Hilfsaktion Es schnappt und rüpelt wieder

Am Schwanenteich gab es nicht nur Schwäne: Das ganze Federvieh hatte seine Heimat bei der Flut an der Ahr verloren. Foto: /ari

Der Schwanenteich in Bad Bodendorf ist ein beliebtes Ausflugsziel für Familien aus dem Ahrtal. Die Flut hat ihn zerstört. Inzwischen ist dort viel aufgeräumt worden. Sogar die ersten Tiere sind schon zurückgekehrt. Dennoch ist da noch immer viel zu viel Schlamm.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Sie sind wieder da, die ersten, alten Bewohner des Schwanenteichs, der doch viel mehr ist als ein Teich für Schwäne: Rüpel, Schnappi und die anderen Gänse, die sich vor einem Wohnwagen tummeln, der am Rande des Geländes steht. „Rüpel und Schnappi haben ihre Namen nicht von Ungefähr“, sagt Christina Bliss. Sie ist so vertraut mit den Tieren, dass sie es trotzdem wagen kann, zu ihnen ins Gatter zu steigen. Natürlich ist auch dieser Wohnwagen eine Spende.

Dass die Tiere wieder hier stehen, ist in mehrfacher Hinsicht ein gute Nachricht – und macht gleichzeitig deutlich, warum es am Schwanenteich jetzt ziemlich schnell gehen muss.

Erstens zeigt ihre Anwesenheit, wie viel am Schwanenteich schon geschafft worden ist. Das sieht man schon, ehe man die Tiere sieht und hört, weil auf dem Weg dahin ganz viel nicht mehr zu sehen ist, was hier vor ein paar Wochen noch lag: das Autowrack, das die Flutkatastrophe vom 14. und 15. Juli hier angespült hatte, ist weg. All die Baumreste sind weg. All die Ruinen der Tierbehausungen sind weg. Der Schwanenteich war durch die Flut an der Ahr völlig zerstört worden.

Zweitens unterstreicht der Tumult im Gatter, dass selbst inmitten des Chaos, das an der Ahr noch immer herrscht, hier inzwischen sogar so etwas wie ein Stückchen Normalität für Familien in greifbare Nähe rückt. Denn das ist der Schwanenteich, jenseits dessen, dass er eine Art Tierpark des kleinen Bad Bodendorf ist: ein beliebtes Ausflugsziel für Groß und Klein, das von Menschen aus der gesamten Region gerne besucht wird. Und wer jetzt hier her kommt, kann nun immerhin schon wieder Gänse sehen. Dazu noch ein paar Enten.

Bliss – die dem geschäftsführenden Vorstand des Vereins angehört, der diesen Tierpark betreibt – und alle anderen Vereinsmitglieder sowie viele andere Helfer treibt das fröhliche Gegacker der Gänse allerdings eben auch zum zügigen Weiterarbeiten an. Auch wenn den Tieren das gar nicht bewusst sein kann, dass es hier um sie geht.

Diese Art von Wassergeflügel, sagt Bliss, sei von der Natur nicht dazu geschaffen worden, um den ganzen Tag auf ihren recht kleinen Füßen zu stehen. Die Tiere bräuchten möglichst schnell wieder die Möglichkeit, sich in einen Teich zu setzen, sich dort auf dem Wasser treiben zu lassen, am besten freilich im Schwanenteich, der eigentlich aus zwei Teichen besteht, die unmittelbar nebeneinander liegen. Deshalb soll zumindest der kleinere der beiden Teiche bis zum Winter wieder Wasser führen.

Kann das gelingen? An diesem Tag setzen etwa zwanzig Männer und Frauen sehr viel Muskelkraft dafür ein, um dieses Ziel zu erreichen. Männer und Frauen, die keine Vereinsmitglieder sind. Sie gehören zu den vielen Helfern aus ganz Deutschland, die noch immer an die Ahr kommen, um zu tun, was dort gerade getan werden muss. Sie melden sich an einem zentralen Sammelpunkt und werden von dort aus zu verschiedenen Hilfseinsätzen über die Region verteilt, je nachdem, welche Bedarfe bei diesem Sammelpunkt angemeldet werden.

Die Not ist vielerorts an der Ahr noch so groß, sodass am Ende nicht überall die Manpower stehen kann, die jeweils erbeten worden war. Doch diejenigen die kommen, werden dann umso herzlicher begrüßt. „Diese Initiative ist genial“, sagt Bliss. „Hier meckert keiner, hier krempelt jeder die Ärmel hoch.“

Diejenigen, die an diesem Tag am Schwanenteich helfen, schippen schweren, konterminierten Flutschlamm aus dem Teich, der bald wieder sauberes Wasser führen soll. Mit Schubkarren transportieren sie ihn dann ab. „Dieses Zeug ist furchtbar nass und schwer“, sagt Bliss, die selbst Gummistiefel trägt, an denen der Schlamm klebt. In den nächsten Tagen soll noch einmal mit schwerem Gerät viel mehr Schlamm aus dem Teich geholt werden. Doch vorher muss ein Teil des Schlamms per Hand abgegraben werden, weil die erwarteten Maschinen sich sonst festzufahren oder zu versinken drohen. Mehrfach ist das bei den Aufräumarbeiten in den bewaldeten Teilen von Bad Bodendorf schon passiert.

Für die nächsten Monate sind die Pläne für den Schwanenteich auch bereits ziemlich konkret. Während des Winter sollten die Zäune um das Gelände gestellt werden, sagt Bliss. Die sollten so konstruiert werden, dass sich alle Zaunelemente, die quer zur Fließrichtung der Ahr stehen müssen, sich im Falle eines neuen, drohenden Hochwassers schnell herausnehmen lassen, damit sich nie – wie bei der Jahrhundertflut geschehen – Treibgut auf dem Gelände staut, wodurch sich auch die Macht des Wasser noch weiter gesteigert hat. Dann sollen mobile Ställe folgen, die sich im Fall der Fälle schnell vom Gelände ziehen lassen. Im nächsten Sommer soll die Mehrheit der Tiere vom Schwanenteich wieder genau dort stehen. „Denn das Privatleute unsere Tiere aufgenommen haben, ist natürlich toll“, sagt Bliss. „Aber das kann kein Dauerzustand sein.“

Autor

Bilder