Der kleine Malte muss auch beim Essen ständig gesichert sein Foto: Familie Sauer Seit zwei Jahren im Kindergarten
Seit zwei Jahren besucht der inzwischen vierjährige Malte den Kindergarten in Holzhausen. Die Einrichtung sei zwar kein integrativer Kindergarten, jedoch vollständig barrierefrei. Die integrativen Kindergärten in der Nähe könnten Malte wegen zu wenig Personal nicht aufnehmen. Das Ehepaar Sauer hatte mit einem Antrag bei dem Thüringer Ministerium für Familie erwirkt, dass Malte bereits mit zwei Jahren eine Kita besuchen darf, damit er mit seinem großen Bruder Jonas zusammen ist. Da es sich jedoch nicht um eine integrative Einrichtung handele, werde der Familie kein Fahrdienst zur Verfügung gestellt, erklärt Daniel Sauer. Um die tägliche Pflege kümmern sich fast ausschließlich die beiden Vollzeit arbeitenden Eltern. Es komme zwar täglich eine Intensiv-Pflegekraft für acht Stunden ins Haus oder als Begleitung in den Kindergarten, ihre Aufgabe sei es allerdings, zu beobachten und im Notfall einzuschreiten, nicht etwa zu pflegen. Familie Sauer selbst sagt, sie fühle sich „übersehen“.
Zu wenig Unterstützung von außen
Vater und Mutter bemängeln, dass sie zu wenig Unterstützung von außen bekommen haben. Sie sagen, es gebe keine Anlaufstelle für Angehörige, um ab der Diagnose vollumfänglich beraten zu werden. „Vor allem der Start war schwierig. Der erste Sozialberater in Jena meinte zu uns, wir könnten lediglich die Fahrtkosten nach Jena beantragen. Alles andere würde keinen Sinn ergeben, weil Malte ja ein Baby ist. Bei der Nachfrage nach Pflegegraden meinte er: Na ja, Babys brauchen eben Pflege“, erläutert Jana Sauer. Später gibt die Familie einen Pflegeantrag bei der AOK-Krankenkasse ab. Dort bekommt Malte Pflegegrad drei und die Familie das damit verbundene Pflegegeld.
Viele Anschaffungen sind nötig
Die Liste von Anschaffungen, die Familie Sauer laut eigenen Angaben zwingend benötigt, ist ebenso lang wie kostspielig. Für sie allein sei es unmöglich, alles zu finanzieren. Allein der erste der vier geplanten Bauabschnitte am Haus belaufe sich auf circa 100 000 Euro. In den Betrag für diesen Abschnitt fließen neben barrierefreien Außentüren, einem Dachstuhl sowie Bodenplatten auch Planungs- und Dachdeckerarbeiten hinein. Für diesen Ausbau habe die Familie verschiedene Institutionen um Unterstützung gebeten. Die Krankenkasse gebe einen Zuschuss von bis zu 4 000 Euro, mehr sei nicht möglich. Die Thüringer Aufbaubank stelle der Familie 10 000 Euro für den Bau zu Verfügung. Alle angefragten Stiftungen hätten abgelehnt, zum Teil mit der Begründung, man unterstütze nur Vereine oder Organisationen. Andere erteilten den Rat, man solle sich mit dem Problem an Funk und Fernsehen wenden. Damit müsste die Familie mehr als 80 Prozent der anstehenden Kosten, nur für diesen ersten Bauabschnitt, allein aus dem eigenen Geldbeutel zahlen.
Rechtsstreit und Anwaltskosten
Hinzu kommen noch Anwaltskosten für Widerspruchsverfahren. Die Familie beteuert, sie brauche einen Therapie-Buggy, damit sie sich mit Malte auch außerhalb einer gepflasterten Straße bewegen könne. Die Kosten hierfür betragen nach Angaben von Jana Sauer knapp 6000 Euro. Da sie allerdings einen Therapie-Buggy besitzen, lehnt das Sozialamt eine Zweitausstattung zunächst ab. Erst am 10. März dieses Jahres erhält die Familie den Bescheid, indem die Ablehnung revidiert und die Kostenerstattung eines verbesserten Therapie-Buggys bestätigt wird. Die Verfahrenskosten können erstattet werden.
Außerdem wird der Antrag auf eine Eins-zu-Eins-Betreuung im Kindergarten, die sich ausschließlich um Malte kümmert und ihn in den Gruppenalltag mit den anderen Kindern einbindet, vom Sozial- und Gesundheitsamt in Arnstadt zunächst abgelehnt. Im Dezember 2022 ändert sich dies. Insgesamt bekommt Malte 11,25 Stunden pro Woche eine persönliche Betreuung bewilligt. „Das reicht nicht aus für Malte“, beanstandet Daniel Sauer. Beide Elternteile sind sich sicher, dass Malte jemanden an seiner Seite benötigt, der sich den vollen Tag um ihn kümmert. Auch hier suchen Jana und Daniel rechtlichen Beistand, damit die mittlerweile eingestellte Erzieherin mit heilpädagogischer Zusatzqualifikation finanziert wird und Maltes Entwicklung fördern kann.
Der Weg in die Öffentlichkeit
Nach mehr als vier Jahren entscheidet sich Familie Sauer für einen Weg, den sie bisher gemieden hat: Sie wagt sich in die Öffentlichkeit und hat über betterplace.me – einer deutschen Online-Spendenplattform – einen Aufruf für den ersten Bauabschnitt am Haus gestartet. Auf ihrer Seite beschreiben die Eltern Malte und den Umgang mit der Krankheit wie folgt: „Unvorstellbar, wie ein menschlicher Körper dies aushält und dennoch freudig, emphatisch, einfach glücklich am Leben teilnimmt und unser Leben bereichert.“ https://www.betterplace.me/barrierefreiheit-anbau-fuer-malte
Auch unser Verein „Freies Wort hilft“ möchte die Familie unterstützen und ruft zu Spenden auf. Diese können Sie auf das Konto: IBAN: DE39 8405 0000 1705 0170 17 (Rhön-Rennsteig-Sparkasse.), Stichwort: „Malte Sauer“ überweisen.