Sie sprechen hier stets von „wir“ - warum?
Meine Frau Birgit und ich kamen nach der Katastrophe gerade aus einem Polen-Camper-Urlaub, ich konnte für „Freies Wort hilft“ tags darauf durchstarten, sie musste wieder arbeiten. Diesmal aber hatten wir unsere traditionelle Herbst-Camper-Tour so gelegt, dass wir mit übersichtlichem Umweg vom Elsass, der Saar und Luxemburg neue und vorangegangene Spendenadressen vor Ort fragen wollten „Wie geht’s euch inzwischen?“Von Höhe Nürburgring die Eifel durch, das steile und lange Ahrtal abwärts, so ließ sich schon ahnen, dass diese steile Topografie wie ein Trichter die Regenmassen talwärts leitete. Etwa wie von unserem Schmiedefeld am Rennsteig bis nach Stadtilm. Nur viel enger und steiler alles.Im Minikühlschrank unseres selbst gebauten Vivaro-Campers hatten wir zehn Rouladen und Teig für Thüringer Klöße dabei, die wir auf unserem Propangaskocher servierfähig kredenzen konnten. Kleine Geste über das Spendenvermitteln hinaus und sehr, sehr begeistert angenommen.
Sie waren schon bei etlichen Projekten für „Freies Wort hilft“ im Einsatz. Was ist da bei Ihnen hängengeblieben?
Es ist heute so viel von Entsolidarisierung und Spaltung der Gesellschaft die Rede, aber ich erlebe eben vielfach auch das Gegenteil. Es rührt und fasziniert mich geradezu, dass unseren Spendenaufrufen so viele – pardon! – liebenswert „Verrückte“ immer und immer wieder riesige Unterstützung leisten. Die uns und unseren in Not befindlichen „Geholfenen“ zur Seite stehen, sind zumeist Menschen, die nicht mit dem sprichwörtlichen „goldenen Löffel im Mund geboren“ wurden.Glauben Sie mir, es ist auch ein gewisses, wirklich angenehmes Privileg dabei, wenn man – quasi mit dem Geld zumeist unbekannter Spender – zum „Südthüringen-Botschafter des guten Willens“ avanciert. Sozusagen von Altenfeld und Angstedt über Amerika bis zur Ahr (lacht). Es entschädigt für vieles, wenn man all die Bewegtheit, Dankbarkeit und herzlichen Umarmungen der „Geholfenen“ seinen Lesern im Heimatblatt hautnah durchreichen darf. Diesem Phänomen der scheinbar nie nachlassenden Hilfsbereitschaft will ich bis Weihnachten mein Büchlein „Gutmenschen“ widmen.
Worum soll es in dem Buch gehen?
Mir geht es um Erfahrungen, Erlebnisse und Bilanzen aus meinen fast zwei Jahrzehnten aktiver Mitarbeit im Verein „Freies Wort hilft“ und um Leistungen meiner Kolleginnen und Kollegen, die lange vor mir Großes für den Verein leisteten. Einfach, um den so bescheuert abschätzig umgenutzten Gutmenschen-Begriff vom Kopf auf die Füße zurückzustellen. Und um unseren seit Jahrzehnten so kontinuierlich spendenbereiten Leserinnen und Lesern gebührend dankend auf die Schultern zu klopfen. Ich sage Ihnen was: Für mein hier bereits angekündigtes Büchlein „Archiv des Außergewöhnlichen im Ilm-Kreis“ habe ich schon viel mehr Geschichten und „Tatorte“ gesammelt, als auf die geplanten fast 400 Seiten passen. Deren Fertigstellung musste wegen meines Ahr-Flut-Einsatzes einen Schritt kürzer treten. Aber was würden Sie an meiner Stelle tun, wenn Sie inmitten der Flut-Verwüstungen die bange Zukunfts-Unsicherheitsfrage ängstlich und unter Tränen gestellt kriegen: „Können Sie denn mit ihren Artikeln und Spendenaktionen noch möglichst lange dafür sorgen, dass man unser Schicksal hier nicht vergisst, wenn die nächsten fetten Schlagzeilen um die Ecke kommen?“ – Danke, dass ich hier die Möglichkeit bekam, mein Versprechen „Ja klar doch!“ einzulösen. Das Spendenkonto unseres Zeitungshilfewerkes bleibt sicher noch lange geöffnet.