Durch den Verfall der syrischen Lira in den vergangenen Monaten hätten sich die Lebensmittelpreise verdreifacht, sagte Witschel. Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie könnten nicht abgefedert werden. Viele Menschen könnten gerade einmal die Hälfte dessen decken, was sie als Mindestmaß zum Überleben bräuchten.
Eltern verzichteten auf Nahrung, um ihre Kinder ernähren zu können, sagte Witschel. "Auch die Mahlzeiten werden kleiner oder fallen ganz aus." Die Menschen verschuldeten sich, um Lebensmittel kaufen zu können. "Es gibt wachsende Probleme mit Kinderarbeit oder Zwangs- und Frühverheiratung. Das zeigt, wie verzweifelt die Menschen sind."
Sie hätten zudem nicht die Mittel, sich vor dem Corona-Virus zu schützen. "Das sind Worst-Case-Bedingungen", erklärte der Hilfskoordinator. "Die Menschen leben dicht gedrängt in überfüllten Camps ohne Möglichkeit, Abstand zu halten, ohne Schutz, ohne Desinfektionsmittel und ohne vernünftige medizinische Versorgung." Die offiziell vergleichsweise niedrige Anzahl der Corona-Fälle sei nicht realistisch, da in der Region kaum getestet werden könne.
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