Die Entscheidung ist erwartet knapp ausgefallen – auch eine knappe Mehrheit ist aber eine Mehrheit. Deshalb sieht sich Hildburghausens Bürgermeister Tilo Kummer (Die Linke) einem Abwahlverfahren gegenüber. Denn der Stadtrat fasste am Donnerstagabend den dazu notwendigen Einleitungsbeschluss mit 17 von 23 Stimmen, weil er damit die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit erreichte. Außer der Fraktion Die Linke stimmten im Sitzungssaal der Stadtverwaltung alle Fraktionen und Einzelmitglieder für die Beschlussvorlage. Kristin Obst (CDU) fehlte entschuldigt. Der Bürgermeister selbst durfte an der Abstimmung nicht teilnehmen, so sieht es das Kommunalrecht vor.  
Die Einleitung, über welche die Stadträte in der vorangegangenen Sitzung kontrovers und emotional diskutiert hatten, ist aber nur die erste Stufe des Verfahrens. In der zweiten Stufe müssen nun die deutlich mehr als 9000 Wahlberechtigten der über 11 000 Einwohner Hildburghausens über eine mögliche Abwahl Kummers abstimmen. Denn nur die Wahlberechtigten, die Kummer am 8. März 2020 überraschend bereits im ersten Wahlgang mit 51,8 Prozent gewählt haben, können ihn auch abwählen. Mindestens ein Drittel der Wahlberechtigten müssen dafür stimmen, um den Bürgermeister aus seinem Sessel zu hieven. Den Tag der Wahl legt  die Kommunalaufsicht in Abstimmung mit der Verwaltung der Stadt fest. Bei Kummers Sieg bereits im ersten Wahlgang hatte die Wahlbeteiligung bei 56,4 Prozent gelegen. 
Die Abstimmung, ob das Abwahlverfahren gestartet wird, verlief unter den Augen von circa 50 Zuschauern wenig spektakulär und nahezu emotionslos. Um 18.14 Uhr, also 13 Minuten nachdem die Sitzung wegen eines technischen Problems mit einminütiger Verspätung begonnen hatte, verlas Patrick Hammerschmidt (Pro Hbn) den Tagesordnungspunkt 5 „Antrag auf Einleitung eines Abwahlverfahrens nach § 28, Abs. 6 ThürKo“. Dieser Absatz besagt, dass ein Bürgermeister einer Gemeinde laut der Thüringer Kommunalordnung (ThürKo) abgewählt werden kann. Hammerschmidt, der die Stadtratsvorsitzende Kristin Obst als Sitzungsleiter vertrat, ließ anschließend abstimmen: 17 Ja-Stimmen, sechs Nein-Stimmen. Keine Regung im Saal und Hammerschmidt verlas sofort den nächsten Tagesordnungspunkt: Vorstellung der Machbarkeitsstudie „Altes Lehrerseminar“. 
Kristin Obst, die zur Mutter-Kind-Kur an der Ostsee weilt, hatte bereits zuvor gesagt, dass „der Souverän“, also die Wähler, über Kummers Zukunft entscheiden sollen. Der frühere Bürgermeister Steffen Harzer  ist „gedämpft optimistisch“, vertritt aber die Meinung, dass sein linker Parteikollege und langjähriger Landtagsabgeordneter Kummer auch nach dem Entscheid der Bürger noch im Amt sein wird.