellung am Samstag feierte Stefan Gampe zudem den zehnten Geburtstag seines Historicum Zinnfigurenmuseum. Am 7. Dezember 2012 war es eröffnet worden. Damals mit 10 000 Figuren. „Die haben sich mittlerweile verdoppelt“, erklärte Gampe sichtlich stolz. Unter anderen sei die Amerika-Abteilung im Dachgeschoss dazu gekommen. Seiner Sammelleidenschaft sei Dank. Die ist längst noch nicht gestillt. Gampe plant eine Erweiterung der Ausstellung im Nachbarhaus, das er kürzlich gekauft hat. Über ein Jahr lang will er seinen Gästen jetzt erst einmal die Möglichkeit bieten, in „Phantastische Welten“ einzutauchen. Dank des Dachverbandes der Deutschen Gesellschaft der Freunde und Sammler kulturhistorischer Zinnfiguren, KLIO, ist die Sonderschau möglich. Ganz bewusst klammerte man die geschichtliche Seite der Zinnfiguren aus.

Mit der neuen Thematik – Phantastische Welten – sollen Familien mit Kindern, Gruppen und Schulklassen angezogen werden und erkennen, dass Zinnfiguren weitaus mehr als Geschichte darstellen. „Wir Menschen neigen dazu, Phantasiegebilde zu erschaffen, um nicht zuletzt Ängste von uns weg zu bringen“, meinte Gampe. Phantasiewelten hätten auch immer einen Bezug zur Gegenwart. Denn auch dort würden Themen wie Gut und Böse, Freundschaft und Liebe, die es in der realen Welt gibt, verarbeitet.

„Welche Phantasie muss man haben, um ein solches Museum zu errichten?“, hinterfragte der Vorsitzende der KLIO, Rainer Berthold, zur Eröffnung der Sonderausstellung und zollte Stefan Gampe seinen Respekt. Mit seiner Phantasie tauche man in andere Welten ein und das sei seiner Meinung nach einfach wunderbar, denn die Realität könne ab und an deprimieren. In der Phantasiewelt gelinge es recht gut, Lebensfreude zu tanken. Zinnfiguren, so Berthold, ließen den Alltag vergessen und seien die pure Erholung. „Das Sammeln von Zinnfiguren sollte man sich ärztlich verschreiben lassen“, steht für ihn fest. Uwe Peter als Kurator der Ausstellung wies darauf hin, dass nicht alle Figuren aus Zinn seien. Etliche seien durch Drei-D-Druck entstanden. Das aber wäre eine sehr gute Ergänzung zu den Zinnfiguren. Peter hofft, dass die Gäste durch den Besuch der Sonderausstellung sich in ihre Kindheit und Jugend zurückversetzen können. Denn auch bekannte Buch- und Comicfiguren sind zu sehen. Nicht zuletzt soll die Vielfalt der Modellfiguren gezeigt werden. Die Ausstellung wird bis zum Jahresende 2023 in Schmalkalden zu sehen sein